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Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Titel: Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
Autoren: Ugo Bardi
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Reserven. Nun sind die Reservezahlen von zahlreichen Parametern (etwa vom Ausmaß der Explorationstätigkeit der beteiligten Firmen, dem Ölpreis oder der technologischen Entwicklung, um nur einige zu nennen) abhängig und daher permanenten Schwankungen unterworfen. Doch es gibt auch andere, weitaus menschlichere Gründe für die Volatilität der Zahlen, denn es wurde schlichtweg nicht immer die Wahrheit gesagt. (Die Börsenaufsichtsbehörde (SEC) der USA hat daher mittlerweile strenge Regeln erlassen, mit denen sie eine betrügerische Überzeichnung der Reserven verhindern will, während sie gleichzeitig Minderangaben als Ausdruck kaufmännischer Vorsicht toleriert.)
    Zwei Gründe waren hierfür maßgeblich: Zum einen haben die großen Ölfirmen lange Zeit nur Mindestmengen gemeldet, um den Aktienmärkten auf diese Weise ein attraktives Szenario vorzuspielen, nämlich eine stete Zunahme der Ölvorräte. Seit aber die größten Ölfelder ihre Reifephase erreicht haben, ist es damit definitiv vorbei.
    Zum anderen haben (als in einer Phase der niedrigen Ölpreise in den 1980er Jahren das System der OPEC-Quoten unter Druck geriet) viele Förderländer ihre Reserven künstlich hochgerechnet. Den Anfang machte dabei Kuwait, das 1985 einen Anstieg seiner nachgewiesenen Reserven von 64 auf 90 Gb verkündete, obwohl es keine nennenswerten Neufunde gemacht hatte. Andere Nationen schlossen sich erst später empört an, ausgerechnet als Kuwait 1987 seine Reseven nur moderat um weitere 2 Gb erhöhte. Abu Dhabi stockte seine Reserven um 28 Gb (von 31 auf 59 Gb) auf, der Iran erreichte plötzlich 93 Gb (vorher waren es nur 49 Gb) und der Irak verdoppelte seine Vorräte auf 100 Gb. Saudi-Arabien, das seine Reserven schon seit längerer Zeit künstlich in die Höhe schraubte, konnte dem kuwaitischen Vorstoß zunächst nichts entgegensetzen. Erst 1990 sah das Königreich den Zeitpunkt gekommen, nun seinerseits eine massive wundersame Vergrößerung seiner Reserven zu verkünden, um damit seine Stellung im OPEC-System zu sichern. Venezuela rechnete (entgegen der OPEC-Spielregeln) seine nichtkonventionellen Schwerölvorkommen dazu und hatte nun auf einmal Reserven von 56 Gb (gegenüber nur 28 vorher).
    Kurzum: Eine seriöse Abschätzung der tatsächlichen Erdölreserven ist dank dieser Praktiken und auf der Basis derartiger Zahlen zusätzlich erschwert.
    Ein weiterer kritischer Punkt, den es zu berücksichtigen gilt, wenn die noch vorhandenen Ölvorräte ermittelt werden sollen, ist die Kenntnis und Identifizierung der unterschiedlichen Erdöl- (und Erdgas-) kategorien. Grob vereinfachend werden Öl und Gas häufig in die beiden Kategorien »konventionell« und »unkonventionell« geschieden, wobei eine scharfe Trennung nicht möglich ist. Konventionelles Öl ist in der Regel billig(er) zu fördern und rasch verfügbar, während die Förderung unkonventioneller Öle nicht nur schwierig und kostspielig, sondern häufig auch umweltschädlich ist. Zu dem letztgenannten Pool werden folgende gerechnet:
Schweröle : Rohöle mit einem Dichtegrad von unter 17,5° API (der API-Grad ist ein Maß für die Rohöldichte des American Petroleum Institute) und Bitumen.
Ölschiefer und Schieferöl: Ölschiefer sind unreife Erdölmuttergesteine, aus denen Öl durch Erhitzen gewonnen werden kann; Schieferöl (auch als Tight Oil bezeichnet) ist Öl, das in unzureichend porösem und durchlässigem Gestein gebunden ist und erst durch das Verfahren des Fracking (Aufbrechen) freigesetzt werden kann.
Tiefseeöl: Vorkommen, die (je nach Definition) in Meerestiefen über 500 Metern liegen.
Polares Erdöl (und Erdgas): wenig untersuchte Vorkommen der Polarregionen; abgesehen von hohen Explorations- und Förderkosten liegen spezielle geologische Verhältnisse vor, die hauptsächlich Erdgas erwarten lassen.
Erdgasnebenprodukte (NGL, Natural Gas Liquids): Natürliche Flüssiggase wie Butan und Propan, die als Nebenprodukte bei der Erdölraffinierung sowie bei der Erdgasförderung anfallen. Dazu gehört auch das auf natürlichem Weg durch die Kondensation von Erdgas entstehende flüssige Gaskondensat, das weitgehend wie Rohöl verarbeitet werden kann.
Nichtkonventionelles Gas: zum Beispiel Flözgas, Gashydrate, Schiefergase.
    Die folgende Abbildung zeigt die Ölproduktion der Vergangenheit und versucht eine Prognose für die nahe Zukunft. Die ASPO (Association for the Study of Peak Oil and Gas) schätzt hier, dass der Peak für die Förderung konventionellen Öls im
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