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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0
Autoren: Markus Barth
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Anschnitt einen kleinen See, den man vor jedem Bissen abschütten musste. Durch den Verlust des Fetts wurde die Wurst immer mehr zu einer Art fleischiger Luftschokolade. Aber wegschmeißen konnten wir sie doch auch nicht. Es war schließlich «die Gute vom Aldi!».
     
    Wir hätten die Reste der Hartwurst wohl wieder mit nach Deutschland genommen, wenn ich nicht am siebten Tag, dem Tag unserer Abreise, von einem Schrei geweckt worden wäre. Mike stand vor unserem geöffneten Schrank und rief: «Oh mein Gott, man hat uns beklaut!» Ich sprang auf, Mike setzte ein entsetztes Gesicht auf und sagte: «Sie haben die Hartwurst mitgenommen!»
     
    Ich fragte nicht nach. Nicht einmal, als ich sah, dass sie wirklich
nur
die Hartwurst mitgenommen hatten.
    Was danach auf dem Bauernmarkt in Montpellier geschah, ist dort bis heute noch als «Der Zwischenfall mit den zwei ausgehungerten Deutschen» bekannt. Fragen Sie mal nach!

[zur Inhaltsübersicht]
PINGUIN , KÜCHENSCHABE UND CO .
    Immer, wenn ich Pferde sehe, stelle ich mir dieselbe Frage: Wie sehr muss dich der liebe Gott hassen, wenn er dir einen Rücken gibt, auf den genau ein Mensch passt? Ich weiß, viele Reiter glauben, es gibt für Pferde nichts Schöneres, als einen engbehosten Menschen mit lustigem Hut durch die Gegend zu tragen, aber ich habe da meine Zweifel. Kürzlich war ich auf einem Reiterhof, und ich schwöre: Die Pferde dort haben ständig nach einem Baum mit halbhohen Ästen Ausschau gehalten, mit dessen Hilfe sie sich des Sparkassendirektoren-Töchterchens auf ihrem Rücken hätten entledigen können.
    Ich glaube einfach nicht an diese ganz spezielle Freundschaft zwischen Pferd und Mensch. Oder haben Sie schon mal von Freunden gehört, die zueinander sagen: «Ich kann dich echt gut leiden!» – «Ich dich auch!» – «Super, dann trag mich!»
     
    Überhaupt habe ich immer öfter den Eindruck, dass Tiere uns Menschen weder als Freunde noch als Feinde wahrnehmen, sondern eher als gerade noch geduldete Nervensägen. Zum Beispiel mein Hund. Ich liebe Bärbel über alles, aber umgekehrt bin ich mir da manchmal nicht so sicher. Wenn ich Bärbel bei Facebook eine Freundschaftsanfrage schicken würde – ich weiß nicht, ob sie auf «akzeptieren» klicken würde. Bärbel ist ein Beagle und damit vom Charakter her eher eine Mischung aus Hund und Katze: Beagle sind heilfroh, wenn man sie einfach in Frieden lässt. Zu Hause geht es noch, da lässt sie sich ganz gerne streicheln. Es sei denn, ich streichle sie nicht genau in dem Neigungswinkel, den sie sich wünscht. Dann tapert sie mit einem «Was kannst du eigentlich?»-Seufzer beleidigt davon. Beim Spazierengehen ist es noch schlimmer. Ich nehme manchmal einen Ball mit und versuche, sie zum Spielen zu animieren. Dann werfe ich ihn, Bärbel schaut ihm hinterher, als wollte sie sagen: «Tja, mein Freund, dann schau mal, wer das Ding aus den Brennnesseln rausholt», und frisst weiter Hasenköttel. Unsere Spaziergänge haben etwas von Sonntagsausflügen mit pubertierenden Kindern: Sobald ich die Leine abmache, läuft Bärbel fünfzig Meter hinter oder vor mir, aber nie neben mir. Ich nerve sie nicht nur, ich bin ihr ganz offensichtlich peinlich.
     
    Besonders schlimm wird es für Tiere immer dann, wenn es Menschen besonders gut mit ihnen meinen. Man muss nur mal eine dieser nachmittäglichen Zoo-Dokus bei ARD und ZDF schauen. «Pinguin, Küchenschabe und Co.» und wie sie alle heißen. Meistens steht da ein Berliner Tierpfleger vor der Kamera und sagt gut gelaunt: «Ick habe hier für unsere Tijer ’ne Röhre mit Futter jebastelt. Da sin Fleischbrocken drinne, und die Öffnungen hab ick mit Stroh zujestopft. Wird ’n jroßer Spaß werden, da bin ick mir janz sicher!» Dann wirft er die Röhre ins Tiger-Gehege, und die Blicke, die sich die Tiere daraufhin zuwerfen, besagen in etwa Folgendes:
    «Oh Gott, er hat schon wieder was gebastelt.»
    «Gehst du hin?»
    «Nee, ich hab hier grade ein Sudoku angefangen.»
    «Nu mach schon, er hat sich solche Mühe gegeben! Guck mal, ’ne Röhre! Vielleicht sind ein paar Fleischbrocken drin!»
    «Natürlich sind da Fleischbrocken drin. Es sind jeden Tag Fleischbrocken drin! Und wie jeden Tag hat er die Öffnungen mit Stroh zugestopft – Überraschung!»
    Dann stecken die Tiger die Köpfe zusammen und ziehen ein Stöckchen. Der Verlierer-Tiger legt sein Rätselheft weg und tappt gelangweilt auf die Röhre zu, macht das Stroh aus den Öffnungen, nimmt die Fleischbrocken raus und
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