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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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andererseits genausowenig, da er in einer Gesellschaft der Logik lebt und ein Teil von ihr ist. Und da sie so wenig vorteilhaft für ihn ist, würde er sich seiner Gabe zweifellos erst gar nicht bewußt werden.  Womit sich die Mutation als evolutionärer Fehlschlag erwiesen hätte und sich nie ausprägen könnte.“
    „Da kann ich Ihnen nicht zustimmen“, sagte Donal. „Denn ich selbst bin ein intuitiver Übermensch. Bei mir ist die Intuition bis zum Grade der Bewußtheit ausgeprägt. Ich verwende die Intuition so bewußt wie Sie die Logik, um zu einer Schlußfolgerung zu gelangen. Ich kann rückkontrollieren und dabei die eine Intuition gegen die andere abwägen, um die richtige und zutreffende zu finden. Und ich kann mit einem intuitiven Gedankengebäude zu einer intuitiven Schlußfolgerung kommen. Es ist ein einzelnes Talent – aber es multipliziert die Bedeutung und Wirksamkeit aller bisherigen menschlichen Fähigkeiten und fügt zudem durch sich selbst neue Faktoren hinzu.“
    Sayona lachte schallend.
    „Und da Ihnen diese Fähigkeit nach meiner eigenen Argumentation so wenig nützlich wäre, daß Sie sich ihrer nicht einmal bewußt werden könnten, folgt daraus, daß Sie meine eingangs gestellte Frage, ob Sie ein Übermensch seien, nicht bejahend beantworten konnten! Sehr gut, Donal. Es ist lange her, seit jemand die sokratische Methode in der Beweisführung gegen mich verwendet hat. Ich habe es nicht einmal bemerkt, als Sie mich mit ihr konfrontierten.“
    „Oder Sie haben sich vielleicht instinktiv geweigert, meine Gabe zu erkennen“, sagte Donal.
    „Nein, nein, es reicht jetzt“, gab Sayona zurück und lachte noch immer. „Sie haben gewonnen, Donal. Aber wie dem auch sei: Vielen Dank, daß Sie mich beruhigt haben. Wäre eine echte Möglichkeit unserer Aufmerksamkeit entgangen, dann hätte ich mir selbst die Schuld daran gegeben. Sie hätten auf mein Wort vertraut – und ich wäre nachlässig gewesen.“ Er lächelte. „Wenn es sich um keine großartige und phantastische Fähigkeit handelt – würden Sie mir dann das tatsächliche Geheimnis Ihrer Erfolge verraten?“
    „Ich habe die Gabe der Intuition“, sagte Donal.
    „Natürlich haben Sie die“, antwortete Sayona. „Selbstverständlich. Aber nur Intuition allein …“ Er kicherte. „Nun, vielen Dank, Donal. Sie können sich nicht vorstellen, welcher Stein mir in dieser speziellen Angelegenheit vom Herzen gefallen ist. Ich will Sie jetzt nicht länger aufhalten.“ Er zögerte, aber Donal drehte sich nicht um. „Gute Nacht.“
    „Gute Nacht“, sagte Donal. Er hörte, wie sich der ältere Mann abwandte und wie sich seine Schritte entfernten.
    „Gute Nacht“, ertönte Sayonas Stimme aus dem Salon hinter ihm.
    „Gute Nacht“, antwortete Anea.
    Dann verklangen Sayonas Schritte. Donal rührte sich noch immer nicht. Er war sich der Gegenwart Aneas bewußt, die im Zimmer hinter ihm wartete.
    „Nur Intuition“, wiederholte er Sayonas Worte flüsternd. „Nur …“ Erneut hob er den Kopf und wandte sein Gesicht den namenlosen Sternen entgegen – so wie ein Mann, der sich zu Beginn eines langen Arbeitstages, wenn der Feierabend noch fern ist, nach der Kühle der Hügel sehnt, die die träge Hitze des Tals umsäumen. Und während er hinaufsah, trug sein Gesicht einen Ausdruck, den noch kein lebender Mensch gesehen hatte, nicht einmal Anea. Dann senkte er zögernd seinen Blick und wandte sich langsam um. Und dabei löste sich dieser Gesichtsausdruck auf. Wie Anea gesagt hatte: Er schirmte den hellen Glanz seiner Flamme ab, damit andere nicht geblendet wurden. Und dann, als er sich ganz umgedreht hatte, kehrte er für eine Weile in die Welt der Menschen zurück.
     

 
Nachwort
     
    Der Autor dieses Romans, Gordon Rupert Dickson, wurde 1923 in Edmonton, Alberta, geboren. Er wuchs in Kanada auf, siedelte mit seiner Familie im Alter von 13 Jahren in die USA über und studierte, unterbrochen durch die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, an der Universität von Minnesota. Hier lernte er u. a. Poul Anderson kennen, der damals nicht nur an derselben Universität studierte, sondern auch im selben Haus wie Dickson wohnte. Gordon R. Dickson veröffentlicht seit 1950 Science Fiction und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet: Neben dem E. E. Smith Memorial Award und dem August Derleth Award errang er einmal den Nebula und dreimal den Hugo. Zu den mit dem Hugo ausgezeichneten Werken gehören zwei Novellen aus dem „Childe-Zyklus“: Soldier, Ask Not
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