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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte
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eingebildet.«
    Ich wage Eric nicht anzusehen. Allmählich fügt sich alles ins Bild.
    Handy, Computer, Laptop. Sämtliche Speichermedien.
    Ich presse die Zähne aufeinander, kann mich dann aber doch nicht zurückhalten. Ich muss es wissen. »Woher … woher wissen sie, dass es Michel war?«
    »Er hat gestern ein Geständnis abgelegt.«
    Ich schließe die Augen. »Warum, Eric?« Meine Stimme klingt sonderbar leise, ängstlich.
    »Geld. Kannst du dir vorstellen, dass Peter die Jungs für die Hälfte der Zeit nicht mal bezahlt hat? Die Rechnungen, die er uns ausstellte, tauchen in seiner Buchhaltung überhaupt nicht auf. Die Jungs waren nicht mal versichert, die haben alle schwarz gearbeitet. Peter hatte Schulden bei irgendwelchen kriminellen Typen aus dem Baskenland. Das lief wohl alles schon länger, die hatten ihn sowieso im Visier. Es ist mir total peinlich, Simone. Hätte ich doch nur auf dich gehört, als du meintest, du hättest kein gutes Gefühl bei ihm. Ich habe mich da viel zu sehr hineingesteigert.«
    Er umarmt mich und küsst mich zärtlich auf die Stirn. »Und dann bist du auch noch verhaftet worden deswegen! Hoffentlich können wir da nächstes Jahr schon drüber lachen.« Das Lächeln auf seinem Gesicht hält nicht lange vor. »Claudia hat vorerst nichts mehr zu lachen. Die ist ihren Mann los.« Er legt mir die Hand auf den Oberschenkel. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich wieder bei mir zu haben, mein lieber Schatz. Wenn ich daran denke, dass wir einen Haufen Krimineller im Haus hatten - unglaublich! Peter mit seinen Betrügereien. Das stellt Betty mit ihren Geschichten natürlich in ein ganz anderes Licht. Genau wie Bruno und Michel. Vor allem Michel. Der machte immer einen so netten Eindruck.«
    »Was … was passiert denn jetzt weiter?«
    Eric holt den Autoschlüssel hervor und steckt ihn ins Zündschloss. »Mit Michel und Bruno?«
    Ich nicke.
    »Sie sind hier auf der Wache verhört worden, genau wie du, und heute Morgen hat man sie ins Gefängnis gebracht. Da bleiben sie erst mal, bis zum Prozess. Es sieht nicht gut für sie aus. Verdienterweise.«
    »Wann beginnt der Prozess?«
    Er runzelt die Stirn, zuckt mit den Schultern und lässt den Wagen an. »Das kann schon ein halbes Jahr oder so dauern«, sagt er, wobei er in den Außenspiegel schaut und sich in den Verkehr einordnet. »Anscheinend wird das eine komplizierte Angelegenheit. Bruno kriegt eine Anzeige wegen Gewalttätigkeit, Misshandlung, böswilliger Zerstörung, Hausfriedensbruch und Diebstahl. Das wird ihn zwei bis drei Jahre kosten. Aber der Dumme ist Michel, weil sie ihm auch noch Totschlag anlasten, zusätzlich zu allem anderen. Dieser Guichard meinte, es kommen wohl fünf bis acht Jahre auf ihn zu.«
    Ich sehe Eric nicht an. Seine Worte donnern wie ein Schnellzug durch meinen Kopf. Jedes einzelne trifft mich ins Herz.
    Fünf bis acht Jahre …
    Ich schlucke und reibe mir mit den Händen übers Gesicht.
    »Vielleicht zählt es als mildernder Umstand, dass sie von Peter so übers Ohr gehauen worden sind«, fährt Eric fort. »Anscheinend hat er sie jahrelang hingehalten.«
    Der Volvo rast die Straße entlang, wir haben freie Bahn. Ich kann immer noch nicht ganz fassen, dass ich frei bin, völlig frei. Ich kann kommen und gehen, wie es mir beliebt, ich kann nach Hause, wo ich das Licht selbst aus- und anmachen kann, kann fernsehen, kann mit Bleu spazieren gehen.
    Ich brauche keine Angst mehr vor Peter zu haben.
    »Haben sie deshalb … ich meine … woher wussten sie … wie sind sie dahintergekommen, dass Peter Geld unterschlagen hat?«
    »Das weißt du nicht?«
    Verwundert schaue ich ihn an. »Nein.«
    Eric schaltet in den vierten Gang. Die Landschaft wird hügeliger, die Bebauung spärlicher. »Michel hat mich angerufen, Freitagabend. Ich hab’s dir noch erzählt, als du nach Hause kamst, aber du hast dich nicht sonderlich gut gefühlt, da hast du’s wohl vergessen. Jedenfalls wollte er wissen, ob ich Peter das Geld gegeben hätte, und das habe ich natürlich bejaht. Darauf meinte er, Peter hätte den Jungs erzählt, wir hätten finanzielle Probleme, und deshalb hätte er nichts gekriegt.«
    »Freitagabend?«
    »Ja, etwa eine Viertelstunde, bevor du vom Einkaufen zurückgekommen bist. Ich glaube, er war im Auto unterwegs.«
    Wir sind fast zu Hause. Ein unglaublich blauer Himmel hebt sich vom Grün der Wälder und Wiesen ab. Beigefarbene Kühe stehen in kleinen Gruppen im Schatten von Bäumen.
    »Und was
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