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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Eva Maaser
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tun?“
    Die Bewegungen der Stute wurden schwächer, ihre Augen verschleierten sich. Vielleicht kam wirklich jede Hilfe zu spät. Als der erste Stallbursche mit einem Krüglein erschien, riss Wittiges es ihm aus der Hand und goss sich eilig das Öl über die entblößten Arme, verteilte es, rieb sich die Hände ein und kniete sich hinter die Stute.
    „Halt ihren Kopf fest, rede mit ihr, lenk sie ab! Wenn sie dir gehört, hilft es ihr, wenn sie deine Stimme hört“, wies er das Mädchen an und wandte sich an die kleine Magd: „Du da! Komm hervor und halt mir den Schweif aus dem Gesicht.“ Er wartete nicht ab, bis die Magd seinem Befehl nachkam, sondern wies die Stallburschen an  - der zweite hatte inzwischen einen Eimer Wasser gebracht, – die Hinterbeine der Stute zu spreizen. Eigentlich wäre es besser gewesen, das Tier auf die Hufe zu stellen,  aber dafür war keine Zeit mehr.
    Vor dem nächsten Augenblick hatte er sich gefürchtet, seit ihm das ungeheure Vorhaben eingefallen war. Er versuchte, ruhig zu bleiben und sich ins Gedächtnis zu rufen, was der alte Stallmeister seines Vaters in solch einem Fall getan hatte. Als er den Arm in den Leib der Stute schob, wurde ihm ein wenig übel, trotzdem gelang es ihm, alles rings um ihn herum und vor allem alle eigenen Empfindungen zu verdrängen. Wie sah es im Innern einer fohlenden Stute aus? Er hatte keine Ahnung, und doch glitten seine Hand und der Arm immer tiefer hinein. Er spürte ein Pulsieren, glitschige Nässe und ... etwas Hartes. Etwas Zuckendes. Etwas, das schwach um sich trat. Er packte zu und schloss die Finger um eine zarte Fessel des Fohlens. Ohne sich lange zu besinnen, zwängte er auch den anderen Arm hinein. Wo war die andere Fessel?
    Etwas lenkte ihn ab, eine Stimme, die sich laut und herrisch in sein Gehör bohrte.
    Unwillig schaute er auf. Unverkennbar war der Mann einer der Bevollmächtigten des königlichen Haushalts.
    „Prinzessin Brunichild! Du kommst mit mir! Auf der Stelle. Der König wartet!“
    Wittiges stöhnte auf. Er hatte ja gewusst, dass es falsch war, sich einzumischen. Der Mann war der Hofmeister des Frauenhauses, er kannte ihn zumindest vom Sehen. Ein Eunuch. Trotz seines schwabbeligen, unförmigen Körpers wirkte der Mann durchaus nicht weibisch. Sondern befehlsgewohnt. Er ließ keinen Zweifel daran, wie ungehörig die Anwesenheit der Prinzessin im Stall war. Bei einer fohlenden Stute. Jeder, der Zeuge war, hatte sich damit Strafe verdient. Wahrscheinlich würden sie ihn, Wittiges, endlich wegjagen, sobald ...
    Ausgerechnet jetzt ergoss sich ein Blutschwall aus dem Leib des Pferdes, und es wieherte in Todesangst.
    „Sie stirbt!“, schrie Brunichild. „Du hast versagt!“ Sie meinte Wittiges, den Hofmeister beachtete sie überhaupt nicht. Diesmal funkelten ihre blauen Augen wie Eis.
    In höchster Anspannung schüttelte Wittiges den Kopf. Die Schultern schmerzten ihn vor Anstrengung, Schweiß lief ihm in die Brauen. Auf einmal tupfte ihm jemand mit einem Stück Stoff die Stirn ab. Brauner Stoff von einem braunen Kittel. Nur einen Augenblick starrte er in die blauen Augen Brunichilds. Unverhofft spürte er neuen Antrieb, er gab die Stute noch nicht auf. Vorsichtig zog er an den winzigen Hufen. Plötzlich schlangen sich von hinten Arme um ihn.
    „Ich helfe dir, lass nicht los, zieh weiter!“ Brunichild stützte ihn, er hatte gar nicht gemerkt, dass er zitterte.
    Hinter ihnen richtete der Hofmeister abermals laut und deutlich seine Aufforderung an die Prinzessin, dass sie ihm unverzüglich folgen solle, aber wieder achtete sie nicht darauf. Tief beleidigt stapfte er hinaus. Vielleicht um Hilfe zu holen, Bewaffnete, denen sich die Prinzessin nicht widersetzen konnte.
    Die Hufe erschienen, und danach dauerte es nur noch einen Augenblick, bis das Fohlen als blutiges Bündel ins Stroh fiel. Jetzt mischten sich die Stallburschen ein. Sie schoben Wittiges beiseite, rieben das Fohlen mit angefeuchtetem Stroh sauber und kümmerten sich auch um die Stute. Es war, als sei ein Bann gebrochen worden. Das Fohlen lebte, es war schwach, aber es lebte. Wittiges sah es mit unverhohlener Freude. Selbst die Stute Bella gab Zeichen von sich, die hoffen ließen, dass auch sie die Strapazen der Geburt überstehen würde. Sie schnaubte und wandte den Kopf nach ihrem strampelnden Fohlen.
    „Ich glaube, es ist wirklich geschafft“, murmelte Wittiges und merkte verblüfft, dass er ins Leere sprach. Die Stallburschen waren viel zu beschäftigt, um
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