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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos
Autoren: Thomas Finn
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beklagen.«
    Tobias erblickte Lewald, den dicken Konstabler sowie einen hageren Kameraden des Polizeiofficianten, in dessen Gesicht eine auffallend kurze, spitze Nase saß. Die drei hatten auf eleganten Stühlen Platz genommen und erhoben sich, als Tobias eintrat.
    »Ah, dor sünn Sie ja«, begrüßte ihn Borchert. »Hebb mi dücht, dat Sie un Herr Lewald weeten wollen, wie de Suche nach dem Polizeiaktuar utgangen is.«
    »Und?« fragte Tobias gespannt.
    »Jo nu, außer dem hier hebben wi nix vun ihm runden«, antwortete der dicke Konstabler und präsentierte ihm einen völlig verkohlten Dienststock, an dessen Ende das angelaufene, metallene Emblem der Stadt Hamburg zu erkennen war.
    »De Besten erwischt dat eben immer toerst«, murmelte Borcherts hagerer Kamerad niedergeschlagen.
    Tobias nahm den Stock und betrachtete ihn gedankenvoll.
    »Und sonst nichts?«
    »Nix!« wiederholte der Konstabler seltsam eindringlich. »Keen Kleidungsfetzen, keen Knochen un« – er warf einen knappen Blick auf seinen hageren Kameraden und ergänzte etwas leiser – »ook keen Maschin. Verstehen Sie?«
    Tobias und Lewald tauschten vielsagende Blicke.
    »Polizeiaktuar Kettenburg war een plietschen Kopp«, seufzte Borchert. »Wo ook immer ihn sien Reise hinführt hatt«, meinte er zweideutig, »ik werd för ihn beten.«
    Tobias atmete überrascht ein. Jetzt war es zur Gewissheit geworden. Nachdem sie von Kettenburg nichts mehr gehört hatten, hatte er sich schon selbst seine Gedanken um den Beamten gemacht. Er wusste jetzt, wohin es Kettenburg verschlagen hatte. Und er ahnte auch, wer er selbst war.
    »Ich danke Ihnen, Herr Borchert.« Ergriffen nahm er die Hand des Dicken und drückte sie. »Sie wissen nicht, wie viel mir diese Auskunft bedeutet.«
    »Ach, nich dorfür«, murmelte der Konstabler bescheiden. »Ich hoffe nur, Sie, äh, reisen jetzt nicht auch ab.«
    »Man wird sehen«, murmelte Tobias.
    Borchert nickte und wandte sich zu seinem Kollegen um. »Kumni, Jan. Wi hebben noch ne Menge to tun. Wi mütten een Fall neu oprollen.«
    »Wat för een Fall?« fragte der Angesprochene verdutzt.
    »Een Mann namens Kurt Schellenberg. Saß im Zuchthuus.«
    »Vun denen is keener utbüxt«, erklärte sein Kamerad mit schnarrender Stimme. »De wurden all sicher evakueert. Sitzen jetzt op Schiffen ein.«
    »Eben«, meinte Borchert. »Gut möglich, dat Schellenberg unschuldig is. Kettenburg hätt es wollt, dat wi uns um de Sache kümmern.«
    Die beiden verabschiedeten sich, und Groth führte sie aus dem Zimmer.
    »Polizeiaktuar Kettenburg ist also tatsächlich dieser Uhrmacher, von dem Sie mir erzählt haben?« grübelte Lewald und kratzte sich am Bart.
    »Ich muss davon ausgehen«, seufzte Tobias. »Ich bin ihm noch etwas schuldig.«
    »Jetzt?« wollte Lewald wissen.
    »Ja«, meinte Tobias. »Ich sollte es hinter mich bringen. So oder so.«
    »Wir haben aber nur noch eine Dosis des Serums«, antwortete Carolines Vater zweifelnd. »Mehr davon konnten wir in de Lagardes Praxis nicht finden.«
    »Ich weiß«, flüsterte Tobias niedergeschlagen. »Aber ich muss zurück.«
    »Weiß Caroline von Ihrer Entscheidung?«
    »Nein.« Tobias schüttelte den Kopf und sah Lewald betrübt an. »Ich habe mich nicht getraut, es ihr zu sagen. Vielleicht ist es besser so. Ich gehöre einfach nicht in diese Zeit. Sie wird es verstehen.«
    Er dachte an die letzten zwei Wochen zurück. Trotz der Katastrophe im nahen Hamburg waren dies die glücklichsten Tage in seinem Leben gewesen. Dass er Caroline mehr liebte als irgendeinen anderen Menschen in seinem Leben zuvor, hatte seine Entscheidung nicht leichter gemacht. Aus diesem Grund hatte er es auch nicht gewagt, ihr seine Gefühle zu gestehen. Er wusste ja noch nicht einmal, ob sie mehr für ihn empfand als nur Freundschaft.
    »Es ist Ihre Entscheidung«, meinte Lewald. »Dass Sie hier willkommen wären, wissen Sie.«
    Tobias nickte und lächelte.
    »Na gut.« Der Alte räusperte sich und winkte ihn zur Tür. »Bringen wir es hinter uns.«
    Lewald begleitete ihn aus dem Haus und führte ihn hinüber zu der großen Scheune mit dem physikalischen Kabinett. Die Zeitmaschine stand nun auf einem Sockel neben der großen Lokomotive. Lewald und Lindley hatten in den letzten Tagen einige Umbauten daran vorgenommen, so dass sie jetzt wieder einsatzbereit war.
    »Sie wissen, welche Hoffnung mich trieb, diese Maschine zu konstruieren?« fragte Lewald leise.
    Tobias berührte mitfühlend seinen Arm. »Ich schätze, Sie wollten
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