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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe
Autoren: Lara Wegner
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Netz der Werwölfe hatte jede Lücke geschlossen, und aus den verwinkelten, schmalen Gassen war eine Falle geworden, aus der nicht einmal ein Vampir entkommen konnte.
    Metallisch füllte der Vorgeschmack der Rache Gilians Mund. War es soeben noch eine von Schnelligkeit bestimmte Hatz durch leere Straßen gewesen, durch die sie Branwyn in diesen ärmsten aller Stadtteile getrieben hatten, wurde die Jagd nun zu einem Nervenkrieg. Gilian legte keinen Wert auf ein schnelles, sauberes Ende. Jede Niedertracht der vergangenen Jahre wollte er vergelten. Bevor sein ewiges Dasein erlosch, sollte Branwyn sich der Unausweichlichkeit seines Schicksals bewusst werden und das gleiche Leid erfahren, das er anderen gebracht hatte.
    Zum wiederholten Mal nahm Gilian mit seinen Männern eine Abzweigung. Seiner Berechnung nach war es die letzte. Am anderen Ende der langen Gasse wartete der Rest seines Rudels, während einige Späher die Dächer der umliegenden Häuser sicherten. In wenigen Augenblicken würde er seinem Widersacher Auge in Auge gegenüberstehen. Ein Grollen ballte sich in seiner Kehle. Als hätte er ihn durch den tiefen Laut herbeigerufen, setzte Nieselregen ein. Hauchzarte Fäden aus Wasser streiften sein Gesicht und legten sich über sein Haar. Vor ihm verlor sich die feuchte Spur des Kopfsteinpflasters in der Dunkelheit. Die Hälfte der Gasse lag hinter ihnen und nichts wies auf einen letzten, verzweifelten Fluchtversuch des Vampirs hin.
    Ein knapper Wink ließ seine Männer dichter aufschließen. Jeder hielt eine Pistole in der einen und ein Rapier in der anderen Hand. Branwyn hatte den Mann in Gilian herausgefordert, und so sollte es die Hand eines Mannes sein, die ihm den Todesstoß versetzte. Die Waffen im Anschlag setzten sie ihren Weg fort und spähten in jeden verfügbaren Schlupfwinkel der mehr oder weniger verfallenen Häuser. Noch war das Ende der Gasse nicht in Sicht, als Rufe laut wurden. Gemeinsam mit seinem kleinen Trupp blieb Gilian stehen. Sie lauschten mit gespitzten Ohren in die Nacht.
    „Was mag geschehen sein, Mylord?“, raunte Shylock, der Betawolf des Rudels, und zog argwöhnisch die Schultern hoch.
    „Keine Ahnung“, knurrte Gilian ungehalten. „Sollte Branwyn entwischen, hat es Konsequenzen.“
    Monate der Suche lagen hinter ihm. Zäh und unergiebig. Letztendlich war es dem Zufall zu verdanken, dass er den Vampir in dieser Nacht aufgespürt hatte. Die geringste Unachtsamkeit konnte das Blatt wenden und seine Rache zunichtemachen. Es wäre nicht das erste Mal.
    So plötzlich der Tumult begonnen hatte, ebbte er ab. In der eintretenden Stille hob Gilian die Nase und witterte. Ein Hauch von Rosmarin hing in der Nachtluft und verflüchtigte sich bereits im Regen. Seine Befürchtung wurde zu einem unguten Druck im Nacken. Hinter ihm zischten seine Männer Vermutungen. Er blendete ihre Zweifel aus. Nach allen getroffenen Vorkehrungen konnte Branwyn ihm nicht abermals entkommen sein! Sein Blick schweifte zu den Dächern. Über London schwebte ein im Abnehmen begriffener Mond. Ein schwarzer Schatten, in silbriges Mondlicht getaucht, huschte hinter einen Schornstein.
    „Verdammte Scheiße!“, fluchte er durch die Zähne.
    „Das muss er gewesen sein“, zischelte Shylock gedämpft.
    „Irgendwas läuft gerade verflucht schief“, meinte Carlton in seiner üblich trockenen Art.
    Gilian funkelte seine Männer an und brachte sie zum Schweigen. Es durfte nichts schiefgehen. Anstelle eines fliehenden Vampirs konnte die Bewegung auch von einem seiner Späher gekommen sein. Gleichwohl hätte sich dieser nicht versteckt, sondern sich seinem Leitwolf zu erkennen gegeben.
    „Haltet euch bereit“, befahl Gilian und ging weiter.
    „Mylord, Branwyn ist tückisch. Das könnte eine Falle sein“, warf Shylock ein.
    Scharf fasste Gilian seinen Beta ins Auge. Sie waren es, die eine Falle gestellt hatten, nicht Branwyn. Die besten Männer seines Rudels begleiteten ihn, und doch wollten sie an ein Scheitern glauben. Weil sie schon viel zu oft gescheitert waren. Mehrfach war der Vampir über viele Wochen verschwunden und ihre Suche war im Sande verlaufen. Er wollte keinen Zweifel dulden und starrte Shylock so lange nieder, bis dieser betreten den Kopf senkte.
    „Wir gehen weiter, bis wir auf die anderen stoßen und Klarheit …“
    Jon fiel ihm ins Wort und deutete nach vorn. „Seht! Was ist das?“
    Gilian wandte sich wieder der Gasse zu. Abgesehen von einigen grauen Schwaden war sie leer. Nebel schien aus dem
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