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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)
Autoren: DeVa Gantt
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schon gehört haben, my charm .«
    Wie der Herr, so der Hengst , dachte Charmaine.
    Johns Lächeln wurde breiter. »Wie dem auch sei – offiziell heißt er jedenfalls Fang.«
    »Klingt eher wie ein Hundename«, bemerkte Charmaine sarkastisch.
    »Hund oder Pferd, jedenfalls ist es ein Tiername.« Als Charmaine ihnen den Rücken zudrehte, zwinkerte John den Mädchen zu. »Außerdem hat der Hengst den Namen aus einem ganz bestimmten Grund erhalten.«
    Yvette lief zu Charmaine hinüber und ergriff ihre Hand. »Kommen Sie mit, Mademoiselle. Sie werden den Grund auf den ersten Blick verstehen.«
    Charmaine ließ sich von Yvettes Eifer anstecken und ging hinter ihr den Pfad entlang. Über die Schulter sah sie, dass die anderen folgten. Jeannette lief neben John her, und der kleine Pierre thronte auf seinen Schultern.
    Der Junge wollte ihr von seinem luftigen Platz aus zuwinken, doch im nächsten Moment überlegte er es sich anders und hielt John mit beiden Händchen die Augen zu. Rasch löste dieser die Fingerchen von seinem Gesicht. »Ich kann nichts mehr sehen, Pierre! Wenn ich stolpere, kullern wir doch wie Humpty Dumpty durch den Wald.« Charmaine musste lachen, als sich der Dreijährige daraufhin in Johns Haar festkrallte.
    Kurz darauf entdeckten sie Fang, der zwischen hohen Halmen auf der Wiese graste. Der Wind zauste seinen mächtigen Schweif.
    »Na los, schneller!«, rief Yvette und rannte los.
    »Yvette, warte!«, rief John ihr nach.
    Sie blieb stehen und stemmte die Hände in die Hüften. »Dann beeil dich gefälligst!«
    Als John sie erreichte, setzte er den Jungen ab und sah das Mädchen eindringlich an. »Ich habe dir eingeschärft, dass du dem Hengst nicht zu nahe kommen darfst, wenn ich nicht dabei bin. Ich dachte, das hättest du verstanden.«
    Yvette senkte den Kopf. »Aber …«
    »Kein Aber, Yvette. Fang kann gefährlich sein, wenn er erschrickt. Du darfst dich ihm nur nähern, wenn ich dabei bin. Verstanden?«
    »Verstanden«, entgegnete sie kleinlaut.
    Über so viel Fürsorge war Charmaine überrascht. John tätschelte Yvette den Rücken und stülpte ihr seine Kappe auf den Kopf, was ihm ihre grenzenlose Zuneigung eintrug. Dann nahm er sie bei der Hand und rief nach Charmaine.
    »Das also ist Fang«, bemerkte Charmaine. Doch als das Tier seine Mähne schüttelte, zuckte sie zurück.
    John legte den Arm um den schwarzen Hals des Hengstes und begann mit der Vorstellung. »Fang, dies ist Miss Ryan. Sie kommt aus Richmond. Miss Ryan, und dies ist Fang, mein treuer Hengst.«
    Die Zwillinge kicherten und Pierre ebenfalls.
    Plötzlich tat das Pferd einen Schritt nach vorn und ließ zu Johns Entzücken ein lautes Wiehern hören. Charmaine erstarrte. »In der Pferdesprache heißt das: Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, erklärte er zum Gaudium der Kinder.
    Da musste sogar Charmaine lächeln.
    »Gefällt er Ihnen, Mademoiselle?«, fragte Jeannette.
    »Er ist wahrlich beeindruckend«, erklärte sie etwas nervös. »Aber einen Grund für den Namen kann ich nicht erkennen. Fang klingt wirklich nach Hund.«
    John zog Charmaine am Handgelenk ein Stück näher. »Es gibt nur einen, allerdings beeindruckenden Grund, der ihm diesen Namen eingetragen hat.«
    Sie zuckte zurück, als sie die Wärme seiner Haut spürte, und entzog ihm ihre Hand.
    »Fang kam mit einem übergroßen scharfen Schneidezahn auf die Welt. Stimmt es, Mädchen?«
    Die beiden nickten eifrig.
    »Ein übergroßer Schneidezahn?« Ungläubig sah Charmaine John an. »Sie scherzen.«
    »Aber nein. Fang ist berühmt dafür, dass er ständig in Finger oder Pferde beißt. Deshalb bleibt ihm jedermann fern. Sein Zahn ist seine Waffe.«
    Die Zwillinge kicherten unentwegt. Wie war sie nur in diese lächerliche Situation geraten? Hätten die Kinder nicht solchen Spaß gehabt, wäre sie am liebsten umgekehrt.
    »Sie glauben ihm das nicht?«, fragte Yvette. »Aber es stimmt!« Sie sah zu ihrem Bruder auf. »Zeig ihn ihr doch.«
    John zog den Kopf des Hengstes in die Höhe und packte die Nüstern. Als sich Fang gegen den Griff wehrte, wich Charmaine einen Schritt zurück.
    »Warum gehen Sie weg? Wollen Sie die Sensation des Jahrhunderts denn nicht sehen? Im Zirkus müssten Sie dafür viel Geld bezahlen.«
    »Ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände machen.« Sie zögerte. »Ich bin sicher, dass ich auch ohne die Sensation des Jahrhunderts sehr gut leben kann.«
    »Na los, Mademoiselle«, drängte Yvette. »Er beißt Sie schon nicht.«
    Charmaine
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