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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)
Autoren: DeVa Gantt
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erwischt.«
    Als John die Hand ausstreckte, wich sie aus, doch als er sie einzuholen drohte, warf sie die Kappe durch die Luft zu ihrer Schwester.
    John grinste. »Okay, Jeannie, gib mir die Kappe.«
    Das Mädchen zögerte, doch als John auf sie losstürzte, rannte sie quietschend davon, und gleich darauf flog die Kappe wieder durch die Luft.
    Begeistert ging John auf das Spiel ein und postierte sich geschickt zwischen den beiden Mädchen. Aber Yvette durchschaute seine Absicht und warf die Kappe stattdessen zu Charmaine, die wohl oder übel mitspielen musste. Sofort fuhr John zu ihr herum.
    »Geben Sie mir die Kappe, my charm «, bat er und streckte die Hand aus.
    »Tun Sie es ja nicht, Mademoiselle!«, schrie Yvette. »Werfen Sie sie lieber zu mir!«
    Charmaine gehorchte und atmete erleichtert auf, als John von ihr abließ. Beim nächsten Wurf verfehlte die Kappe ihr Ziel und fiel dicht neben Pierre auf die Erde. Der Junge hob sie auf und warf sie kichernd in Charmaines Richtung, aber gleichzeitig so ungeschickt, dass John sie beinahe zu fassen bekam. Blitzschnell ließ Charmaine die Kappe hinter ihrem Rücken verschwinden und wich einen Schritt zurück. Als John immer näher kam und ihr schon fast jede Sicht nahm, stieß ihr Fuß plötzlich gegen einen Baumstamm. Sie saß in der Falle!
    Er war nur noch wenige Inches von ihr entfernt. Als ihr Blick von den geöffneten Hemdknöpfen zu dem glatt rasierten Gesicht glitt, wurden Erinnerungen an ihre erste Begegnung wach. Irgendwie schien er seit dieser Nacht gewachsen und wirkte womöglich noch eindrucksvoller als an dem Morgen, als er in sein Zimmer gestürzt war und sie mit Colettes Brief in der Hand ertappt hatte. Er kam noch näher und stützte mit triumphierendem Grinsen beide Hände gegen den Stamm, sodass sie sich nicht mehr rühren konnte. Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie gut er aussah, wie locker ihm das Haar ins Gesicht fiel und ihm ein jungenhaftes Aussehen verlieh. Er schien ihre Gedanken zu lesen. Das Grinsen wurde breiter, und auf seinen Wangen bildeten sich tiefe Grübchen. Mit einem Mal brauste ihr das Blut in den Ohren, und sie fühlte, wie sie errötete.
    »Bekomme ich meine Kappe freiwillig zurück, my charm ?«, fragte er heiser. »Oder muss ich Gewalt anwenden?«
    Zitternd händigte sie ihm sein Eigentum aus. Er blieb noch einen Augenblick lang dicht vor ihr stehen, während er die Kappe wieder in die richtige Form brachte und sich leise beschwerte. »Ich fürchte, sie hat im Kampf etwas gelitten und wird nie wieder so sein wie zuvor.«
    Yvette war wütend. »Sei froh, dass du sie überhaupt zurückbekommen hast!« Sie funkelte Charmaine an. »Sie haben sich ja nicht einmal gewehrt! Spielverderberin!«
    »Immer mit der Ruhe, Yvette«, mahnte John. »Alles Gute muss irgendwann zu Ende gehen. Selbst unsere Spielchen.« Obgleich die Bemerkung an Yvette gerichtet war, sah er Charmaine vielsagend an. Mit diesen Worten setzte er die Kappe wieder auf und ging zu Pierre hinüber und zauste ihm liebevoll den Schopf.
    Die Zwillinge schlichen sich heimlich von hinten an, um die Kappe wieder an sich zu bringen, doch ihr großer Bruder ließ sie nicht mehr in Reichweite herankommen, so hoch sie auch sprangen und hüpften. Charmaine hatte die Mädchen nie ausgelassener erlebt.
    »Ihr führt wohl immer etwas im Schilde, was?«, tadelte John die Schwestern im Spaß.
    »Genau wie du, Johnny!«, rief Yvette.
    »Wie ich? Was führe ich denn im Schilde?«
    »Du führst doch immer etwas im Schilde«, stellte Yvette fest, als sei das allgemein bekannt. »Jedenfalls hat Papa das gesagt.«
    Ein Schatten glitt über Johns Gesicht. Unwillkürlich trat Charmaine einen Schritt näher, weil sie fürchtete, dass er das Mädchen schlagen könnte. Doch John wollte es nur genauer wissen. »Hat er dir das gesagt?«
    »Nein, nicht mir. Aber Paul.«
    »Aber du warst dabei?«
    »Nicht wirklich. Paul musste etwas Wichtiges mit Papa besprechen, und ich wollte unbedingt wissen, was es war. Also habe ich mir ein Glas aus der Küche ge holt und in der Toilette neben Vaters Ankleidezimmer an der Wand gelauscht. Es hat prima geklappt, und ich konnte jedes Wort hören. Paul hat sich über etwas geärgert. Ich glaube, über ein Schiff, das du ohne richtige Papiere hierher nach Charmantes geschickt hast. Egal. Damals hat Papa jedenfalls gesagt, dass du nie etwas Gutes im Schilde führst.«
    Mit einem Mal lachte John los. »Mit einem Glas an der Wand«, murmelte er und schüttelte den
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