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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)
Autoren: DeVa Gantt
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und die Kinder machen ein Picknick.« Sie leerte den Inhalt ihrer Schürze auf den Tisch. »Ich habe ihnen einen Korb hergerichtet.«
    »Ein Picknick?«
    Misstrauisch beäugte Fatima ihr Gegenüber. »Ich weiß, was Sie jetzt denken, Master John.«
    »Und was wäre das, Cookie?«
    »Wenn Sie hungrig sind, mache ich Ihnen gern etwas zu essen, Master John, aber lassen Sie Miss Charmaine in Ruhe.«
    »Was bringt Sie nur auf solche Gedanken?«
    »Ich habe genau gehört, wie Sie gestern Abend auf ihr herumgehackt haben. Miss Charmaine ist ein nettes Mädchen, aber sie kennt Sie nicht. Lassen Sie sie lieber in Ruhe, bevor Sie die junge Frau aus dem Haus treiben.«
    Fatima griff nach einem Laib Brot, um John ein Sandwich zuzubereiten.
    »Ein nettes Mädchen, wie?« John hob ein Muffin an die Lippen. »Das höre ich von allen Seiten. George ist ganz hingerissen, und mein Bruder …«
    In diesem Moment sah Fatima, was John beabsichtigte. »Meine Muffins!«, bellte sie. »Legen Sie die Muffins sofort wieder aufs Blech! Sonst hole ich den Stock.«
    Bevor sie den Tisch umrundet hatte, rannte John bereits mit triumphierendem Lachen aus der Hintertür. Die Hühner stoben gackernd auseinander, und er hatte alle Mühe, um sich nicht in den Wäscheleinen zu verfangen.
    »Fort mit Ihnen!«, schimpfte Fatima und fuchtelte mit einem Messer in der Luft herum. »Lassen Sie sich nur ja nicht vor dem Dinner hier blicken!«
    John tippte an den Rand seiner Kappe und verbeugte sich übermütig. Dann ging er über die Wiese davon und vertilgte die noch warmen Muffins, was seinen Hunger erst richtig weckte. Aber er wusste ja, in welche Richtung er sich wenden musste – wo ein ausgezeichneter Lunch auf ihn wartete! Er lachte. Der Nachmittag schien unterhaltsamer zu werden als ursprünglich angenommen. Arme Miss Ryan! Sie und er ganz allein – und weit und breit kein Paul, um sie zu retten. Nun gut. Zumindest die Kinder würden sich über seinen Besuch freuen. Es war ganz einfach, denn er wusste genau, wo er sie finden würde.
    Charmaine saß entspannt auf der Decke und sah sich um. »Wie romantisch«, murmelte sie und träumte sich bereits in Gedanken mit Paul in dieses Paradies. »Wann habt ihr das Plätzchen denn entdeckt?«
    »Wir haben es nicht entdeckt«, stellte Yvette fest, »sondern Johnny, aber das ist schon Ewigkeiten her.«
    Sobald Charmaine den Namen hörte, irrten ihre Blicke umher und versuchten, das dichte Laubwerk zu durchdringen. Er wird nicht plötzlich aus den Büschen springen , beruhigte sie sich. Er ist vor dem Lunch in die Stadt geritten, und wir haben lange vor seiner Rückkehr das Haus verlassen. Er hat keine Ahnung, wo wir sind …
    »Was ist los, Mademoiselle?«, fragte Jeannette.
    »Gar nichts, meine Süße. Erzähle mir mehr. Wann war euer Bruder zum ersten Mal mit euch hier?«
    »Damals ging es Mama noch gut, und wir waren noch klein.«
    »Wenn ich die Augen ganz fest zukneife«, sagte Yvette, »kann ich sie sehen …«
    Jeannette tat es ihrer Schwester nach, und Charmaine bewunderte ihre blühende Phantasie. »Ihr habt gesagt, dass John die Lichtung entdeckt hat. Wisst ihr vielleicht auch, wann das war?«
    Yvette nickte. »Als kleiner Junge hat er oft mit George die Gegend unsicher gemacht. Dabei haben sie die Steilküste und die Lichtung entdeckt und sich gegenseitig versprochen, keinem etwas zu verraten. John hat erzählt, dass er immer hierher geflüchtet ist, wenn er sich über Paul oder Papa geärgert hat. Dies war der einzige Ort auf der Insel, den Paul nicht kannte. Als wir alt genug waren, um ein Geheimnis zu bewahren, durften wir auch mitkommen. Aber wir mussten versprechen, dass wir es Paul nie erzählen.«
    Charmaine biss die Zähne zusammen. Wie abscheulich – die Kinder so gegen Paul zu beeinflussen.
    »Ich habe entschieden, dass wir Ihnen vertrauen können«, fügte Yvette mit nachdenklichem Blick hinzu. »Und wenn …«
    »Und wenn …«, hakte Charmaine misstrauisch nach.
    »Wenn Johnny uns vermisst, sucht er ganz bestimmt hier nach uns.«
    Wenn Johnny uns vermisst? Dazu muss er erst einmal nach Hause kommen, und dann muss er merken, dass wir nicht da sind . Da beides eher unwahrscheinlich war, schob Charmaine den Gedanken beiseite und stimmte zu, als die Kinder Verstecken spielen wollten. Yvette und Jeannette rannten davon, Charmaine musste suchen, und abgeschlagen wurde auf der Decke. Charmaine hielt sich die Augen zu und zählte bis fünfzig. Dann spähte sie den Waldrand entlang, ob
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