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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders
Autoren: Ruediger Bertram
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der weit und breit kein Fahrzeug zu sehen war. Nach den schweren Regenfällen hatten sich tiefe Pfützen gebildet. Frische Fahrzeugspuren waren dazwischen keine zu entdecken. Hier war schon lange kein Auto mehr vorbeigekommen,und bei dem Zustand der Fahrbahn würde sich das so schnell auch nicht ändern.
    »Wir gehen zu Fuß. Die Piste führt in die Stadt!«, erklärte Pablo.
    »Aber das dauert doch ewig!« John hatte sich auf den Boden gesetzt, um etwas auszuruhen.
    »Darum brechen wir auch sofort auf. Dann ist ewig nicht so lang«, erwiderte Pablo ernst.
    Lea und John wechselten einen kurzen Blick. Lea nickte ihrem Bruder zu. John stand seufzend auf, um Pablo zu folgen, der schon ein paar Meter vorausgelaufen war.
    Die Straße führte immer geradeaus. Es gab keine Kurven, keine Abzweigungen, nur ab zu war am Rand ein halb zugewachsener Pfad zu erkennen. Viel Abwechslung gab es nicht: Über ihnen schwebte ein tiefgrauer Himmel, vor ihnen lag die lehmige Piste und rechts und links war eine grüne Pflanzenmauer, aus der das Schreien der Brüllaffen dröhnte.
    »Können die nicht mal still sein? Die sind ja schlimmer als Posaunenpinguine«, stöhnte John.
    »Was sind Posaunenpinguine?«, fragte Pablo.
    »Kennst du nicht? Die posaunen im Wasser solaut, dass den Fischen die Schwimmblase platzt. Danach brauchen die Pinguine sie nur noch aufzufischen«, erklärte John.
    »Hör nicht auf ihn. Er erzählt mal wieder völligen Quatsch!«, sagte Lea.
    »Das ist kein Quatsch«, erwiderte John trotzig.
    »Seid still! Im Urwald ist man besser nicht so laut«, unterbrach Pablo ihren Streit.
    »Sag das denen da«, erwiderte John und zeigte in die Bäume, in denen sich die Brüllaffen versteckt hielten.
    »Sie drohen uns, weil wir ihr Gebiet betreten«, sagte Pablo, während er sich immer wieder umsah, als wollte er sich vergewissern, dass ihnen niemand folgte.
    »Aber warum sehen wir sie nicht?«, fragte Lea.
    »Sie sehen uns. Das reicht«, erwiderte Pablo. »Am Fluss machen wir eine Pause. Von da ist es nicht mehr weit bis in die nächste Siedlung.«

    »Oh nein, nicht auch das noch!«, seufzte Lea, als sie die Furt erreicht hatten. Der Fluss war durch den Regen zu einem Strom angeschwollen, der sichgemächlich an ihnen vorüberwälzte. Selbst Lea und John erkannten sofort, warum ihnen auf der Straße kein Wagen aus der Stadt entgegengekommen war. »Müssen wir jetzt die ganze Strecke wieder zurück?«, stöhnte John und ließ sich am Ufer auf den Boden sinken.
    »Meine Füße tun weh«, klagte Lea und setzte sich neben ihren Bruder.
    Pablo achtete nicht auf die beiden. Er starrte auf das Wasser, in dem Baumstämme und dicke Äste trieben.
    »Was suchst du? Posaunenpinguine?«, fragte John.
    »Krokodilkaimane«, antwortete Pablo knapp und zeigte auf einen der Baumstämme, der gähnend sein Maul aufriss.
    Sofort sprangen die Zwillinge auf.
    »Was denn nun? Krokodile oder Kaimane?«, fragte Lea und starrte aus sicherer Entfernung auf die Stelle, wo die Riesenechse abgetaucht war.
    »Sie heißen Krokodilkaimane. Es gibt sie nur in Mittelamerika. Das hat dein Vater mir beigebracht«, antwortete Pablo.

    (aus Leas Notizbuch)
    »Essen die auch Menschen?«, fragte John und trat noch einen Schritt weiter vom Ufer zurück.
    »Nein, außer du trittst ihnen auf den Schwanz. Dann machen sie happs!« Pablo riss den Mund auf. Die Zwillinge zuckten erschrocken zurück.
    Pablo lachte. Das hatte er den ganzen Morgen nicht getan. »Weiter! Wir müssen einen anderen Übergang suchen!«
    »Warum gehen wir nicht wieder zurück?«, fragte Lea.
    »Zu gefährlich«, erwiderte Pablo knapp.
    »Und was bitte schön ist so gefährlich?«, beharrte Lea.
    Statt zu antworten, hieb Pablo mit seiner Machete den Eingang zu einem Pfad frei, der rechts neben der Straße lag und ein paar Meter vom Ufer entfernt dem Fluss stromaufwärts folgte.
    »Wir gehen erst weiter, wenn du es uns sagst«, rief John ihm hinterher.
    »Du hast unseren Eltern versprochen, uns zu beschützen«, ergänzte Lea.
    »Das tu ich ja auch. Ich bringe euch in Sicherheit!«, erwiderte Pablo und schlug weiter auf die Pflanzen ein.
    »Und was machen wir jetzt? Ich will da nicht wiederrein. Ich will nach Hause!«, sagte John, als Pablo im Dickicht verschwunden war.
    »Wir folgen ihm. Was sonst?!«, erwiderte Lea. »Oder willst du lieber hier im Urwald alleine bleiben?«
    »Ich? Bin ich Tarzan?!«
    Die Zwillinge standen auf. Lea schnell, John zögernd.
    »Ich sterbe vor Hunger!«, sagte John, als
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