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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners
Autoren: ackermann
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gefragt zu werden. Für ihn, der erst seit drei Jahren beim DeBeers-Diamantenkonzern arbeitete und in dieser Zeit ausschließlich für die Diamantenmine in Kimberly in Südafrika zuständig gewesen war, war dies e S ituation schwer einzuschätzen. Er konnte die ganze Sache nur unter Imageaspekten beurteilen.
    » Unser Engagement in der Aids-Bekämpfung in Südafrika hat uns nicht nur diese auch in diesem Brief erwähnte internationale Auszeichnung eingebracht. Sie hat unser Image in Südafrika extrem verbessert. Früher – sorry, Chef, wenn ich das so offen sage – wurde DeBeers in Afrika als Inbegriff der Ausbeutung des Schwarzen Kontinents durch die Weißen – zu Lasten der schwarzen Bevölkerung – gesehen. Heute sind wir in vielen Gesundheitsbereichen aktiv, im Umweltschutz und bei der Fortbildung der schwarzen Bevölkerung. Nicht zuletzt damit haben wir den Wechsel vom Apartheitsregime hin zu einem von Schwarzen regierten Südafrika unbeschadet überstanden. Viel gekostet haben uns diese Aktivitäten im sozialen Bereich nicht. Wir können sie zudem steuerlich absetzen. Und wenn ich mir vor Augen halte, dass Asien einer der zukunftsträchtigsten Märkte der Welt überhaupt ist, dann wäre es meines Erachtens für unser Image sehr förderlich, wenn wir auf diesen Zug, der uns da aufgezwungen wird, freiwillig aufspringen. Welche Alternative haben wir sonst? «
     
    J onathan Oppenheimer war vor dem Panoramafenster des Penthouse stehen geblieben. Nachdenklich starrte er in die beginnende Nacht über London. Was David da gesagt hatte, entbehrte nicht jeglicher Logik. Stuart, sein Finanzchef, schätzte die Situation ähnlich ein. Und doch sträubte sich tief in seinem Inneren etwas dagegen, sich von diesen Wahnsinnigen erpressen zu lassen. Das hatten schon andere mit DeBeers versucht. Sein Vater Nicky, der die gewaltigen politischen Veränderungen in Südafrika hautnah miterlebt hatte, konnt e d avon ein Lied singen. Das neue, von Schwarzen dominierte Südafrika hatte auf allen möglichen Wegen versucht, sich das DeBeers-Imperium unter den Nagel zu reißen oder es zumindest zu kontrollieren. Sein Vater hatte viele Zugeständnisse machen müssen, aber er hatte sich nie erpressen lassen. Das konnte stets nur als Schwäche gedeutet werden. Aber die DBCM war alles andere als schwach. Entsprechend selbstbewusst entschied er.
    » Wir machen es so: Wir warten einfach ab, was diese indischen Illusionisten machen, wenn wir nicht reagieren! Mal unbenommen der Frage, ob die wirklich solch große Mengen an Rohdiamanten und anderen Edelsteinen haben, ist es ja auch nicht ganz so einfach, Diamanten in großen Mengen auf den internationalen Markt zu bringen. Ohne Zwischenhändler geht das nicht. Ohne Diamantenbörsen auch nicht. Hier geht es ja nicht um Tomaten! Also: Gregory, Sie als Sicherheitschef sind mir dafür verantwortlich, dass wir in nächster Zeit die Entwicklungen auf dem Weltmarkt für Diamanten extrem genau beobachten. Alles will ich wissen – alles! Weisen Sie unsere Zwischenhändler und Agenten an, alles Verdächtige zu melden und verbieten Sie ihnen, Rohdiamanten unbekannter Herkunft anzukaufen. Machen Sie mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln den internationalen Diamantenmarkt zu. Keine Anzeige in der International Herald Tribune! Schauen wir mal, was dann passiert. «
    *
    Vier Wochen nach dieser Entscheidung von Jonathan Oppenheimer, sich nicht erpressen zu lassen, es war Mitte Juni, bekam Dr.  Ajay Bapna, leitender Direktor des K.M.S. Mother & Child Hospitals in der T.-Nagar-Straße in Jaipur im indischen Bundesstaat Rajasthan überraschenden Besuch eines Rechtsanwalts aus Neu-Delhi. Der Anwalt wurde begleitet von zwei hochrangigen Regierungsvertretern, die dem nach einer halben Stunde völlig perplexen Arzt bestätigten, dass all das seine Richtigkeit habe und er die Spende des unbekannten Gönners annehmen könne.
    Zur gleichen Zeit wählte Pratibha Patii, Provinzgouverneur von Rajasthan im Nordwesten Indiens, die Telefonnummer 2350774 in Jaipur und kündigte dem Chefarzt des Sadhna Nursing Home & Infertility Research Centres in Jaipur kurzfristig seinen Besuch in dem Kinderkrankenhaus an. Als er nach drei Stunden in Begleitung eines Rechtsanwalts und mehrerer Regierungsbeamter aus Neu-Delhi das Krankenhaus in der Khatipura Road verließ, schüttelte er noch immer ungläubig den Kopf. So etwas hatte er in seiner Dienstzeit noch nicht erlebt. Er war sich sicher, dass die Zeitungen und das
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