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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition)
Autoren: Thomas W. Krüger
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Mann ist tot. Vergessen Sie die ganze Geschichte. Es gibt keine Verschwörung. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeit. Schauen Sie sich die Manuskripte an, das wird Sie ablenken.“
    Hannah wusste nicht so recht, ob es fürsorglich gemeint war oder ob er nicht weiter über die Morde sprechen wollte. Er lächelte ihr noch einmal aufmunternd zu, bevor er das Büro verließ. Schließlich drehte sich Hannah auf dem Stuhl herum und schaltete den Computer ein.

    Mainz. Polizeipräsidium.
    Kommissar Röwer hatte seine Mitarbeiter in einem Besprechungszimmer zusammengerufen, um mit ihnen den aktuellen Mordfall zu erörtern. Es waren insgesamt vier Ermittler, die mit ihm an dem großen Tisch saßen. Die Jalousien waren geschlossen, die Klimaanlage summte leise. Röwer berichtete und reichte Fotoabzüge vom Fundort der Leiche herum. Viele Spuren hatten sie nicht gefunden, kaum etwas Verwertbares. Fast eine halbe Stunde saßen sie schon beisammen und besprachen sich.
    „Ob es ein Ritualmord war?“, äußerte einer der Kollegen.
    „Wir sollten es in Betracht ziehen“, stimmte Röwer zu. „Das mittelalterliche Gewand passt dazu. Die Täter haben der Frau das Herz herausgeschnitten und dem Körper das Blut entzogen. Es gibt Rückstände von Sperma an der Leiche. Eine erste DNA-Analyse wird in zwei bis drei Tagen vorliegen.“
    „Vielleicht sollten wir dann einen groß angelegten Speicheltest durchführen“, warf die Kollegin ein.
    „Das Blut entzogen? Klingt schwer nach Graf Dracula“, witzelte ein Kollege.
    Röwer strafte ihn mit einem strengen Blick. „Als erstes müssen wir Panik unter der Bevölkerung vermeiden.“
    „Und wenn wir es wieder mit diesem Jack the Ripper zu tun haben?“, fuhr die Kollegin fort.
    „Du meinst den Serienmörder, den das BKA vor einem Jahr verhaftet hat?“, entgegnete Röwer.
    Sie nickte.
    „Soweit ich mich entsinne, hat er sich in seiner Zelle erhängt“, fuhr er fort. „Der aktuelle Mordfall passt auch nicht in sein Schema. Seine Toten wurden ausnahmslos in Wäldern gefunden und waren verscharrt worden. Unsere Tote lag mitten in der Stadt, für jedermann sichtbar.“
    „Also ein Nachahmungstäter?“, stellte einer der Kollegen fragend fest.
    „Es gibt andere Übereinstimmungen“, widersprach die Kollegin. „Wenn wir der Presse glauben können, wurden alle anderen Frauen ebenfalls geschändet und auf ähnliche Weise getötet. Sie hatten dasselbe Alter. Und sie trugen ein Gewand. Wir sollten Einsicht in die BKAAkten beantragen.“
    Der Kommissar zögerte. Er erinnerte sich noch gut an die ganze Geschichte, auch wenn er es den Kollegen gegenüber nicht zugeben wollte. Sein Onkel war Ermittler beim BKA gewesen und hatte an den Morduntersuchungen mitgewirkt; sie hatten seinerzeit oft darüber gesprochen. Ähnlichkeiten mit dem heutigen Mord waren nicht von der Hand zu weisen.
    „Du hast Recht“, gab er schließlich nach, „wir sollten es nicht außer Acht lassen. Ich werde mich mit dem BKA in Verbindung setzen. Ihr überprüft zuerst die aktuellen Hinweise, die wir haben. Da wären die Reifenspuren, die vermutlich vom Täterfahrzeug stammen. Dann müssen wir die Identität der Toten klären. Bestimmt ist sie als vermisst gemeldet worden. Den Obduktionsbefund erhalten wir frühestens morgen. Und wir müssen überprüfen, ob es weitere Zeugen gibt, vielleicht jemand, der mit seinem Hund draußen war oder ein Jogger.“
    So besprachen sich die Ermittler noch eine Zeitlang.
    Dann schloss der Kommissar die Besprechung. „Okay, jeder von euch weiß jetzt, was er zu tun hat. Und ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen ... keine weiterführenden Aussagen der Presse gegenüber. Solange wir keine konkreten Hinweise auf eine Verbindung mit diesen Serienmorden haben, ist alles reine Spekulation.“
    „Natürlich“, erwiderten die Ermittler. „Selbstverständlich.“
    Röwer ging schließlich zu seinem Büro hinüber.
    Gedankenversunken legte er die Akte auf seinen Schreibtisch und blickte aus dem Fenster. Die Sonne schien von einem klaren Himmel. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. Eine böse Ahnung stieg in ihm auf. Ihm war nicht wohl bei dieser Sache. Sein Onkel war nur zwei Tage nach dem Suizid des mutmaßlichen Serientäters selbst unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Jetzt hatte das Schicksal Röwer eingeholt. War es nun an ihm, die Ermittlungen wieder aufzunehmen und die wahren Hintergründe der blutigen Serienmorde zu enträtseln?

    Ihre Vorsätze
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