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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage
Autoren: Lemony Snicket
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retten.«
    » Sie schien nicht sehr erpicht darauf, gerettet zu werden«, gab Moxie zurück. » Sie hat gesagt, nur er kann ihr helfen, obwohl er sie doch in den Keller gesperrt hat. Wer ist er ?«
    » Jemand, der klingt, als wäre er ich«, sagte ich.
    » Was?«
    » Ich glaube«– ich dachte jetzt laut–, » er könnte Brandhorst heißen.«
    » Was?«, fragte Moxie noch einmal und dann: » Wer? Warum? Wie? Erzähl mir die ganze Geschichte, Snicket.«
    Ich dachte an Theodora, die wahrscheinlich längst die nächste Standpauke für mich bereithielt. Es war nach Mittag, und die Statue war nicht da wie versprochen. Ich musste aufhören, immer neue Versprechungen zu machen. » Ich kenne die Geschichte selbst nicht«, sagte ich zu Moxie. » Diese ganze Stadt ist mir ein Rätsel. Es ist etwas im Gange, von dem wir nichts wissen, das hast du selbst gesagt.«
    » Ich bin Reporterin«, sagte Moxie. » Ich kann dir helfen, das Rätsel zu lösen.«
    » Dann geh zurück zur Weißwimpelhöhe«, sagte ich, » und such dort nach Anhaltspunkten. In dem Häuschen hat jemand gewohnt, ein Mädchen, etwas älter als wir. Ich muss sie unbedingt finden.«
    » Ein Mädchen?«, wiederholte sie stirnrunzelnd. » Was hat sie mit der Sache zu tun?«
    » Das weiß ich nicht.« Ich wandte mich zum Gehen.
    » Komm mit mir heim«, sagte Moxie. » Dann kannst du dich abtrocknen, und wir vergleichen unsere Aufzeichnungen.«
    » Ich muss in die Stadt zurück«, sagte ich.
    Moxie runzelte wieder die Stirn und stemmte die Hände in die Hüften. » Lemony Snicket, du kannst mich zur Weißwimpelhöhe abkommandieren. Aber über diese Stadt weiß ich mehr als du. Du kannst dieses Rätsel nicht allein lösen.«
    » Das weiß ich selbst«, sagte ich, aber ich ging trotzdem weiter die Auffahrt hinunter zur Straße.

Zehntes Kapitel
    Als ich schließlich in der Stadt angekommen war und mit meinen unverändert nassen Socken durch die unverändert leeren Straßen patschte, wusste ich zumindest, wonach ich suchte. Anfangs war es mir als ein einziger Wirrwarr erschienen: Ich musste die Person finden, die in das Herrenhaus eingebrochen war. Ich musste die Person finden, die Dame Sally Murphy zu ertränken versucht hatte. Ich musste Ellington Feint finden, und ich musste ihren Vater finden und damit den Menschen, der ihn in seiner Gewalt hatte. Und ich musste herausfinden, was hinter dem Ganzen steckte. Aber während ich zwischen zwei grauen, öden Häuserreihen durchging, begriff ich plötzlich, dass all diese Perlen an ein und derselben Schnur hingen. Alle waren hinter der Bordunbestie her, und wenn ich diese schwarze, schaurige Statue an mich brachte, dann würden alle mich suchen kommen statt umgekehrt. Wobei sich in Schwarz-aus-dem-Meer mit seinen verlassenen Straßenzügen ein einzelner rätselhafter Gegenstand doch wohl eher finden lassen musste als im hektischen Gewimmel einer Großstadt. Ich dachte an die vielen rätselhaften Gegenstände daheim in der Hauptstadt und daran, wie schwierig es für eine gewisse Person dort sein würde, einen ganz bestimmten davon an sich zu bringen, noch dazu ohne meine Hilfe.
    Sie fehlte mir. Durch erfundene Buchtitel zu kommunizieren reichte nicht aus. Fast meinte ich ihre Stimme zu hören: » Also, L, wo hast du die Statue zum letzten Mal gesehen?«
    » Auf dem Tisch«, antwortete ich ihr im Geist, » in der Weißwimpelhöhe, als die Wachtmeister Mitchum an die Tür klopften.«
    » Und was ist passiert, während du an der Tür warst?« Sie hatte es schon immer herausgehabt, die richtigen Fragen zu stellen.
    » Ellington hat die Statue in Zeitungspapier eingewickelt. Dann hat sie es mit dem Kaffee genauso gemacht. Den Kaffee mit Theodoras Adresse darauf hat sie mir gegeben, das zweite Päckchen hat sie unter ihre ganzen anderen Postsachen gemischt.«
    » Und hat sie es mit eingeworfen?«
    » Ja.«
    » Bist du da sicher?«
    » Ja, ich habe es gesehen.«
    » Und hast du auch die Adresse auf dem Päckchen gesehen?«
    » Nein«, sagte ich, » aber sie muss es an sich selbst geschickt haben.«
    » Oder an einen Komplizen.«
    » Sie hat mutterseelenallein in dem Häuschen gewohnt«, sagte ich. » Und wenn Ellington einen Komplizen hätte, warum hätte sie dann mich um Hilfe bitten sollen?«
    » Zur Weißwimpelhöhe hat sie es jedenfalls nicht geschickt, sonst hätte es am Morgen da sein müssen. Dann hätten du oder Moxie es gefunden. Denk nach, L.«
    » Du weißt doch, wie ich es hasse, wenn du L zu mir sagst.«
    » Wohin hat
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