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Der Fluch - Das Tal - Season 2 ; Bd. 1

Der Fluch - Das Tal - Season 2 ; Bd. 1

Titel: Der Fluch - Das Tal - Season 2 ; Bd. 1
Autoren: Arena
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Morgenstunden erwachte, schob sich die Sonne wieder über den Berg. Ich schlief in der sicheren Überzeugung ein, mich getäuscht zu haben. Es ist unmöglich, dass Sonnenuntergang und Sonnenaufgang in derselben Himmelsrichtung stattfinden.
    Im Tal, 17. August 1908
Es ist zum zweiten Mal geschehen. Die Sonne ging am Abend über dem Hauptgipfel, den ich wie die Indianer Blue Mind nenne, unter und am nächsten Morgen wieder darüber auf. Ich kann es nicht abwarten, mit weiteren Messungen zu beginnen.
    Im Tal, 20. August 1908
Es hat einige Tage gedauert, bis ich die Stille hier oben verstanden habe. Ich habe sie bisher noch nicht erwähnt, weil es mir nicht ungewöhnlich schien, dass Einsamkeit ein Gefühl großer Stille hervorruft. Doch als ich heute in den Morgenstunden erwachte und kein Laut zu hören war, erinnerte ich mich voller Sehnsucht an meine Heimat und die Lebhaftigkeit ihrer Landschaft. Es überfiel mich ein Gefühl von Trostlosigkeit.
    Gegen Mittag nahm ich meine Forschungen wieder auf und nahm mir vor, die Pflanzen- und Tierwelt hier oben zu dokumentieren. Und plötzlich begriff ich, woher diese Stille kam. Ich habe hier oben noch kein einziges Tier gesehen.
    Es ist unglaublich. Selbst in den unwirtlichsten Gegenden unserer Erde gibt es Lebewesen. Doch hier scheinen sie nicht lebensfähig zu sein.
    Am meisten vermisse ich das Singen der Vögel, und gäbe es Fische im See, so müsste ich mich nicht mit getrocknetem Fleisch und Bohnen zufriedengeben. Aber meine Versuche zu angeln scheiterten. Auch der See ist tot, weshalb ich diesem Tal den Namen gegeben habe: Totes Tal – Dead Valley.

6. Rose
    Als ich unser Apartment betrete, bin ich erleichtert über die Stille, die mir entgegenschlägt. Um wirklich sicherzugehen, dass tatsächlich niemand hier ist, rufe ich, sobald ich den Vorraum betrete: »Hi? Katie?«
    Nein, niemand ist da. Das ist gut.
    Draußen auf dem Campus herrscht immer noch helle Aufregung. Die plötzlichen Sturmböen, die trotz des sprichwörtlich heiteren Himmels über das Tal hinweggefegt sind, haben einige Schäden hinterlassen. Eine der riesigen Fensterscheiben drüben an der Schwimmhalle ist zu Bruch gegangen und zwei junge Buchen am Parkplatz sind auf die Straße gestürzt. Gott sei Dank wurde niemand verletzt.
    Doch einige der Freshmen-Mädels sind in Panik geraten und haben mir nach Brandons Vorlesung im Büro der Studienbetreuer die Bude eingerannt. Sie waren furchtbar aufgeregt und zwei haben behauptet, dass sie einen Tornado über dem Lake Mirror beobachtet hätten. Das ist natürlich völliger Unsinn. Klar, das Tal ist für seine Wetterkapriolen berühmt, aber ein Tornado?
    Glücklicherweise kam David dazu und hat ihnen in seiner ruhigen Art erklärt, dass es ein starker Fallwind war, der bei solch einer Wetterlage nicht weiter ungewöhnlich sei.
    Komisch, ich bin gerade mal ein Jahr älter als die Studienanfängerinnen, aber ich komme mir vor, als ob mindestens zehn Jahre zwischen uns liegen.
    Ich gehe in die Küche und stelle die beiden Taschen mit den Einkäufen aus dem Supermarkt auf den Tisch. Dann mache ich mich daran, alles in den Kühlschrank zu räumen.
    Jeder von uns gehört ein Fach. Meines ist das unterste, das bis auf eine Cola light leer ist. Im Fach darüber hortet Katie ein akkurat gestapeltes Lager von Energy-Drinks, Joghurt, Karotten und Gurken. Ich finde kaum Platz für die beiden Flaschen Milch, die ich ihr mitgebracht habe. Aus Julias Fach starrt mir seit Wochen gähnende Leere entgegen.
    Ich werfe die Papiertüte in den Müll, ziehe die Küchentür hinter mir zu und gehe in mein Zimmer.
    Schrank, Bett, Schreibtisch – die Zimmer am College sind eng, verwohnt und alt, aber ich habe mir Mühe gegeben, meins zu verschönern.
    Katie und Julia haben mir Weihnachten eine Tagesdecke geschenkt und den Schreibtisch habe ich grün angemalt. Streng verboten, aber bis jetzt hat noch niemand etwas gesagt. Kurz, ich fühle mich wohl hier. Hier im College ist man für jedes bisschen Privatsphäre dankbar.
    Ich räume meine Bücher und die Notizen aus den heutigen Seminaren und Vorlesungen in die Schubfächer und entsprechenden Ordner. Dann erst lasse ich mich auf den Sessel fallen und ziehe die Turnschuhe aus. Ich kann gar nicht anders, als Ordnung zu halten. Ähnlich wie meine Haarfarbe, Körpergröße, die Form meiner Nase muss das in meinem genetischen Code fest verankert sein.
    Mein Blick fällt aus dem Fenster. Der Horizont ist vom Rot der Abenddämmerung überzogen
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