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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
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und in kalter Asche vor ihr lag. Die Worte kamen ihr wie von
selbst, als sie den Schwur der Novizen leistete und ihr Leben dem
Orden und dem Feuer anvertraute.

    _______________________________

    Die
Novizenzeit wurde von den meisten ihrer Ordensbrüder als die
schwerste Zeit ihres Lebens beschrieben.
    Man
verließ sein Heim und seine Familie, wenn man denn so etwas
noch hatte, machte sich auf die Wanderschaft und täglich
prasselten die neuen Eindrücke nur so auf einen ein.
    Bei
Jaris traf das mehr zu, als bei allen anderen ihrer Gruppe. Die
anderen Novizen allein waren eine Sache für sich, keiner von
ihnen konnte schreiben oder lesen, ihre Eltern hatten sie schon früh
verloren oder nie gekannt.
    Auch
äußerlich sah man ihnen gleich an, dass sie aus
unglücklicheren Umständen kamen.
    Obwohl
sie alle jünger waren als sie hatte keiner mehr all seine Zähne
im Mund, einigen blieben nur noch braune Stumpen.
    Hunger
hatte sie anfällig für Krankheiten werden lassen und so
waren sie allesamt dürr und schwächlich.
    Ja,
bei den meisten von ihnen war sie sich sogar absolut sicher, dass sie
sich dem Orden nur angeschlossen hatten, weil man ihnen Verpflegung
garantierte.
    Ob
sie wussten, was für ein Leben auf sie zukam? Sie würden
keine Brüder werden, um zu bekommen, ihre Aufgabe würde
sein zu geben.
    Diese
verrückte Welt... sie würde lernen, was sie bedeutete und
Hoffnung verteilen an all die armen, verlorenen Seelen.
    Der
Gedanke erfüllte sie mit Stolz und Eifer und so bat sie Bruder
Akios an diesem Abend, als sie alle um das Feuer saßen, ein
wenig zu erzählen, von dieser Welt.
    „ Mein
Kind,“, sagte er gemächlich, „es gibt nicht viel
Gutes zu erzählen heutzutage. Ich kann dir nichts sagen von
glücklichen und besseren Zeiten, von fettem Fleisch und klarem,
blauen Himmel. Unsere Welt ist eine graue, traurige Welt und sie ist
voller Verrückter.“
    Er
räusperte sich und nahm einen Schluck von seinem Dornensaft.
    „ Man
sagt die Götter haben das Feuer über uns kommen lassen, um
die Menschheit von den Sündern zu bereinigen. Aber das ist nicht
wahr!“
    Auch
die übrigen Novizen hielten inne und horchten auf, halb
gegessene Ascheknollen noch in den Händen.
    „ Wisst
ihr, es ist so. Das Feuer hat nicht aufgehört zu brennen. Es
brennt noch heute! Die Macht der Götter ist mit uns, egal was
geschieht. Ich erzähle euch eine Geschichte.
    Es
war einmal ein König, der galt als der reichste von allen. Er
war auch sehr großzügig! Er hat den Armen Kleidung und
Brot gegeben, seinen Kindern und denen seiner Minister Spielzeug und
Puppen geschenkt. Niemand musste hungern oder frieren, weil er
einfach mehr Häuser gebaut und die Obdachlosen hat darin
schlafen lassen. Er war ein feiner Mensch, könnte man sagen.
    In
der gleichen Stadt gab es auch einen Banditen, das war ein
unverschämter Kerl. Wo immer der König etwas baute oder
schenkte war er da, um davon zu profitieren, ob er es brauchte oder
nicht! Selbst als er reich wurde hat er nicht aufgehört, an
jeder Ecke zu stehlen und sich zu bereichern. Ein schlechter Mensch,
sollte man meinen.
    Dann
kam das Feuer. Die Welt hat gebrannt und viele, viele sind gestorben.
Wie es das Schicksal so will, haben jedoch sowohl der König als
auch der Bandit überlebt. Das Volk hat fürchterlich
gelitten, doch der König hatte nichts mehr, was er geben konnte.
Mühsam überlebte er trotz aller Schwierigkeiten. Es begab
sich nun, dass er einen kleinen Busch Ascheknollen fand. Einen recht
mageren Busch, fünf Knollen waren daran. Er grub sie aus und
legte eine sofort in die Glut und aß sie, die anderen nahm er
mit.
    Bald
kam er an einem Geschwisterpaar vorbei, das seine Eltern verloren
hatte. Sie hatten nichts mehr zu essen und hungerten ganz
fürchterlich. ' Bitte,
Herr König, bitte geben sie uns doch eine von ihren Ascheknollen
ab! ',
bettelten sie. Doch der König dachte an die nächsten Tage
und sagte: 'Nein, die brauch ich selber!'. Später am Tag kam der
Bandit des Weges. Er kam an einem Strauch Ascheknollen vorbei, die
schon jemand ausgebuddelt hatte. Wie er halt so war hoffte er auf
sein Glück und tatsächlich hatte wer auch immer hier
vorbeigekommen war eine winzige Knolle vergessen, die etwas abseits
von den anderen wuchs. Er grub sie aus und nahm sich vor, die Knolle
am Abend ganz in Ruhe zu essen, denn er hatte seit Tagen nichts zu
sich genommen und wollte den Moment genießen.
    Bald
kam er an dem gleichen Geschwisterpaar vorbei, wie davor der
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