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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
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mehr als merkwürdig. Wieder erinnerte er sich daran, dass sich sein Körper nicht hier, sondern draußen am südlichen Ende des Steingevierts befand.
    „ Was ... was wünscht ihr?“, fragte er unsicher. Seine eigene Stimme klang seltsam unvertraut, wie zwei Kiesel, die übereinander schabten.
    „ Dein Leben!“ Jetzt hatte nur der Fremde links von ihm gesprochen, glaubte Hockster.
    „ Deine Imagination!“, sagte der zweite Mann, der seinen Partner um doppelte Kopfeslänge überragte.
    „ Deine Entschlossenheit!“, erklärte die Frau, die in der Mitte saß. Die drei - Hockster beschloss, sie Fremde zu nennen -, sackten wieder in sich zusammen, ein eigenartiges Rumoren erklang, leise zwar, aber deutlich genug, dass er es hören konnte, gerade so, als unterhielten sie sich leise miteinander.
    „ Das Wissen der Menschen ist in Gefahr“, erklärte der kleine Mann links.
    „ Es wird vernichtet, wenn keiner sich findet, es zu retten.“
    „ Wie rettet man, was man nicht sehen kann?“, fragte die Frau.
    Gute Frage, dachte Hockster, der sich wenig wohl in seiner Haut fühlte und entschied, dass er nun genug hatte. Er war gekommen, einen Helfer zu finden, einen Steingeist, den er an sich binden konnte. Nichts hier stimmte auch nur entfernt mit den Lehren seines Urgroßvaters überein. Er gehörte nicht hierher und diese drei Fremden da vor ihm auf dem Boden ängstigten ihn. Hockster wandte sich zur Tür um und stand augenblicklich wieder vor den drei Gestalten. Wo war die Tür? Er hatte sich doch umgedreht. Er sah über die Schulter zurück. Da war sie doch! Weshalb ... Er drehte sich ein zweites Mal und fand sich erneut Aug in Aug mit den drei Fremden, als hätte er sich nie bewegt.
    Das wird spaßig, dachte Hockster, und biss die Zähne zusammen. Er spürte den Drang, laut um Hilfe zu rufen. Das hier ging eindeutig nicht mit rechten Dingen zu. Aber was hätte er auch anderes erwarten können, hier, wo er als Geist umherwanderte?
    „ Nun?“, forderte der Erste.
    „ Was?“, erwiderte Hockster, der sich noch immer nicht von seinem Schreck erholt hatte. „Ich bin bereit zu antworten, aber dafür muss vorher zumindest eine Frage gestellt werden. Beim besten Willen: 'Nun' ist einfach nicht ausreichend.“
    In irgendeiner Kehle grollte Zorn, vielleicht auch in allen drei Kehlen gleichzeitig. Hockster war es fast schon ein wenig egal.
    „ Wie willst du erhalten, was du nicht sehen kannst?“, wiederholte die Frauengestalt ihre Frage.
    Immerhin, damit konnte Hockster etwas anfangen. „Wieso fragt ihr gerade mich? Ich meine, woher soll ich das wissen?“
    „ Du bist auserkoren, das Wissen zu erhalten, in den Tagen des Krieges, die kommen werden.“
    „ Oh, gut“, sagte Hockster und trat langsam einen Schritt zurück.
    „ Beweg dich oder bleib stehen. Das Ergebnis ist immer das gleiche. Sieh!“ Die Frau deutete über seine Schulter hinweg auf die Wand hinter ihm. Hockster sah sich um. Die Tür war verschwunden und erschien gleich wieder neben den drei kauernden Gestalten in der Wand.
    „ Du willst gehen?“, fragte die Frau. „Nur zu. Jedoch kannst du deiner Bestimmung nicht entkommen.“
    „ Nicht entkommen“, wiederholten die beiden männlichen Gestalten, was Hockster ziemlich gespenstisch fand. Allerdings spürte er auch mit einer tiefen Gewissheit, dass ihm hier keine ernsthafte Gefahr drohte.
    „ Ich habe keine Bestimmung“, erklärte Hockster entschieden. „Ich bin ein freier Mann.“
    „ Diese Zeiten sind vorbei, Beltrim“, erwiderte der Große. Hockster hatte das Gefühl, als klänge Trauer in der Stimme der fremden Gestalt. „Du wirst tun, wozu du bestimmt bist. Rette das Wissen der Welt.“
    „ Höre, Beltrim“, begann die Frauengestalt, „Alles Leben ist endlich, doch das Wissen und die Weisheit bleiben bestehen, werden niedergeschrieben und weitergegeben. Die dunklen Zeiten kommen. Das Ende der Welt ist nahe. Die Nat Chatkas erscheinen und mit ihnen kommt der Tod für Mensch und Tier und all das, was uns lieb und teuer ist...“
    „ Wer seid ihr?“ Hockster wollte glauben, dass sein Schrecken geringer werden würde, wenn die drei Fremden sich ihm nur vorstellen wollten.
    „ Wir sind die Hüter der Welt. Unsere Aufgabe ist es, ihn zu finden, den einen, der zusammenfügt, was noch getrennt ist, der bewahrt, was in Gefahr ist. Sein Kampf ist nicht der des Schwertes, sondern der des Herzens, nicht im Krieg erringt er Ruhm, sondern in der Schaffung von neuem, der Freiheit des Denkens und
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