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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
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lediglich die Schultern.
    „ Wie lange wird das dauern?“, fragte Rok Talusien.
    „ Ich kann es nicht sagen. Bei meinem letzten Versuch habe ich einen Tag und die halbe Nacht benötigt und war danach nicht weiter als zuvor.“ Hockster sah zu den Felsen hinüber, die sich dunkel gegen den Nachthimmel abzeichneten. „Ich kann es vollbringen, aber jemand muss über mein Wohlergehen wachen.“
    Der Söldner nickte verstehend. „So hatte ich es mir gedacht.
    Hockster begegnete fordernd Talusiens Blick. „Wirst du wachen?“
    Der Söldner nickte zögernd. „Ich begleiche meine Schuld.“
    Als Hockster auf dem harten Boden lag, eingehüllt in seine Decke, geisterten Erinnerungen an Arterius durch seinen Sinn und er versuchte sich zu erinnern, was der alte Mann ihn gelehrt hatte. Würde das, was er über die Bindung eines Steinelementars wusste, genügen oder war er im Begriff sein Leben wegzuwerfen? Schließlich schlief er ein und verbrachte eine unruhige halbe Nacht, bis der Söldner ihn weckte und aufforderte, die Wache zu übernehmen.
    Der nächsten Morgen begann mit strahlendem Sonnenschein. Hockster verließ das Lager und näherte sich zögernd dem steinernen Dreieck. Die Ecken wiesen nach Norden, Westen und Osten. Er suchte sich eine Position auf einer geraden Linie vom nördlichen Felsen und markierte so selbst den südlichsten Punkt anstelle des fehlenden zwölften Felsens. Es störte ihn ein wenig, dass dieser eine Felsen fehlte und er fragte sich, wo er geblieben war. Hockster war gar nicht sicher, ob sein Vorhaben überhaupt gelingen konnte, aber er wollte es darauf ankommen lassen. Leben heißt lernen, dachte er. Bedächtig ließ er sich nieder und betrachtete die mächtigen Steinbrocken, folgte mit den Blicken ihren Verbindungslinien, bis er sie im Lichte der hellen Morgensonne wie vom Tau glitzernde Spinnenfäden schimmern sah. Hockster löste seinen Edelsteinbeutel und schüttete die Steine vor sich ins Gras. Er wählte Opal für die Luft, Rubin für das Feuer, Saphir für das Wasser und Bernstein für das Element Erde. Das waren die äußersten Punkte seines kleinen magischen Gevierts. Er legte die vier kostbaren Steine exakt nach dem Muster der drei äußeren Felsen und seiner eigenen Position im Süden aus.
    Nun symbolisierte der Norden das Element Wasser und die Farbe Blau. Osten wurde zu Erde und erhielt die Farbe Braun. Den Westen seiner Nachbildung aus Edelsteinen bildete das Element Feuer mit der Farbe Rot. Für seine eigene Position, den Süden, wählte er das Element Luft, dem er sich besonders zugehörig fühlte, in der Farbe Weiß. Er war umgeben von elf hoch aufragenden Felsen. Vier für jede der vier Seiten oder je zwei zwischen den Himmelspunkten. Von Norden nach Osten legte er einen hellbraunen Achat und einen braunen Mondstein. Wasser und Erde waren verbunden. Von Norden nach Westen, entlang der Linie vom Wasser zum Feuer, legte er einen dunkelgrünen Malachit und einen tief orangefarbenen Zirkon. Für die West-Süd-Verbindung wählte er nach langem Zögern einen gelben Topas und einen rosafarbenen Beryll. Die letzte Linie von Osten nach Süden schloss er mit einem grauen Jaspis und einem farblosen Saphir.
    Kritisch betrachtete er sein Werk, verglich ein letztes Mal die Entfernungen zwischen den Felsen und den Edelsteinen im Gras und war zufrieden. Das Viereck aus Edelsteinen war nun vollständig und geschlossen. Die notwendigen Vorbereitungen waren getroffen. Im Geiste prüfte Hockster noch einmal seine Position und die der ausgewählten Edelsteine. Die Steine innerhalb der beiden Formationen lagen in gleicher Entfernung zueinander. Die Verbindung von Westen nach Süden mit dem gelben Topas und dem rosafarbenen Beryll bereitete ihm allerdings ein wenig Sorge. Die beiden Steine besaßen weniger Kraft als die übrigen, aber er hatte der farblichen Abstimmung zwischen den Himmelspunkt den Vorzug vor magischer Stärke gegeben. Hockster atmete tief durch. Jetzt gab es kein zurück mehr. Er schloss die Augen und wie jedes Mal, wenn er eine Beschwörung durchführen wollte und seine Kräfte sammelte, lenkten ihn die vielen äußeren Geräusche und Eindrücke zu Anfang ab. Er spürte die Wärme der aufgehenden Sonne, hörte das Zirpen einer Grille außerhalb des Steingevierts und glaubte sogar die interessierten Blicke des Söldners zu spüren, der ihn vom nahegelegenen Lager aus beobachtete.
    Wie Arterius es ihn gelehrt hatte, richtete Hockster seine Aufmerksamkeit auf das Edelsteinmuster,
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