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Der Fall Kobra

Der Fall Kobra

Titel: Der Fall Kobra
Autoren: Ursel Scheffler
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suchen einen alten Schrank in Eiche, Münsterland, 18. Jahrhundert? Wie wäre es mit diesem hier?“, sagt Hupfer und zeigt auf ein Prachtstück in seinem farbigen Katalog.
    Fritz Erwin Sandmann klappt der Unterkiefer herunter, als er auf dem Foto den Wohnzimmerschrank seiner Tante Emily aus Höxter erkennt.

    Seine Frau ruft überrascht: „Aber herrjeh, das ist ja ...“ Doch dann verstummt sie, weil sie von ihrem Mann einen viel sagenden Tritt in die Wade bekommt.
    „Du hast Recht, das ist ein fabelhaftes Stück!“, sagt Sandmann und zwinkert seiner Frau zu.
    „Überhaupt: Sie haben eine bemerkenswerte Auswahl, Herr Hupfer!“, lobt er den Händler.
    „Darauf bin ich auch stolz!“, sagt Hupfer und schiebt beide Daumen selbstbewusst hinter die modischen roten Hosenträger. „Otto macht’s möglich! Das ist meine Devise!“
    Fritz Erwin Sandmann studiert mit großem Interesse den Katalog mit den Farbfotos. In seinem Kopf arbeitet es fieberhaft. Nicht umsonst ist er der Vater der Kriminalassistentin Sonja Sandmann. Wenn das wirklich Tante Emilys Schrank ist, dann liefert der Mann entweder eine Kopie – oder das Original. Und das muss er erst stehlen. Denn am vergangenen Sonntag war dieser Schrank noch in Tante Emilys Wohnzimmer. Und Tante Emily würde diesen Schrank nie und nimmer verkaufen.
    Nach einigem Zögern entschließt sich Sandmann dazu, den Schrank zu bestellen.
    „Sechs Wochen Lieferzeit! Der Schrank ist in meinem Lager in Münster und muss erst restauriert werden“, sagt Hupfer entschuldigend.
    „Geht in Ordnung!“, sagt Sandmann und leistet die geforderte Anzahlung für das kostbare Stück. Als er zu Hause ist, ruft er sofort seine Tochter Sonja an und berichtet von seinem sonderbaren Handel.
    „Das ist ja ein Ding!“, sagt Sonja verblüfft. Die Zusammenhänge werden ihr blitzartig klar. „Der Mann besorgt sich auf irgendwelche Weise Fotos von alten Möbelstücken. Und wenn er Interessenten dafür hat, lässt er sie klauen!“ „Genau so muss es sein“, murmelt ihr Vater. „Und wir sollten versuchen, den Kerl zu fassen, wenn er bei Tante Emily auftaucht!“

    „Diebstahl auf Bestellung. So einen Fall hatte wir doch erst im letzten Jahr“, erinnert sich Kugelblitz, als ihm seine Assistentin von diesem Vorfall erzählt. „Damals handelte es sich um Gemälde! Sagen Sie, Sandmännchen, Ihr Vater hat den Schrank eindeutig erkannt? Kein Zweifel möglich?“
    „Es ist der Hochzeitsschrank von Tante Emilys Oma“, erklärt Sonja Sandmann.
    „Das Monogramm und das Hochzeitsdatum stehen über der Schranktür. Man kann den Schrank gar nicht verwechseln!“
    „Es war klug von Ihrem Vater, auf den Handel einzugehen!“, sagt Kugelblitz anerkennend.
    „Wir müssen uns also darauf einstellen, dass der Schrank innerhalb der nächsten sechs Wochen bei Ihrer Tante gestohlen und danach bei Ihrem Vater wieder angeliefert wird.“
    Sandmanns lassen auf Anraten von Kugelblitz vor dem Bauernhaus in Höxter unauffällig eine Videokamera montieren. Und dann fährt Tante Emily in Urlaub. Eine Zeitung, die zwei Tage am Gartenzaun steckt, und die zugeklappten Fensterläden verraten jedem, dass sie nicht zu Hause ist ...
    Sonja Sandmann und ihr Vater hüten unbemerkt das Haus. In der dritten Nacht ist es soweit: Leise Schritte nähern sich auf dem Kiesweg. Der Fensterladen am Küchenfenster knarrt. Man hört das Klirren einer Scheibe. Eine Hand greift durch das Loch im Glas. Die Tür wird von innen entriegelt. Zwei Schatten huschen ins Haus. Es ist eine helle Vollmondnacht, und die Videokamera macht fabelhafte Bilder. Leider sind die Täter mit Strumpfmasken vermummt, und man kann ihre Gesichter nicht erkennen. Wenig später erscheinen die beiden kräftigen Kerle an der Vordertür und schleppen mit Hilfe von zwei Transportgurten und einem Rollbrett den Schrank aus dem Haus zu ihrem Lieferwagen. Der parkt hinter den Holunderbüschen.
    Kurz darauf fährt der Lieferwagen aus seinem Versteck heraus und am unbeleuchteten Haus vorbei. Sonja Sandmann späht durch das Schlafzimmerfenster und notiert die Autonummer. Sie funkt den Bereitschaftsdienst an. Der Wagen der Schrankdiebe wird von einer Zivilstreife unauffällig verfolgt. Die Diebe steuern ein Lagerhaus am Elbufer an. Es gehört der Spedition Schleicher & Co. Der Fahrer öffnet das riesige Eisentor über Funksteuerung. Die Männer verschwinden mit ihrem Kleinlaster in der großen Lagerhalle. Das Tor schließt sich hinter ihnen ...

     
    „Wir müssen das
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