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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
Autoren: Eva J.
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Selbstsicherheit ob ihrer Standpunkte verkauft.
    Doch
sie besitzt ebenso eine schnell durchschaubare Seite, die sich spätestens dann
für jeden halbwegs an ihr interessieren Menschen offenlegt, wenn er sie in eine
Krise begleiten muss. Diese Entdeckung wiederum erschüttert viele sofort und
hat zur Folge, dass man plötzlich dem eigenen Eindruck nicht mehr traut. Das
kann doch nicht wirklich so sein …
    All
ihre Erkenntnisse, die sie daraus zu schöpfen vermag, all ihre Erleuchtungen
über das, was sie getan hat, was falsch und richtig ist, was krankhaft und
normal ist, all das präsentiert sie bewundernswert echt und glaubwürdig. Ihr
Leid ebenso wie ihr Glück, Ersteres wahrscheinlich noch intensiver.
    Sie
ist eine intelligente und einsichtige Frau, nichts anderes würde man vermuten. Ein
kleiner, verletzlicher Mensch mit einem großen Herz, der Schutz braucht und den
man beschützen sollte. Und sie leidet vermutlich wirklich unter dem, was sie
erlebt, tut und erfährt, denn es ist schwer zu glauben, dass ein Mensch sich
all das freiwillig antun würde.
    Doch
was unter all den Themen und der Vielfalt verschütt geht, woran man irgendwann
nicht mehr denkt, ist die Praxis, die der Theorie folgen muss.
    Und
hier sehe ich heute ihre Unglaubwürdigkeit begründet, denn sie hat wahrhaftig
genug Leichen hinterlassen, um bei aller Einsicht über ihr Fehlverhalten diesen
letzten Schritt, der eigentlich der erste wäre, wenn sie von ganzen Herzen
daran interessiert ist, etwas in ihrem Leben zu ändern, gehen zu müssen. Die
Hilfe, die ihr angeboten wird, auch in Anspruch zu nehmen. Und genau das hat
sie nie getan.
    Ihre
kurzzeitigen Fluchtpunkte in irgendwelche neurologischen oder psychiatrischen
Einrichtungen waren nie von langer Dauer und hatten – so sehe ich es heute – in
erster Linie eine Alibifunktion. „Schaut her, ich lasse mich doch therapieren,
erkennt das bitte an und gebt mir eine Chance.“
    Doch
sowenig, wie sie je über einen längeren Zeitraum einen Arbeitsplatz behalten
hat, sowenig hat sie eine Therapie in ihrer Gänze in Anspruch genommen, um von
der Hilfe zu profitieren, die ihr geboten wurde.
    Sobald
dieser „Auftritt“ erledigt war, fühlte sie sich entweder schlecht aufgehoben,
unsachgemäß behandelt oder vollkommen wieder hergestellt und brach auch diese
Therapien ab. Selbst den Menschen und Einrichtungen, die ihr hätten helfen
können, bescheinigt sie Inkompetenz und dass man sie in eine Schublade der „normalen
Irren“ stecken würde, obwohl IHR Fall doch ein sehr spezieller, wenn nicht
sogar einzigartiger wäre.
    Hilfe
von den nächsten, sie umgebenen Menschen hat sie ebenfalls verweigert. Von
ihrer Mutter, ihren Brüdern, von Tim und seiner Familie, ihren Freunden … niemandem
war sie angeblich wichtig genug, als dass diese Hilfe hätte ernst gemeint sein
können. So ihre Ausreden.
    Im
speziellen Fall um Maik herum war beispielsweise einer der ersten praktischen
Ansätze meinerseits, dass ich ihr vorschlug, mir ihre Telefone auszuhändigen
und die Internetverbindung zu kappen, sodass ihr damit erst einmal jede technische
Möglichkeit genommen wäre, Maik telefonisch oder per E-Mail zu belästigen.
„Wenn du wirklich so darunter leidest und tatsächlich nicht tun willst, was du
tust, es aber nicht im Griff hast“, argumentierte ich, „dann ist es am Besten,
wenn du – freiwillig – deine Suchtwerkzeuge verschwinden lässt, denn ohne
Handy, Telefon und Internetverbindung kannst du ihn auf diese Art nicht mehr
stören. So, wie man einem Junkie die Drogen entzieht.“
     
    „Das
bringt überhaupt nichts, denn wenn es schlimm wird, dann setze ich mich in den
Bus und fahre eben persönlich hin“, sagt sie und legt gleichzeitig zwischen den
Zeilen die Karten auf den Tisch: Sie will diese Werkzeuge einfach behalten, um
damit zu arbeiten, denn sie aus der Hand zu geben, würde bedeuten, hilflos dazustehen
und nicht so agieren zu können, wie sie will.
    Damit
war für mich dieser Part erledigt und ich drohte ihr später noch einmal –
parallel dazu, den Kontakt mit ihr ein für alle Mal abzubrechen – zu ihr zu
fahren und ihr die Telefonleitung mit Gewalt rauszureißen.
    Vielleicht
hätte ich das tun sollen, denn ihr fehlt das Geld an allen Ecken und Enden und
sie hätte diesen Schaden nicht umgehend beheben können. Vielleicht hätte ich
ihr auch das Handy wegnehmen sollen. Immerhin ist sie trotz all dieser
Kommunikationsgeräte auch persönlich zu Maik gefahren und hat um sein
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