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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges
Autoren: Joe Haldeman
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sowas erwähnt.«
    Ich unterbrach das Schweigen. »Wenn bei euch heute Abend Menschen aufkreuzen…«
    »Tun die nie. Aber ich verspreche, dass ich eure Verschwörung mit keinem Wort erwähnen werde.«
    »Es ist keine Verschwörung«, erklärte Marygay mit Nachdruck. »Eher eine Art Plan. Irgendwann weihen wir sie ein. Obwohl es im Grunde nur uns frühe Menschen etwas angeht.« Wir hatten die Angelegenheit weder mit ihm noch mit Sara diskutiert, aber auch kein besonderes Geheimnis daraus gemacht.
    »Vielleicht komme ich irgendwann mal mit.«
    »Irgendwann«, sagte ich. Nicht sehr wahrscheinlich. Bis jetzt trafen sich nur Leute der ersten Generation; alles Veteranen plus Ehefrauen. Nur wenige von ihnen, vor allem Frauen, waren auf dieser Dreckswelt geboren, die der Mensch »Gartenplanet« genannt hatte, als er uns wählen ließ, wo wir uns nach dem Krieg niederlassen wollten.
    *
    Wir nannten »unseren« Planeten in der Regel MF. Die meisten Leute, die hier lebten, waren Dutzende von Generationen jünger als wir und hatten keine Ahnung, dass wir damit »Mittelfinger« meinten. Und selbst wenn sie es wussten, vermuteten sie dahinter wohl kaum eine Umschreibung für den Urakt zwischen den Geschlechtern.
    Wenn sie hier einen ganzen Winter zugebracht hatten, belegten sie den Planeten wahrscheinlich ohnehin mit dem hässlichsten Schimpfwort, das es in ihrer jeweiligen Kultur gab.
    MF war uns als paradiesische Zufluchtsstätte – und als Ort der Wiedervereinigung – gepriesen worden. Hier könnten wir uns eine schlichte Existenz aufbauen, ungestört vom neuen Menschen, hieß es. Und falls wir Freunde oder Partner im relativistischen Labyrinth des Ewigen Krieges aus den Augen verloren hätten, könnten wir an Bord der Time Warp auf sie warten, einem zu einer Art Zeitmaschine umgewandelten Schlachtkreuzer, der so schnell zwischen Mizar und Alcor hin und her flog, dass der Alterungsprozess fast aufgehoben war. (* Der Ewige Krieg von Joe Haldeman, Heyne-TB 06/8206 – Anm. d. Übers.)
    Natürlich stellte sich heraus, dass der neue Mensch uns auch weiterhin im Auge behalten wollte, da wir für ihn eine genetische Rückversicherung darstellten, für den Fall, dass nach X Generationen mit ihrer Klon-Blaupause etwas aus dem Ruder lief. (Ich benutzte diesen Ausdruck einmal, um Bill das Schema zu erklären, gab aber schnell auf, weil ihm Blaupausen ungefähr ebenso viel sagten wie Höhlenmalerei.)
    Aber der Mensch war kein passiver Beobachter. Eher ein Zoowärter. Und MF ähnelte in der Tat einem Zoo: einer künstlichen, stark vereinfachten Umgebung. Mit dem Unterschied, dass die Zoowärter diese Umgebung nicht selbst geschaffen hatten, sondern durch Zufall darüber gestolpert waren.
    Mittelfinger war wie alle Planeten des Wega-Typs, die wir entdeckt hatten, eine Anomalie und ein Witz. Er widersprach allen Gesetzen der Planetenentstehung und Evolution.
    Ein zu junger, bläulich weißer Stern mit einem einzigen Planeten von der Größe der Erde und einer Sauerstoff-Wasser-Chemie. Dieser Planet umkreist seine Sonne in einem Abstand, der Leben ermöglicht, allerdings knapp an der Grenze.
    Planetenforscher wollen uns einreden, dass es Welten vom Typ Erde nur dann geben kann, wenn sich gleichzeitig ein Riese vom Typ Jupiter im System befindet. Aber dann dürften auch Sterne wie Wega und Mizar keine Erdplaneten haben.
    Mittelfinger besitzt Jahreszeiten, die jedoch nicht durch seine Achsneigung zur Sonne entstehen, sondern durch seine langgestreckte Bahnellipse. Wir haben sechs Jahreszeiten, die sich über drei Erdenjahre verteilen: Frühling, Sommer, Herbst, Vorwinter, Mittwinter und Spätwinter. Natürlich bewegt sich der Planet umso langsamer, je weiter er von seiner Sonne entfernt ist. Deshalb sind die kalten Jahreszeiten lang und die warmen kurz.
    Ein Großteil des Planeten besteht aus arktischer Wüste oder Trockentundra. Hier am Äquator bilden die Seen und Flüsse nur im Mittwinter eine Eisdecke. Zu den Polen hin bestehen die Seen bis zum Grund aus Perma-Eis, mit kleinen sterilen Pfützen an warmen Sommertagen. Zwei Drittel der Planetenoberfläche sind tot, wenn man mal von Sporen und Mikroorganismen in der Luft absieht.
    Die Ökologie ist ebenfalls verblüffend schlicht: weniger als hundert einheimische Pflanzenarten, etwa die gleiche Anzahl Insekten sowie Kleinzeug, das entfernte Ähnlichkeit mit Gliederfüßern besitzt. Keine Säugetiere, dafür ein paar Dutzend größere und kleinere Tiere, die man als Reptilien oder Amphibien
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