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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges
Autoren: Joe Haldeman
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mich zum Haus. Ich stand eine Minute lang unter dem Veranda-Vordach und sah zu, wie das Gewitter über den See zog.
    Drinnen empfing mich Wärme; Marygay hatte in der Küche ein kleines Feuer gemacht. Bill saß mit einem Glas Wein daneben. Daran musste ich mich erst gewöhnen. »Guter Fang?« Sein Akzent war am stärksten, wenn er gerade von der Schule heimkam. Ich vermutete stark, dass er weder im Unterricht noch mit seinen Freunden Englisch sprach.
    »Über der Sechzig-Prozent-Marke«, sagte ich, während ich am Küchenbecken Gesicht und Hände schrubbte. »Noch mehr Anglerglück, und wir müssen das verdammte Zeug selber essen.«
    »Ich denke, heute gibt es zur Abwechslung mal Schwarzflosse blau«, erklärte Marygay mit unbewegter Miene. In dieser Form hatten die Biester die Konsistenz und den Geschmack von Watte.
    »Warum nicht gleich roh, Mom?« Bill mochte die Fische noch weniger als ich und genoss es sichtlich, ihnen die Köpfe abzuschlagen.
    Ich trat an die drei Fässer am Ende des Raums und zapfte mir ein Glas Rotwein, ehe ich neben Bill auf der Ofenbank Platz nahm. Ich stocherte mit einem Stecken darin herum, eine Geste des Sozialverhaltens, die vermutlich älter war als dieser junge Planet.
    »Du hattest heute diesen Kunst-Zombie?«
    »Den Kunstgeschichte- Menschen«, sagte er. »Weiblich. Kommt aus Centrus. Hatte sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Zeichnen oder so war aber nicht drin. Sie zeigte uns nur Bilder und Statuen.«
    »Von der Erde?«
    »Größtenteils.«
    »Die Kunst der Taurier ist schon seltsam.« Das war ein barmherziges Urteil. Sie ist außerdem hässlich und unverständlich.
    »Sie meinte, wir müssten uns nach und nach damit auseinander setzen. Wir sahen uns Beispiele ihrer Architektur an.«
    Ihre Architektur. Davon verstand ich was. Ich hatte das Zeug vor Jahrhunderten hektarweise zerstört. Kam mir manchmal vor, als sei es gestern gewesen.
    »Ich weiß noch, wie ich das erste Mal vor einer ihrer Kasernen stand«, sagte ich. »All die winzigen Einzelzellen. Wie ein Bienenstock.«
    Er reagierte zurückhaltend, was ich als Warnung verstand. »Wo bleibt eigentlich deine Schwester?« Sie war noch auf der High School, benutzte aber den gleichen Bus wie er. »Ich kann mir ihren Stundenplan einfach nicht merken.«
    »In der Bibliothek«, sagte Marygay. »Sie will anrufen, wenn es später wird.«
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Wir können mit dem Essen nicht zu lange warten.« Die Versammlung war für halb neun angesetzt.
    »Ich weiß.« Sie schob sich zwischen uns auf die Bank und reichte mir einen Teller mit Knabberstangen. »Von Snell. Hat sie heute Vormittag vorbeigebracht.«
    Sie waren hart, stark gesalzen und zerbröckelten mit einem lauten Krachen zwischen den Zähnen. »Ich werde mich nachher bei ihm bedanken.«
    »Veteranen-Party?«, wollte Bill wissen.
    »Sechstag«, entgegnete ich. »Wir gehen zu Fuß, falls du den Gleiter brauchst.«
    »›Aber trink nicht zu viel Wein!‹«, sagte er, ehe ich es sagen konnte, und hob sein Glas hoch. »Das war’s schon. Volleyball drunten in der Turnhalle.«
    Wobei Volleyball nur noch den Namen mit den Matches gemeinsam hatte, die ich von früher kannte. Es gab gemischte Mannschaften, sie spielten nackt, und das Ganze war halb Sport, halb Paarungsritual.
    Ein plötzlicher Graupelschauer prasselte gegen das Fenster. »Das mit dem Fußmarsch ist nicht euer Ernst«, sagte Bill. »Ihr könnt mich ja an der Turnhalle absetzen.«
    »Hm, du könntest uns absetzen«, schlug Marygay vor. Die Route des Gleiters wurde nicht kontrolliert. Nur das Ziel, angeblich zum Nachsenden von Anrufen. »Bei Charlie und Diana. Sie haben sicher nichts dagegen, wenn wir etwas früher aufkreuzen.«
    »Danke. Ist gebongt.« Wenn er unseren alten Slang benutzte, war ich nie sicher, ob er seine Zuneigung ausdrücken oder uns auf den Arm nehmen wollte. Wohl beides. Ich hatte meine Eltern mit einundzwanzig vermutlich nicht anders behandelt.
    Ein Bus hielt draußen an. Ich hörte, wie Sara durch den Sturm über die Holzplanken lief. Gleich darauf knallte die Haustür ins Schloss. Dann rumpelte sie wortlos die Treppe nach oben, um trockene Sachen anzuziehen.
    »In zehn Minuten gibt es Abendessen«, rief Marygay ihr nach und erhielt ein gereiztes Maulen zur Antwort.
    »Sie kriegt morgen ihre Tage«, meinte Bill.
    »Seit wann kümmern sich Brüder um den Regelkalender?«, fragte Marygay. »Oder Männer überhaupt?«
    Er betrachtete seine Fußspitzen. »Sie hat heute früh
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