Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ewige Held

Der Ewige Held

Titel: Der Ewige Held
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
tiefer, bis sie sich kaum mehr als zweihundert Fuß über dem flachen, schneebedeckten Ackerland vor Karlye befanden. Ein Nieselregen setzte ein, und während er allmählich immer heftiger wurde, ging die Sonne unter, so daß sie Karlye in der Dämmerung erreichten. Die freundlichen gelben Lichter hinter den Fensterscheiben der steinernen Häuser schienen sie willkommen zu heißen. Der Ornithopter kreiste über den malerisch geformten Dächern aus dunkelrotem und grauem Schiefer, bis er sich langsam auf die Mulde des kreisrunden, grasbedeckten Landefelds niederließ, um das sich die Stadt ausbreitete. Für einen Ornithopter setzte das Transportmittel ziemlich sanft auf. Trotzdem hielten Hawkmoon und Yisselda sich an den Hängegriffen fest, bis die Maschine über die schlimmsten Unebenheiten hinweggerollt war und der Pilot, von dessen transparenten Gesichtsschutz das Wasser herabrann, ihnen bedeutete, daß sie aussteigen durften.
    Der Regen peitschte jetzt gegen das Kabinendach. Hawkmoon und Yisselda schlüpften in dicke Umhänge, die ihnen bis zu den Füßen reichten. Männer kamen über das Landefeld auf sie zugelaufen, geduckt im stürmischen Wind zogen sie eine Droschke. Hawkmoon wartete, bis sie dicht neben dem Ornithopter anhielt, dann öffnete er dessen Tür und half Yisselda über den aufgeweichten Boden zu dem handgezogenen Gefährt. Sie stiegen ein, und schlingernd rollte die Droschke auf die Gebäude am fernen Ende des Flugplatzes zu.
    „Wir übernachten in Karlye", sagte Hawkmoon, „und brechen früh am Morgen zur Silberbrücke auf."
    Graf Brass' Beauftragte in Karlye hatten Zimmer für Hawkmoon und Yisselda ganz in der Nähe des Flughafens in einem kleinen, aber gemütlichen Gasthaus besorgt, offenbar eines der wenigen, die die Eroberung durch das Dunkle Imperium unbeschädigt überstanden hatten. Yisselda erinnerte sich, daß sie bereits als kleines Mädchen mit ihrem Vater hier abgestiegen war, und sie empfand eine große Freude darüber, bis ihre Gedanken an ihre Kindheit sie an ihre verlorene Yarmila erinnerten. Als Hawkmoon den Schatten bemerkte, der ihr Gesicht verdunkelte, und ahnte, was in ihr vorging, legte er tröstend den Arm um ihre Schultern, nachdem sie sich nach einem guten Abendessen auf ihre Zimmer zurückzogen. Der Tag war anstrengend gewesen, und sie fühlten sich beide zu müde, aufzubleiben und sich noch zu unterhalten.
    Hawkmoons Schlaf wurde fast unmittelbar von den nur allzu vertrauten Träumen heimgesucht. Gesichter und Bilder heischten um seine Aufmerksamkeit. Augen richteten sich beschwörend auf ihn. Hände streckten sich bittend nach ihm aus. Es war, als flehe eine ganze Welt, ja vielleicht sogar ein ganzes Universum ihn um seine Hilfe an.
    Er war Corum - Corum von der nichtmenschlichen Rasse der Vadhagg - und ritt gegen die grauenerregenden Fhoi Myore, das Kalte Volk aus dem Nichts.
    Er war Elric - der letzte Prinz von Melnibone -eine brüllende Klinge in der Rechten, seine Linke am Knauf eines ungewöhnlich geformten Sattels, auf dem Rücken eines riesigen Reptils, dessen Geifer zu Feuer wurde, wo er die Erde berührte.
    Er war Erekose - ,bedauernswerter Erekose' -der die Älteren in den Sieg über sein eigenes, menschliches Volk führte. Und er war Urlik Skarsol, Prinz des Südeises, der seine Verzweiflung über sein Geschick, das Schwarze Schwert tragen zu müssen, hinausschrie.
    TANELORN.
    Oh, wo war Tanelorn.?
    War er nicht zumindest einmal schon dort gewesen? Entsann er sich nicht des wundersamen Gefühls absoluten Seelenfriedens, einer wohltuenden Einheit des Geistes, wie nur jene sie empfinden können, die zutiefst gelitten hatten?
    TANELORN.
    „Zu lange trug ich meine Last - zu lange bezahlte ich für Erekoses große Schuld." Seine Stimme sprach es, doch nicht seine Lippen formten diese Worte - andere Lippen waren es, nichtmenschliche Lippen. „Ich brauche Ruhe - ich muß Ruhe haben."
    Und nun zeigte sich ein neues Gesicht - ein Gesicht geprägt von unbeschreiblichem Bösen, doch es verriet keine Selbstsicherheit - ein dunkles Gesicht war es -, wirkte es verzweifelt? War es sein Gesicht? War auch das sein Gesicht?
    AHHHH, ICH LEIDE!
    Hierhin und dorthin marschierten die wohlbekannten Armeen. Bekannte Schwerter hieben und stachen. Bekannte Gesichter schrien und gingen zugrunde. Blut strömte aus den Leibern - ein bekanntes Blutvergießen.
    TANELORN - habe ich den Frieden Tanelorns denn nicht verdient?
    Noch nicht, Held. Noch nicht.
    Es ist ungerecht, daß ich, ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher