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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
Autoren: Michael Moorcock
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es dir lieb ist. Du mußt deine Ungeduld bezähmen.
    - Das ist eine unbefriedigende Antwort.
    - Ich versichere dir, es ist die Einzige, die ich geben kann.
    - Wie ist dein Name?
    - Wie du, habe ich sehr viele Namen. Ich bin der Ritter in Schwarz und Gold. Ich bin Der Krieger Der Nicht Kämpfen Kann. Manchmal nennt man mich Die Fahne Ohne Wappen.
    - Laß mich dein Gesicht sehen.
    - Nein.
    - Warum nicht?
    - Ah ja, das ist schwierig. Ich glaube, weil die Zeit noch nicht gekommen ist. Wenn ich dir zuviel zeige, würde das zu viele andere Zeitläufe beeinflussen. Du musst wissen, dass alles, in allen Reichen des Multiversums, vom Chaos bedroht ist. Das Gleichgewicht neigt sich zu sehr zu seinen Gunsten. Die Ordnung muß unterstützt werden. Wir müssen darauf bedacht sein, weiteres Unheil zu vermeiden. Du wirst meinen Namen bald erfahren, dessen bin ich sicher. Das heißt, ›bald‹ nach den Maßstäben deiner eigenen Zeitrechnung. Nach meiner könnten zehntausend Jahre vergehen ...
    - Kannst du mir helfen, zu Ermizhad zurückzukehren?
    - Ich habe bereits erklärt, dass du auf das Schiff warten musst.
    - Wann werde ich Frieden finden?
    - Wenn all deine Aufgaben erfüllt sind. Oder bevor es Aufgaben für dich zu erfüllen gibt.
    - Du bist grausam, Ritter in Schwarz und Gold, mir so ausweichend zu antworten.
    - Ich kann nur wiederholen, John Daker, ich habe keine genaueren Antworten. Du bist nicht der einzige, der mich der Grausamkeit beschuldigt .
    Er streckte die Hand aus, und jetzt konnte ich eine Klippe sehen. Dicht an der Kante des Steilhangs aufgereiht, teils zu Fuß, teils beritten (keineswegs ausschließlich auf gewöhnlichen Pferden), stand Reihe um
    Reihe von Kriegern in zerschlagenen Rüstungen. Irgendwie war ich ihnen nahe genug, um die Gesichter erkennen zu können. Ihre Augen waren leer. Augen, die zuviel Schmerz gesehen hatten. Sie konnten uns nicht sehen, doch schien es mir, dass sie zu uns beteten - oder wenigstens zu dem Ritter in Schwarz und Gold.
    Ich rief ihnen zu. - Wer seid ihr?
    Und sie antworteten mir, hoben ihre Köpfe zu einem furchtbaren Sprechgesang. - Wir sind die Verlorenen. Wir sind die Letzten. Wir sind die Lieblosen. Wir sind die Krieger am Abgrund der Zeit. Wir sind die Geschlagenen, wir sind die Verzweifelnden, wir sind die Betrogenen. Wir sind die Kämpen aus tausend geistigen Schlachten.
    Es war, als hätte ich ihnen ein Zeichen gegeben, eine Gelegenheit, ihre Ängste auszudrücken, ihre Sehnsüchte und Qualen von Jahrhunderten. Sie sangen mit einer einzigen, kalten, melancholischen Stimme. Ich hatte das Gefühl, dass sie schon seit Anbeginn der Ewigkeit am Rande dieser Klippe standen, um nur zu sprechen, wenn ihnen meine Frage gestellt wurde. In ihrem Gesang gab es keine Unterbrechung, sondern er schwoll immer mehr an ...
    - Wir sind die Krieger am Abgrund der Zeit. Wo ist unsere Freude? Wo ist unser Kummer? Wo ist unsere Furcht? Wir sind die Tauben, die Stummen, die Blinden. Wir sind die Unsterblichen. Es ist kalt am Abgrund der Zeit. Wo sind unsere Mütter und unsere Väter? Wo sind unsere Kinder? Es ist zu kalt am Abgrund der Zeit! Wir sind die Ungeborenen, die Unbekannten, die Unsterblichen. Es ist zu kalt am Abgrund der Zeit! Wir sind müde. Wir sind so müde. Wir warten müde am Abgrund der Zeit...
    Ihr Schmerz war so durchdringend, daß ich versuchte, mir die Ohren zuzuhalten. - Nein! schrie ich. - Nein! Ihr sollt mich nicht rufen. Hört auf!
    Schweigen. Sie waren verschwunden.
    Ich drehte mich nach dem Ritter in Schwarz und Gold herum, aber auch er war fort. War er einer dieser Krieger gewesen? Ihr Anführer vielleicht? Oder, fragte ich mich, waren sie alle Aspekte eines einzigen Wesens - meiner selbst?
    Ich vermochte keine dieser Fragen zu beantworten; aber ich wollte die Antworten eigentlich auch gar nicht wissen.
    Ich bin mir nicht sicher, ob es zu diesem Zeitpunkt war oder später, in einem anderen Traum, daß ich an einem felsigen Ufer stand und auf einen nebelverhangenen Ozean hinausblickte.
    Zuerst erkannte ich nichts im Nebel, dann entdeckte ich allmählich einen dunklen Umriß, ein Schiff, das nahe der Küste vor dem Anker dümpelte.
    Ich wußte, es war das Dunkle Schiff.
    An Bord dieses Schiffes schimmerten hier und dort Tupfer von orangefarbenem Licht. Es war ein warmer, beruhigender Schein. Auch glaubte ich zu hören, wie tiefe Stimmen von Deck zu den Rahen hinaufriefen, und von dort Antwort erhielten. Ich vermutete, daß ich das Schiff anrief und gehört wurde,
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