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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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weißer Samtbademantel. Wahrscheinlich gehörten die unbenutzten Pantoffeln in Größe 44 ebenfalls nicht Sanna, aber alles andere war ihr Besitz. Irene las die Etiketten: Versace, Kenzo, Prada. Es gab andere Marken, die ihr nichts sagten, aber sie war überzeugt davon, dass sie ebenfalls erstklassig waren.
    Langsam und methodisch durchsuchte sie alle Zimmer des Hauses. In Sannas Schlafzimmer und in der Diele hingen Fotos von Mutter und Sohn. Ein Bild von Kjell Bengtsson Ceder suchte sie jedoch vergebens. Von ihm gab es nicht die geringste Spur. Auch nicht von irgendeinem anderen Mann, vom Bademantel und den Pantoffeln einmal abgesehen. Im Badezimmer neben dem Schlafzimmer fand Irene eine ungeöffnete Dose Rasierschaum und eine Tüte mit Wegwerfrasierern.
    Als hätte Ludwig keinen Vater gehabt, aber als erwarte man Herrenbesuch.
     
    Nur die Aussage eines Mannes, der einige hundert Meter vom Tatort entfernt wohnte, ließ sich als positive Zeugenaussage werten. Trotz des Sauwetters war er mit seinem Hund unterwegs gewesen. Ehe er zum Haus der Ceders gekommen war, hatte er den Rücken eines Joggers gesehen, der auf einen kleineren Pfad, der zum Fahrradweg führte, zugelaufen war. Dieser Fahrradweg führte die Küste entlang nach Billdal und erfreute sich bei Joggern großer Beliebtheit. Der Abstand hatte etwa hundert Meter betragen, und der Zeuge hatte denjenigen welchen nur von hinten gesehen. Deswegen konnte er nicht sagen, wie der Jogger ausgesehen hatte. Er hatte einen dunklen Trainingsanzug und eine dunkle Mütze getragen. Er war etwas größer als gewöhnlich gewesen und offenbar gut trainiert, da er schnell gelaufen war. Weiter kamen sie mit der Personenbeschreibung nicht.
    Der Mann mit dem Hund hatte vor dem Haus der Ceders kehrtgemacht. Obwohl die Straße schmal und kaum befahren war, hatte sich die Stadt Straßenlaternen bis zur Abzweigung zum Fahrradweg geleistet. Er glaubte, dass es Viertel nach sieben gewesen war, als er umgekehrt war. Mit absoluter Sicherheit konnte er sagen, dass zu dieser Zeit in der Garagenauffahrt kein Auto gestanden hatte. Er war sich ebenso fast sicher, dass im Haus kein Licht gebrannt hatte, nur die Außenbeleuchtung über dem Garagentor und der Haustür.
    »Eigentlich sagt das nichts. Schließlich stand der Jaguar in der Garage. Vielleicht war Ceder auch noch nicht da. Die Außenbeleuchtung schaltet sich vermutlich bei Einbruch der Dunkelheit automatisch ein. Oder sie lassen sie rund um die Uhr brennen. Diese Runde ist bei Joggern sehr beliebt. Wenn man an Ceders Haus vorbeiläuft, kann man auf den Fuß- und Fahrradweg am Meer entlang abbiegen. Obwohl es wirklich ein ungemütliches Wetter zum Joggen war«, meinte Irene.
    »Wir müssen unbedingt rauskriegen, wer bei diesem Sauwetter um diese Zeit gejoggt ist. Wir können den Jogger nicht von der Liste der Verdächtigen streichen, solange wir nicht wissen, wer er ist«, stellte Tommy fest.
    Sie unterhielten sich leise, um die anderen Gäste nicht zu stören, die wie sie hier im Restaurant saßen und zu Mittag aßen. Sie hatten sich in einem Sushilokal in Vasastan verabredet. Irene war erstaunt gewesen, dass Tommy es mit der Begründung vorgeschlagen hatte, er wolle etwas Leichtes essen. Vielleicht hatte er in den letzten Jahren wirklich ein paar Kilo zugenommen, aber so dramatisch fand sie das nicht. Da sie selbst gern Sushi aß, war sie mit dem Restaurant Nippon sofort einverstanden gewesen.
    Ihre Kellnerin, eine kleine, rundliche Asiatin in weißer Bluse und schwarzem Rock, brachte Mineralwasser und Essstäbchen. Ihr Alter war schwer zu schätzen, aber wahrscheinlich war sie um die Fünfzig. Ein älterer Mann, vermutlich der Ehemann, bereitete an einem Glastresen hinten im Lokal in rasendem Tempo verschiedene Sorten Sushi zu. In der Küche dahinter brutzelte ein Koch die warmen Gerichte. Die Einrichtung war japanisch ohne unnötigen Firlefanz.
    Eine jüngere Bedienung kam mit Sushischälchen aus schwarz- und rotlackiertem Holz. Tommy goss reichlich Sojasauce in eine kleine Porzellanschale und begann, sein Sushi hineinzutunken. Dünne Scheiben rohes Fischfilet lagen ansprechend auf Reis drapiert. Zwei Sushis wurden von längs geteilten Riesenkrabben gekrönt. Die Seegrasröllchen waren mit Reis, Gemüse und Krabben gefüllt. Das Essen war köstlich, und man wurde satt, ohne ein Völlegefühl zu empfinden. Der einzige Nachteil war, dass man mit Stäbchen essen musste, besonders dann, wenn der klebrige Reis auseinander fiel.
    »Ich

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