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Der Engel mit den Eisaugen

Der Engel mit den Eisaugen

Titel: Der Engel mit den Eisaugen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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sexuell-satanischen Ritualmord durchzuführen. Für diese verrückte, rein hypothetische Spekulation schien es keinerlei Beweise zu geben.
    Es war mir ein Rätsel, warum Mignini und die Polizei von Perugia unbedingt zwei unschuldige Menschen unter Mordanklage stellen wollten, obwohl sie den Mörder doch schon hatten. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Was ging da vor? Je intensiver Mario Spezi und ich uns mit diesem seltsamen Fall befassten, desto klarer schien uns, dass mehr dahintersteckte. Allem Anschein nach bemühten sich die dortige Polizei und Staatsanwaltschaft – und insbesondere Giuliano Mignini – weder um Wahrheitsfindung noch um Gerechtigkeit. Ihr Vorgehen schien von anderen Motiven bestimmt. Aber von welchen? Und warum?
    Nun begann Mario Spezi, sich ernsthaft mit diesem Fall zu befassen. Und was er herausfand, war echter Sprengstoff.
    Vier Jahre später wurden Amanda Knox und Raffaele Sollecito im Berufungsverfahren von der Mordanklage freigesprochen und aus der Haft entlassen. Das Berufungsgericht befand, dass sie aufgrund falscher Beweise verurteilt worden seien. Der erste Prozess war ein so ungeheuerlicher Hohn auf die Gerechtigkeit gewesen, dass elf Parlamentsabgeordnete einen Protestbrief an den italienischen Staatspräsidenten schrieben und eine Untersuchung forderten. Diese Untersuchung fand niemals statt. Bisher waren die Hintergründe dieser Justizfarce nicht bekannt.
    Hier, in
Der Engel mit den Eisaugen,
kommt nun endlich die erschreckende Wahrheit ans Licht.
    Mario Spezi hat in den vergangenen vierzig Jahren über etliche der spektakulärsten Verbrechen in der modernen italienischen Geschichte berichtet: über Delikte mit terroristischem Hintergrund, über Verbrechen im Umfeld der Mafia, über Sekten- und Serienmorde. Er zählt auf diesem Gebiet zu den bekanntesten Journalisten Italiens. Dank seines Informantennetzes, das er im Laufe vieler Jahre innerhalb der Polizei, der Carabinieri und des Justizapparats aufgebaut hatte, konnte er besser als jeder andere der Wahrheit auf die Spur kommen. Es ist eine fesselnde Geschichte, packend erzählt und manchmal derart absurd, dass man sie kaum glauben mag – doch jedes Wort ist wahr.
    Dieses Buch bringt ans Licht, wie es zuging, dass Amanda Knox und Raffaele Sollecito zu den Mördern von Meredith Kercher gemacht wurden.

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    Kapitel 1
    A uf die Frau mit dem stark geschminkten Gesicht, der auffallenden Kleidung und dem zerzausten, blondgefärbten Haar, die am Morgen des 3 . November 2007 in einem dicken Mercedes aus Rom ankam, dürfte die Stadt nicht wesentlich anders gewirkt haben als auf Charles Dickens, der sie vor ungefähr 150  Jahren beschrieb: »Das durch Natur und menschliche Kunst stark befestigte Perugia, das unvermittelt aus der Ebene emporsteigt …«
    Nach Perugia kommt niemand durch Zufall.
    Der Autor von
Oliver Twist
hatte sich zum Colle del Sole begeben – der Anhöhe, aus der Perugia emporsteigt –, um seinen
Reisebildern aus Italien
ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Der Grund, aus dem die Frau in dem Mercedes dorthin fuhr, war sehr viel spezieller – Gott führte sie.
    Auch wenn das Motiv für eine Reise nach Perugia normalerweise kein so gewichtiges sein dürfte, begibt man sich doch nur mit einem besonderen Anliegen dorthin, denn die Stadt liegt weitab von allen üblichen Verbindungswegen. Ganz allein mitten in Umbrien, der einzigen Region, die nicht ans Meer grenzt, war Perugia von jeher isoliert. Und dies im Zentrum Italiens, eines Landes, umgeben vom Mittelmeer, einer großen Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen. Seit Jahrhunderten führen die italienischen Hauptverkehrsstraßen weit an Perugia vorbei, und zwar mit allem, was sie transportieren: Menschen, Dinge, Ideen. Nach dem gleichen Prinzip wurden später Eisenbahnen gebaut und schließlich Autobahnen. Seit Jahrhunderten läuft alles um Perugia herum, ohne die Stadt je zu berühren, ja, es ist fast, als würde sie gemieden, allein gelassen mit ihrer Vergangenheit und mit Geistern, die noch in der Gegenwart fortleben.
    Gott hatte die Frau in dem Mercedes mit einer Mission von größter Wichtigkeit betraut: Von ihr hing nicht nur die Rettung eines einflussreichen Mannes ab, sondern gar die Rettung des italienischen Staates selbst. Und die Zeit, die Gott ihr gegeben hatte, war schrecklich kurz. So gesehen, konnten der Mann und Italien von Glück sagen, dass es möglich ist, Perugia von Rom aus in weniger als zweieinhalb Stunden zu erreichen.
    Das
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