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Der Engel auf der Fensterbank

Der Engel auf der Fensterbank

Titel: Der Engel auf der Fensterbank
Autoren: J. Walther
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Satanael das Interesse an ihm.
    Da Vinci war ihm zu intellektuell, obwohl dieser schönen Jünglingen durchaus nicht abgeneigt war. Michelangelo dagegen war ihm zu ernst und eigenbrötlerisch. Seinen Werken fehlte die Leichtigkeit, und Satanael liebte die Leichtigkeit über alles.
    Nur aus einem Grund tat er sich das düstere elisabethanische Zeitalter in England an - wegen Shakespeare. Der widmete ihm einige seiner Sonette (man beachte das Achtzehnte), und auch am Sommernachtstraum war Satanael nicht ganz unschuldig.
    Den Maler Caravaggio begleitete er fast sein ganzes Leben, und er liebte nicht nur ihn, sondern auch seine Bilder, die den Barock einläuteten. Er stand ihm Modell für seinen Engel, der Matthäus unterweist, während sie ansonsten gemeinsam Freude an den schönen Knaben hatten, die Caravaggio für andere Bilder Modell standen.
    Der Barock war geradezu wie für Satanael geschaffen. Er tanzte durch die prächtigen Säle auf den zahlreichen Bällen, verführte Männer wie Frauen und genoss die Ausschweifungen.
    Danach wurde die Kunst immer weniger nach seinem Geschmack. Zu viel Schwermut und Tiefsinn hielten Einzug. Er verbrachte einige Zeit mit Gauguin auf Tahiti, aber bald wurde er der schönen Tahitianerinnen überdrüssig.
    Kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert ließ er sich wieder von Florenz verführen. Er verbrachte die heißen Tage gern auf dem Cimitero delle Porte Sante, hoch über der Stadt bei der Kirche San Miniato al Monte. Dort gab es einige schöne Engel, in deren kühle Steingestalt er gern schlüpfte. Schließlich ließ er seine Gestalt für den Engel auf dem Cimitero Communale in Lucca verewigen.
    Als das 20. Jahrhundert seinen Lauf nahm, hätte Gott ihn gerne zurück in den Himmel gerufen, denn ihm glitten die Zügel langsam aus der Hand. Darum war er bereit, zu allen Mitteln zu greifen. Doch Satanael lehnte ab, denn obwohl ihn nach so vielen Jahrtausenden langsam ein Überdruss an allem überfiel, war es auf der Erde, auf der er sich ja erst seit einigen kurzweiligen Jahrhunderten aufhielt, immer noch interessanter.
    Auch ein neues Jahrtausend begann ohne wesentliche Veränderungen. So erinnerte sich der Engel an sein Leben, während er in der Gestalt des wunderschönen Marmorengels auf dem Cimitero Communale in Lucca stand, und manchmal langweilte er sich ein bisschen.

Anmerkung
    Der auf dem Cover abgebildete Engel steht wirklich auf dem Cimitero Communale in Lucca (Toskana) und war die Inspiration zu Der schönste Engel der Welt . Diese Geschichte wurde zuerst veröffentlicht in Mein heimliches Auge 26 , Konkursbuchverlag 2011.
     
    Vom Autor bereits erschienen:
    Im Zimmer wird es still , Roman, Bruno Gmünder Verlag 2011
    Als Peter an Krebs erkrankt, umsorgt ihn sein Partner so gut er kann. Andreas, der zwischen seiner Liebe zu Peter und seiner Angst, ihn zu verlieren, hin- und hergerissen ist, fühlt sich überfordert und alleingelassen. Aber auch Peter macht sich Sorgen um Andreas, will ihn beschützt wissen, ihm das Gefühl geben, dass alles in Ordnung ist. Dann verschlimmert sich der Zustand von Peter …
    Im Zimmer wird es still erzählt auf eindrucksvolle Weise von zwei Menschen, die sich lieben, gegen alle Widerstände kämpfen und am Ende wissen, dass sie zusammen gehören.
     
    Benjamins Gärten , Roman, Debütverlag 2010
    Nach dem Tod seiner Eltern lebt der 19- jährige Benjamin allein in seinem Elternhaus. Verhaftet in seinen Erinnerungen, lässt er sich treiben, ohne zu wissen, was er mit seinem Leben anfangen will. Auch wenn er in seinem Heimatdorf keine Perspektive für sich sieht, ist er eingesponnen in die Natur und die idyllische Umgebung. In die Großstadt zu ziehen kann er sich nicht vorstellen. Doch eines Tages taucht in der leer stehenden Villa der geheimnisvolle Marek auf. Benjamin muss sich entscheiden ...
     
    Daniel und Ismael - schwule Liebesgeschichten, eBook 2012
    Daniel und Ismael begegnen sich, als beide von Familienfeiern fliehen. Daniel findet auf den ersten Blick Gefallen an dem hübschen Ismael, doch die Familie des schüchternen Jungen gehört einer Sekte an, die mit Schwulsein so gar nichts im Sinn hat.
    Diese Erzählung wird ergänzt von drei Kurzgeschichten.
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