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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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Geschichte war verstörend für die Leichtgläubigeren.«
    »Du überraschst mich kaum.« Ein oder zwei von unseren Sklaven, die nicht so gebildet waren wie Jericho, fielen sicher allen möglichen Arten von mitternächtlichen Vorstellungen zum Opfer, insbesondere, wenn sie vor dem Schlafengehen phantasievollen Geschichten gelauscht hatten.
    »Können Sie fliegen, Mr. Jonathan?« Jerichos Gesicht war vollkommen ausdruckslos.
    Ich schluckte, der Magen drehte sich mir plötzlich um: »Und was wäre, wenn ich es könnte?«
    Es entstand eine deutliche Pause, bevor er antwortete. »Dann würde ich vorschlagen, dass Sie damit diskreter umgehen.«
    Mein Magen hörte mit den Umdrehungen auf und beruhigte sich wieder.
    »Du ... du hast mich gesehen?«
    »Ja.«
    Oh, Himmel.
    Er hörte auf, die Flusen wegzubürsten, und wandte seine Aufmerksamkeit den Fächern in meinem bereits aufgeräumten Kleiderschrank zu.
    »Du scheinst es ziemlich ruhig aufzunehmen?«
    »Ich versichere Ihnen, ich war äußerst beunruhigt, als ich Sie gestern Abend über die Baumwipfel fliegen sah ...«
    »Aber ... ?«
    »Aber Sie sahen sehr glücklich aus«, gestand er. »Ich schloss daraus, dass alles, was in der Lage ist, Ihnen solch eine wohltuende Freude zu bereiten, nichts Schlechtes sein könne. Außerdem hat mein Bomba mir Geschichten aus seiner Kindheit erzählt, die davon handeln, dass sich Menschen in Tiere verwandeln. Wenn ein Mensch den Zauber erlernen kann, sich in ein Tier zu verwandeln, warum sollte dann ein Mensch nicht auch den Zauber erlernen können, zu fliegen?«
    »Dies ist kein Zauber, Jericho.«
    »Sind Sie sich da so sicher? Was ist es denn sonst, was ein winziges Samenkorn in einen Baum verwandelt? Ist das nicht eine Art von Magie?«
    »Nun sprichst du von Wissenschaft oder Philosophie.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich spreche nur von dem, was gesagt wird. Wenn ich beschließe, all das, was Ihnen zugestoßen ist, einem Zauber zuzuschreiben, dann ist es Magie.«
    »Oder Aberglaube.«
    »Das trifft nur zu, wenn jemand furchtsam oder ungebildet ist. Ich bin keines von beidem, aber ich habe mir eine Erklärung zu Eigen gemacht, die für mich annehmbar ist.«
    »Vielleicht sollte ich sie mir ebenfalls zu Eigen machen. Nichts anderes, was ich mir überlegt habe, hat die Angelegenheiten so praktisch erklärt. Vor allem Angelegenheiten wie dies.« Ich berührte meinen wie durch ein Wunder geheilten Arm.
    »Und dies?«, fragte er, wobei seine Hand über einem kleinen Spiegel schwebte, der mit dem Gesicht nach unten in einem der Schrankfächer lag.
    »Ja, das auch. Du kannst ihn wegräumen, wenn du willst.« Seit meiner Veränderung fand ich diesen bestimmten Gegenstand der Eitelkeit außerordentlich nutzlos, um nicht zu sagen, beunruhigend. Ich hatte mehr oder weniger gewusst, was zu erwarten war, aber es hatte mir trotzdem einen gehörigen Schrecken eingejagt, in einen Spiegel zu blicken und nichts, nicht ein einziges verdammtes Teil von mir zu sehen. Für kurze Zeit und gänzlich irrational hatte ich mich gesorgt, dass dies das war, wozu ich geworden bin: »ein verdammtes, unsichtbares Ding«. Vater und ich hatten das gründlich diskutiert, denn ich war zu jener Zeit sehr aufgeregt gewesen, doch hatten wir das Phänomen nicht erklären können. Vielleicht hatte Jericho auch Recht, und es war Magie.
    »Wie Sie wünschen«, meinte er und verstaute den Stein des Anstoßes in einer Tasche. »Weiß Mr. Barrett Bescheid über das Fliegen? Oder Miss Elizabeth?«
    »Noch nicht. Ich werde ihnen später alles darüber erzählen. Es schadet den Neuigkeiten nichts, wenn sie noch ein wenig warten müssen. Und ich verspreche dir, dass ich deinen Rat annehmen und diskreter sein werde.«
    »Ich bin erleichtert, das zu hören.«
    Einen Moment später fügte ich ein wenig schüchtern hinzu: »Es ist... kein richtiges Fliegen, weißt du.«
    Er wartete darauf, dass ich fortfuhr.
    »Es ist eine Art Schweben, wie ein Blatt im Wind. Aber ich kann mich gegen den Wind oder mit ihm bewegen, wie es mir gefällt.«
    Er dachte eine lange Zeit darüber nach. »Und wie fühlt sich das an?«
    Ich grinste; und mit einem sanften Lachen sprudelte ich hervor: »Es ist absolut wundervoll!«
    Und so war es auch. Letzte Nacht hatte ich das Unmögliche getan und mich aus dem Griff der Erde befreit, um mich in den Himmel zu erheben, freier als ein Vogel. Es war mit Sicherheit der bemerkenswerteste Teil des Vermächtnisses, das ich seit meinem ... Tod erworben hatte.
    Oder
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