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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel
Autoren: Ueberreuter
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verkündete Lilly fröhlich. Ihr Vater hatte in seiner Tierarztpraxis gerade ein junges, immer hungriges Schwein in Pflege. »Sind alle satt? Wie wär’s jetzt mit dem ›Herrn der Ringe‹?«
    Spät in der Nacht, als Sofia und Lilly wieder weg waren – das Haus roch immer noch nach warmem Teig und Tomatensoße –, checkte Ricarda ihre Mails. Und klickte wieder auf die Website desElefanten-Projekts. Nachdem sie ihren Traum ein paar Tage mit sich herumgetragen und gut gehütet hatte, erschien er ihr nun wirklicher, ein bisschen weniger verrückt.
    Vielleicht könnte Lilly mitkommen nach Thailand, fiel es Ricarda ein. Oder Sofia. Bestimmt kann ich Sofia überreden, dass sie mitkommt! Zu zweit ginge es und es wäre auch viel lustiger. Warum hatte sie nicht schon viel früher daran gedacht? Sie entschied sich, es gleich morgen anzusprechen. Auf einmal war die Aufregung zurück, das kribbelige Gefühl in ihrem Magen. Konnte es sein, dass ihr Traum keiner war? Sondern ein richtiges Projekt, eins, das man verwirklichen konnte?
    In der Schule lief alles wie sonst. Doppelstunde Französisch, das war ein Heimspiel; Ricarda konnte in Ruhe überlegen, wie sie Sofia und Lilly den Trip schmackhaft machen würde. Aufgerufen wurde sie schon längst nicht mehr, Frau Schneider-Thäles wusste, dass Ricardas Französisch besser war als ihr eigenes. Dafür hatten die vielen Nachmittage früher bei Oma Hélène gesorgt. Papa sprach zu Hause selten französisch, aber dafür wurde jeder Urlaub gnadenlos bei der Verwandtschaft in Frankreich verbracht.
    »Alles klar mit dir?« In der Pause legte Sofia ihr den Arm um die Schultern und drückte sie. »Ich dachte, in Französisch schläfst du jeden Moment ein.«
    »Einschlafen? Nee, ich hab nachgedacht.« Ricarda ergriff die Gelegenheit. »Sagt mal, wart ihr schon in Thailand?«
    »Meine Eltern waren vorletztes Jahr in Vietnam, das ist quasi nebenan.« Lilly zog die Mundwinkel nach unten. »Leider wurde ich währenddessen im Zeltlager geparkt!«
    Sofia schloss genießerisch die Augen. »Tolle Strände, Palmen … hm, ja. Nach Thailand würd ich schon gern mal fahren.«
    »Da, wo ich hinwill, gibt’s leider keinen Strand, aber dafür … äh, Teakwälder und Tempel …«
    Na toll. Das hatte sie versaut. Warum hatte sie nicht gleich noch erwähnt, dass es auch keine Palmen gab im Norden Thailands, dort wo das Elephant Refuge war?
    »Klingt auch gut. Warum willst du gerade da hin? Und hat das vielleicht was mit dem Foto-Link zu tun, den ich dir neulich geschickt habe?« Lilly ließ die Augen durch die Pausenhalle schweifen, schaute sich wahrscheinlich nach einer leeren Sitzecke um. »Ach übrigens, die Pizza-Reste haben Hermine sehr geschmeckt. Jetzt hat sie leider keine Lust mehr auf die üblichen Kartoffelschalen. Sag mal, kann ich deine Physik-Hausaufgaben abschreiben, Sofia?«
    Sofia strich sich die dunklen Locken zurück und kramte in ihrer blauen Stofftasche, die mit Dutzenden von Buttons dekoriert war. »Ja, klar. Mensch, das war doch gar nicht schwer, das hättest du selber hingekriegt.«
    »Haha, das sagst du! Ich hätte bis Mitternacht an diesem Mist herumgeknobelt.«
    Sie hörten gar nicht richtig zu. Ricarda merkte, dass ihre Stimme noch leiser wurde als sonst. »Es gibt da ein Elefantenprojekt … bei dem ich gerne mitmachen würde. In den Sommerferien … meine Mutter arbeitet ja für Lufthansa, die könnte bestimmt günstige Flüge besorgen … es wird also nicht so teuer …«
    Doch, sie hatten sehr wohl zugehört. Und jetzt tauschten sie einen schnellen Blick. Aha, ihnen ging wohl etwas Ähnliches durch den Kopf wie Severin gestern. Immerhin waren sie so nett und sprachen es nicht aus.
    »Hey, das klingt cool.« Lillys blaue Augen blitzten, ihr breiter Mund verzog sich zu einem Lächeln. »In Thailand? Ich glaube, da gibt es noch ziemlich viele Elefanten. Wilde und zahme. Hab mal gelesen, dass manche Familien die wie Haustiere halten.«
    Sofia musste lachen. »So ein Riesenvieh frisst mehr als ’ne Katze. Die thailändischen Kinder müssen ihre Eltern bestimmt lange nerven, bis irgendwann ein Elefant mit einer roten Schleife um den Bauch vor dem Haus steht.«
    Ricarda gab sich einen Ruck. »Hättet ihr Lust, mitzukommen?«
    »Nee, du, ich würde ja gerne.« Lilly schüttelte den Kopf. »Aber wahrscheinlich kommt Erik mich im Sommer besuchen, da will ich natürlich nicht irgendwo in Asien rumhängen …«
    Ricarda versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht sie
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