Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
Verschalungen der Sichtflächen zu. Unterdessen löste Idris die Verkleidung des Komputers.
    »Wozu diese Panik, Idris? Können wir nicht warten, bis wir ausgeruht sind?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Jemand hat sich meiner Schlüssel zum Maschinenraum und zum Navigationsdeck bedient.«
    »Wie das?« Orlando prüfte nun den Kartentisch und dessen Schubladen und Fächer.
    »Vermutlich hat ein gescheiter Bursche die Gelegenheit wahrgenommen, als ich schlafwandelte.« Er befestigte die Komputerverkleidungen wieder und fing an, sich mit dem Instrumentenbrett zu beschäftigen.
    Inzwischen betätigte Orlando sich an den Konturensesseln. »Woher hätte jemand vom Bodenpersonal wissen sollen, daß Sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zu schlafwandeln beginnen?«
    »So muß es nicht unbedingt gewesen sein. Unter Umständen hat diese Person schon eine Überraschung bereitliegen gehabt und nur auf eine Chance gewartet, sie an ihren Platz zu bringen ... Das Ding muß keinesfalls dem gleichen, das Leo fand. Wahrscheinlich sieht es ganz anders aus.«
    »Kein besonders hilfreicher Hinweis.«
    »Halt!« Idris, der vor dem Instrumentenbrett gekniet hatte, richtete sich auf. »Mir fällt etwas ein. Verdammt noch mal. Haben Sie in den Notvorratsschrank geschaut?«
    »Nein.«
    »Wie viele Flaschen Whisky müßte er enthalten?«
    »Acht Halbliterflaschen.«
    »Sie entsinnen sich, daß wir jeder eine getrunken haben?«
    »Ja.«
    »Orlando, öffnen Sie die Schranktür mit äußerster Vorsicht. Zählen Sie die Flaschen.«
    Orlando gehorchte. »Sieben Flaschen, Sir.«
    »Dürften es nicht bloß noch sechs sein?«
    »Doch, Sir.«
    »In Gottes Namen, rühren Sie keine an.«
    Idris trat vor den geöffneten Notvorratsschrank und betrachtete die Flaschen. »Sie sehen alle gleich aus.«
    »Jawohl, Sir.«
    Nun, da sie den gesuchten Gegenstand gefunden hatten, fühlte Idris sich außergewöhnlich ruhig, beinahe erleichtert. »Also, Orlando, welche Flasche ist es? Welcher Art ist der Zündmechanismus? Zeitzünder oder Kontaktauslöser?«
    Orlando musterte die Reihe harmlos wirkender Plastikflaschen im Regal. »Beides, schätze ich. Da die Flaschen alle gleich aussehen, ist die fragliche unmöglich festzustellen. Offensichtlich enthält sie eine explosive Flüssigkeit – vielleicht sogar das gute, alte Nitroglyzerin.«
    »Ich pflichte Ihnen bei.« Idris lachte grimmig. »Glück gehabt. Dieser Drink wäre schwer zu schlucken gewesen ... Jetzt müssen wir schnell, aber behutsam handeln. Schrauben Sie das ganze Regal heraus, während ich einen Raumanzug anlege. Ich werde das Regal mit allen Flaschen aus der Schleuse werfen. Verstanden?«
    »Jawohl, Sir.« Eilends öffnete Orlando den Werkzeugschrank. »Wir werden ungefähr fünfzehn Minuten brauchen. Glauben Sie, daß ...«
    »Ich glaube gar nichts. Wenn Sie gläubig sind, dann beten Sie.« Idris wählte einen der Raumanzüge, die sich auf dem Navigationsdeck befanden. Es gab, ähnlich wie es sich mit den Notvorratsschränken verhielt, in jedem Sektor des Raumschiffs eine bestimmte Anzahl von griffbereiten Anzügen. Er testete die Anzugvorrichtungen, zog dann Hemd und Hose aus und stieg in die plumpe Umhüllung. Er schloß den Helm. Von nun an mußte Orlando sich mit ihm über Funk unterhalten.
    »Ich habe die unteren Schrauben entfernt und die oberen weitgehend gelockert. Sie können das Regal mit den Händen herausnehmen. Inzwischen prüfe ich den Schleusenmechanismus. Soll ich Suzy alarmieren?«
    »Nein, Sie soll ruhig schlafen. Ich ...«
    Idris Hamilton vermochte nicht mehr auszusprechen, was er hatte hinzufügen wollen. Als er hinüber zum Notvorratsschrank ging, schleuderte ihn eine enorme Explosion rückwärts und raubte ihm augenblicklich die Besinnung.
    Als er wieder zu Bewußtsein kam, sah er Orlando, dessen Gesicht verzerrt war, dessen Blutgefäße barsten. Seine Zunge hing aus dem Mund, seine Kehle würgte. Da war ein langer, schmaler Spalt in der Schiffshülle, durch den das bedrohliche Glitzern der Sterne drang. Dann riß die explosionsartig entweichende Luft Orlandos Körper durch die Lücke.
    Der Sog zerrte Idris hinterdrein. Der Kapitän schlitterte über das Navigationsdeck und prallte seitwärts gegen die ausgezackte Bruchstelle. Sein Raumanzug widerstand noch einige Sekunden lang. Dann platzte er. Idris Hamilton starb.
    Etwas später explodierte die dritte Bombe, die sich, wie der Kapitän angenommen hatte, im Maschinenraum befand, und brach die Dag Hammarskjöld
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher