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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg
Autoren: Jan Guillou
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machte einen weiten Umweg, um hinter dem Rücken von Mike Hawkins zur Treppe zu gelangen, und ging dann ruhig die mit einem blauen Teppich belegten Stufen hinunter. Er achtete dabei sorgfältig darauf, das blanke Geländer aus Messing nicht zu berühren.
    Die Herrentoilette war aus der Sicht des Mörders vorzüglich geeignet. Die Wände waren mit weißen Steinplatten belegt, der Fußboden mit braun gesprenkeltem Marmor. Es gab vier elegant geformte Urinale ohne Zwischenwände, vier ovale Waschbecken in einer Reihe, die aus einer zusammenhängenden Marmorplatte des gleichen Typs geschnitten worden waren wie der, der den Fußboden bedeckte.
    Auf einer Seite befanden sich drei Toilettenkabinen Wand an Wand.
    Carl betrachtete die Szene und überlegte eine Zeitlang. Er sah das Ganze vor sich, nickte und ging wieder zu seinem Champagner hinauf.
    Allmählich füllte sich die Bar mit Menschen, und er kam gerade noch rechtzeitig, um seinen Tisch zu retten, den einige Amerikaner gerade mit Beschlag belegen wollten. Er tat, als reagierte er sauer, da er die Gesellschaft von »Landsleuten« um jeden Preis vermeiden wollte.
    Kurz darauf tauchten drei Männer auf, die durchaus Spanier hätten sein können, wenn sie nicht so demonstrativ französische Maßanzüge mit Weste getragen hätten. Sie begrüßten Mike Hawkins sehr herzlich und setzten sich; Carl beobachtete amüsiert, daß derjenige der Libyer, der der Chef zu sein schien, Hawkins um ein Haar nach arabischer Manier geküßt hätte, sich im letzten Augenblick jedoch gebremst hatte, was möglicherweise auf eine abwehrende Handbewegung von Hawkins zurückzuführen war.
    Eine Kellnerin eilte herbei und machte zu Carls Zufriedenheit beide Champagnerflaschen auf. Sie goß vier Gläser voll und verschwand. Die Männer hoben ihre Gläser und tranken, als ob sie durstig wären. Sie machten ein paar Scherze und lachten so laut, daß die Leute in der Nähe sich umdrehten.
    Carl hatte Zeit, sehr langsam ein Glas zu trinken, bis die Geschichte in Gang kam. Mike Hawkins stand mit einer entschuldigenden Handbewegung auf.
    »Gesegnetes Bier«, brummelte Carl lächelnd vor sich hin, stand auf und ging auf die Treppe zur Toilette zu. Er würde vor Mike Hawkins dort unten sein. Auf der Treppe beschleunigte er die Schritte ein wenig, betrat unten die Herrentoilette, begegnete in der Tür einem Mann, doch dann war der Vorraum leer.
    Perfekt, dachte er und betrat eine der drei abschließbaren Kabinen. Er zog die Tür hinter sich zu, verriegelte sie, öffnete den Reißverschluß seiner Hose und erleichterte sich, während er leise vor sich hin pfiff und intensiv lauschte.
    Mike Hawkins riß unbekümmert die Tür auf und ging mit schnellen Schritten zum hintersten der vier Urinale, zog den Reißverschluß herunter und ließ das befreiende Plätschern ins Porzellan schlagen. Er war sehr guter Laune, denn immerhin hatte er die Kanaken da oben in der Bar fest im Griff. Er dachte keine Sekunde an den Mann, der eine der Kabinen verließ und an ein Waschbecken trat. Mike Hawkins schüttelte sich und ging zu einem der freien Waschbecken, wo er beide Wasserhähne aufdrehte.
    Es war eher Verblüffung als Schmerz, was ihn plötzlich einen kleinen Luftsprung machen ließ. Er drehte sich erstaunt zu dem Mann um, der noch vor einem Augenblick zwei Waschbecken weiter weg gestanden hatte.
    »Willkommen in Barcelona«, begrüßte ihn Carl mit einem fröhlichen Grinsen. Dann hielt er dem immer noch eher erstaunten als verängstigten oder aggressiven Mike Hawkins eine kleine Ampulle mit einer kurzen Nadel vor die Augen. »In unserer manchmal etwas rauhen amerikanischen Sprache haben wir einen guten Ausdruck für das hier«, fuhr Carl mit einem Lächeln fort, bei dem er nach amerikanischer Manier sämtliche Zähne zeigte. »Probier mal deine eigene Medizin, Hawkins.«
    »Hamilton!« keuchte Mike Hawkins und faßte sich an die Einstichstelle am Hinterteil. Dann machte er ein Gesicht, als wollte er etwas sehr Drastisches unternehmen, worauf Carl schnell einen Schritt zurücktrat und abwehrend die Hände hochhielt, jedoch eher defensiv und warnend als aggressiv.
    »Wie angenehm, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Mr. Hawkins«, sagte Carl schnell. »Denken Sie mal nach! Was habe ich Ihnen wohl gerade injiziert? Jetzt haben wir noch fünf Minuten Zeit, um zum Abschluß zu kommen. Ich habe das Gegengift bei mir, denn in ein Krankenhaus schaffen Sie es nicht mehr, Mr. Hawkins.«
    Mike Hawkins nahm sich mit einer
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