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Der Durst der Toten

Der Durst der Toten

Titel: Der Durst der Toten
Autoren: Vampira VA
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und Zeigefinger die Stelle direkt über seiner Nase. Stets nistete sich dort Schmerz ein, wenn er über einem Problem brütete, für das er keine Lösung fand.
    Er verbat sich, weiter darüber nachzudenken. Für dieses Problem würde er eine Lösung finden. Er war buchstäblich auf dem besten Wege dazu. 36, Elm Street ...
    »Wir sind da, Sir.«
    Die Stimme des Fahrers riß Darren wie aus leichtem Schlaf. Der Ruck, mit dem das Taxi am Fahrbahnrand zum Stehen kam, tat ein Übriges dazu.
    »Was? Das ist es? Sind Sie sicher?« Darren schaute zum Seitenfenster hinaus. Sein Spiegelbild zeichnete sich schwach im Glas ab, und so konnte er seinen ungläubigen, beinahe verwirrten Gesichtsausdruck mit eigenen Augen sehen. Aber was hinter dem Fenster lag, nahm seine Aufmerksamkeit viel mehr in Anspruch.
    »Ja, Sir, ganz sicher. Sechsunddreißig, Elm Street.« Der Fahrer nickte.
    Darren sah durch Front- und Heckscheibe ein Stückweit die Straße hinauf und hinab. Im näheren Umkreis schien es keine weiteren Häuser zu geben. Zudem waren sie, ohne daß er es gemerkt hatte, fast aus Sydney hinausgefahren. Jenseits des Gehweges erhob sich eine trutzige Mauer aus Stein, gekrönt von schmiedeeisernen Spitzen, die wie Speere aufragten. Dazwischen ringelte sich - Stacheldraht?
    »Was ...«, setzte Darren lahm an, »was ist das? Ich meine - wo sind wir?«
    »Bitterblue Asylum«, erwiderte der Fahrer ebenso knapp wie für Darren nichtssagend.
    »Bitterblue Asylum?« echote er verständnislos.
    »Schlichte Gemüter wie unsereins nennen es einfach -«, der Fahrer hob die Schultern und grinste verunglückt, »- eine Klapsmühle.«
    *
    Darren Secada wartete, bis das Taxi außer Sichtweite war. Erst dann drehte er sich um und ging auf das wuchtige Tor aus dunklem Eisen zu. Es war so hoch wie die Mauer, in die es eingelassen war, und stand man unmittelbar an seinem Fuß und sah nach oben - wie Darren es gerade tat -, dann wirkte es, als schließe es oben direkt mit dem grauen Himmel ab.
    Bitterblue Asylum. Eine Irrenanstalt also. Darren betete still darum, daß sein Vater hier nur arbeitete . ..
    Geisterhaft wisperte die Stimme seiner Mutter in seinen Gedanken, wie ein Echo hörte er ihre Antwort auf seine Frage, ob sein Vater denn ein Verbrecher war.
    Nein, das war er nicht. Nur ein bißchen ... verrückt, vielleicht.
    Darren schluckte schmerzhaft. Seine Knie wollten zittern. Ein tiefer Atemzug, die Augen zu - dann ging es ihm wieder besser, ein kleines bißchen wenigstens.
    Einen Moment lang spielte er ganz ernsthaft mit dem Gedanken, einfach umzukehren, wegzulaufen. Die Vergangenheit ruhen zu lassen. Er hatte seinen Vater über 20 Jahre lang nicht gekannt. Warum sollte er jetzt noch etwas daran ändern?
    Weil Mom es so gewollt hat, gab er sich selbst die Antwort. Es war sozusagen ihr letzter Wunsch.
    Darren wollte nicht, daß seine Mutter ihren Mut, ihm die Wahrheit zu sagen, im Angesicht des Todes verschwendet hatte. Also mußte er tun, weswegen er hergekommen war: seinem Vater gegenübertreten.
    Er arbeitet hier. Er ARBEITET hier! hämmerte sich Darren ein.
    Dann endlich drückte er den schlichten Klingelknopf neben dem Tor.
    Ein leises Surren ließ ihn aufschauen - direkt in das dunkle Auge einer Kamera, die von irgendwo jenseits der Mauer via Fernsteuerung justiert wurde. Einen Moment lang fühlte sich Darren wie von einem Zyklopen angeglotzt.
    Reiß dich zusammen! befahl er sich. Gegen seine bisweilen überbordende Phantasie mußte er irgendwann wirklich etwas unternehmen, ging es ihm durch den Sinn, und vielleicht war ja das Bitterblue Asylum der geeignete Ort dafür ...
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Die krächzende Stimme, scheinbar aus dem Nichts kommend, ließ Darren herumfahren. Dann erst sah er die feinen Rillen einer Gegensprechanlage, die auf der gegenüberliegenden Seite des Tores in die Mauer eingebaut war.
    Er ging hin und räusperte sich, doch seine Stimme klang danach trotzdem weder sonderlich laut noch fest.
    »Ich, äh ...«, begann er, »... möchte zu Mister Secada, bitte.«
    »Mister Secada?« kam es zurück.
    »Ja, Mister Brian Secada«, nickte Darren, wobei er kurz zu der Kamera hochsah. »Man sagte mir, ich würde ihn hier antreffen. Vielleicht auch -«, er setzte unbewußt eine hoffnungsvolle Pause, » Doktor Secada? Oder Professor?«
    »Oh, Secada.« Die Erwiderung klang im höchsten Maße merkwürdig - nüchtern und . unangenehm distanziert.
    »Was?« fragte Darren. »Was ist?«
    Keine Antwort. Dafür schwang
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