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Der Duft

Titel: Der Duft
Autoren: Aufbau
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bewegt sich in einem hart umkämpften Markt, aber die haben wenigstens ein paar brauchbare Produkte und machen Gewinn.
     Biokinetics ist unser einziger echter Hoffnungsträger – wenn wir den verkaufen, glaubt niemand mehr an die Zukunft der Oppenheim
     AG. Der naheliegendste Verkaufskandidat ist aus meiner Sicht Olfana.«
    »Was genau machen die denn?«, fragte Rico.
    »Natürliche Schädlingsbekämpfung. Angesichts der ganzen Umweltdiskussion ist das wahrscheinlich ein Wachstumsmarkt. Problematisch
     ist, dass die Firma bisher kaum marktreife Produkte hat und eine Menge Geld in die Forschung investiert, sodass sie hohe Verluste
     einfährt. Ich möchte, dass Sie herausfinden, wie groß ihr Zukunftspotenzial ist und was ein realistischer Verkaufspreis wäre.
     Ich habe den Geschäftsführer Dr. Scorpa schon über Ihren Besuch in Kenntnis gesetzt. Er ist nicht unbedingt begeistert, dass
     ihm jemand auf die Finger schauen wird, also gehen Sie bitte behutsam mit ihm um!«
    »Das werden wir«, sagte Marie.
    »Wir werden Ihnen in etwa zwei Wochen einen Zwischenbericht vorlegen«, sagte Rico.
    Marie warf ihm einen finsteren Blick zu. Es war ihre Aufgabe als Projektleiterin, das Vorgehen abzustimmen, nicht seine.
    Borlandt nickte. »Eine gute Idee. Meine Assistentin wird Ihnen einen Termin nennen. Ich wünsche viel Erfolg!«
     
    Das Firmengebäude von Olfana in Dreieich, etwa zwanzig Minuten vom Sitz der Oppenheim AG entfernt, war ein zweistöckiger grauer
     Zweckbau auf dem Gelände eines stillgelegten Werkes. Außerdem waren hier eine Spedition, ein Reifenhandel, ein Baumarkt und
     mehrere Handwerksunternehmen untergebracht. Das Firmenschild neben dem Hauseingang war so klein, dass sie es fast übersehen
     hätten.
    |28| Dr. José Scorpa, ein elegant gekleideter, dunkelhäutiger Mann Mitte fünfzig, begrüßte sie knapp mit leicht südländischem Akzent
     und einem charmanten Lächeln, das besonders Marie galt. Sein Aftershave war etwas zu großzügig aufgetragen.
    Scorpas Büro wirkte in dem tristen Bau überraschend modern und elegant. An den Wänden hingen abstrakte Ölgemälde, auf dem
     exquisiten Schreibtisch stand ein teurer Designcomputer. Eine hübsche Sekretärin fragte nach ihren Getränkewünschen. Marie
     bestellte ein Mineralwasser, Rico einen Latte macchiato und Konstantin eine Cola.
    »Herr Borlandt hat gesagt, Sie seien hier, um unser Zukunftspotenzial zu bewerten«, sagte Scorpa, während sie sich an den
     großzügigen Konferenztisch setzten. Seine dunklen Augen musterten sie aufmerksam. »Was genau kann ich denn für Sie tun?«
    »Vielleicht erklären Sie uns zuerst, was Olfana eigentlich macht«, sagte Rico, bevor Marie dazu kam, die Frage zu beantworten.
     Er hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Olfana entwickelt Methoden zur biologischen Schädlingsbekämpfung.«
    »Aha. Und was genau sind das für Methoden?«
    »Wir verwenden Geruchsstoffe. Es ist seit Langem bekannt, dass sich Tiere mit bestimmten Gerüchen fernhalten lassen. Denken
     Sie an Anti-Mücken-Kerzen. Mäuse und Ratten beispielsweise verabscheuen den Geruch von Katzenurin. Menschen leider auch. Deshalb
     arbeiten wir hier zum Beispiel daran, die Moleküle zu isolieren, die von Nagetieren wahrgenommen werden, von Menschen jedoch
     nicht. So könnte man auf den Einsatz von Rattengift weitgehend verzichten.«
    »Und das funktioniert?«, fragte Rico mit unverhohlener Skepsis.
    |29| »Die meisten Menschen haben leider vergessen, wie wichtig der olfaktorische Sinn für unser Leben ist«, sagte Scorpa in herablassendem,
     beinahe mitleidigem Tonfall. »Vielleicht kennen Sie das: Ein bestimmter Duft steigt Ihnen in die Nase, und plötzlich haben
     Sie eine Szene klar vor Augen, die Jahre oder Jahrzehnte zurückliegt. Gerüche prägen sich in unserem Gedächtnis viel tiefer
     und länger ein als irgendeine andere Sinneswahrnehmung. Und sie beeinflussen uns auch stärker, als wir wahrhaben wollen. Nicht
     umsonst sagt man: ›Den kann ich nicht riechen.‹«
    »Was ist denn der Vorteil Ihrer Methode?«, fragte Marie.
    »Es gibt viele Vorteile. Geruchsstoffe sind zum Beispiel vollkommen umweltverträglich und schädigen keine Lebewesen.«
    »Aber ist das nicht auch recht aufwendig und teuer?«, fragte Rico.
    Scorpa schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Gerüche bestehen aus einer Mischung ganz bestimmter Moleküle. Wenn man einmal
     weiß, wie sie chemisch aufgebaut sind, ist es meist relativ
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