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Der Duft

Titel: Der Duft
Autoren: Aufbau
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zum Projektleiter.
    Er knallte seinen Aktenkoffer auf einen der Arbeitstische. »Sorry, Leute. So ein Chaos habe ich noch nie erlebt!«
    »Ja, ich weiß«, sagte Marie. »Ich bin auch erst seit einer Viertelstunde hier.«
    »Worum geht’s hier eigentlich?«, fragte Rico. »Ich hatte noch nicht die Zeit, in die Unterlagen zu schauen.«
    Marie fragte sich, was er wohl während der Wartezeit am Flughafen gemacht hatte. Wahrscheinlich hatte er sich die ganze Zeit
     mit irgendwelchen überforderten Mitarbeiterinnen der Lufthansa herumgestritten.
    »Die Oppenheim AG steckt in ziemlichen Schwierigkeiten«, erklärte sie. »Die Patentfristen der beiden wichtigsten Produkte
     laufen demnächst aus, und die Firma hat in der Vergangenheit viel zu wenig Forschung betrieben. Die haben sich anscheinend
     auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht und stehen jetzt kurz vor einem Umsatzeinbruch. Die Börse weiß das natürlich,
     und der Kurs |25| ist entsprechend gefallen. Oppenheim gilt als Übernahmekandidat.«
    »Na toll. Ein echter Saustall!«, kommentierte Rico. »Da haben wir ja alle Hände voll zu tun!«
    »Stimmt es, dass Borlandt früher Projektleiter bei Copeland war?«, fragte Konstantin.
    Marie nickte. »Ich glaube, Will und er haben damals gleichzeitig angefangen. Er hat dann irgendwann ein Projekt bei Merck
     gehabt, ist dort als Vertriebsdirektor abgeworben worden und später Vertriebsvorstand geworden. Oppenheim hat ihn vor ein
     paar Monaten als Vorstandschef geholt, damit er die Firma wieder in die Profitabilität führt. Aber das wird nicht einfach.«
     Sie sah auf die Uhr. »Wir müssen los!«
    Zu dritt legten sie den kurzen Weg bis zu Daniel Borlandts Büro zurück.
    Borlandt begrüßte sie mit einem breiten Lächeln und einem festen Händedruck. Er hatte sehr kurzes Haar und eine leicht schiefe
     Nase, was ihm ein verwegenes, aber nicht unsympathisches Äußeres verlieh. Seine hellgrünen Augen blickten aufmerksam in die
     Runde.
    »Will Bittner lässt sich entschuldigen«, sagte Marie. »Leider wurden sämtliche Flüge von London nach Frankfurt gestrichen.«
    »Ja, ich hab von dem Chaos am Flughafen gehört«, sagte Borlandt, während sie sich an den Besprechungstisch in seinem großzügigen,
     holzgetäfelten Büro setzten. »Wir hatten heute Morgen auch einen Computerausfall. Wahrscheinlich irgendein Virus, der mal
     wieder das halbe Internet lahmlegt.«
    Sie begannen das Meeting mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Borlandt erzählte, wie er Will kennengelernt hatte. Marie hätte
     fast gegrinst, als sie erfuhr, dass er sich auf seinem ersten Projekt einen peinlichen Rechenfehler geleistet |26| hatte, der erst in der Vorstandspräsentation aufgefallen war. Mit seinem Charme und seiner Redegewandtheit hatte sich Will
     damals aus der Affäre gezogen.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass der mal Partner wird«, sagte Borlandt mit einem verschmitzten Lächeln. »Nun ja, das ist lange
     her. Heute sitzen wir auf verschiedenen Seiten des Tisches, und ich muss zugeben, ich kann die Unterstützung von Copeland
     gut gebrauchen. Ich nehme an, Sie haben sich die Unterlagen angesehen, die ich Will geschickt hatte?«
    Marie nickte. Sie erläuterte kurz ihre Eindrücke.
    »Sie haben sehr schnell verstanden, worum es hier geht«, sagte Borlandt. »Die Oppenheim AG steht mit dem Rücken zur Wand.
     Sollte es uns nicht gelingen, den Aktienkurs in den nächsten Monaten mindestens zu stabilisieren, sind wir reif wie Fallobst
     für eine feindliche Übernahme. Das Problem ist: Unsere Kosten sind viel zu hoch. Andererseits haben wir einen ziemlich mächtigen
     Betriebsrat. Es wird nicht einfach, einen Personalabbau durchzusetzen.«
    »Sollen wir eine OOP machen?«, fragte Marie. Die Abkürzung stand für »Optimierung der operativen Prozesse« – eine schöne Umschreibung
     für ein Kostensenkungsprogramm.
    Borlandt schüttelte den Kopf. »Nein. Wir wissen auch so, dass wir einen viel zu großen Verwaltungsapparat haben. Wir brauchen
     einen kurzfristigen Befreiungsschlag, der frisches Geld in die Kasse bringt, damit unsere mittelfristigen Maßnahmen greifen
     können. Wir haben da eine Tochtergesellschaft, die nicht wirklich zu unserem Kerngeschäft passt. Ich möchte, dass Sie sich
     diese Firma genau anschauen und mir sagen, welches Zukunftspotenzial sie hat und ob es Sinn macht, sich jetzt von ihr zu trennen.«
    »Um welche Tochtergesellschaft geht es?«, fragte Marie. »Croptec? Biokinetics? Olfana?«
    |27| »Croptec
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