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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie
Autoren: Kaye Dobbie
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sagte. Sie wünschte nur, die Kopfschmerzen würden endlich aufhören.
    Er lachte erstaunt auf. »Nein, so haben wir nicht gewettet, Cinderella. Zuerst muss ich Sie in Sicherheit bringen.«
    Langsam und vorsichtig zwang sie sich, ihn anzusehen. »Wirklich?«
    »Ich empfinde es als meine Pflicht«, erwiderte er leise.
    »Mir tut der Kopf weh«, beklagte sie sich.
    Lächelnd lehnte er sich zurück. »Kein Wunder. Vermutlich nützt es nichts, wenn ich Ihnen sage, dass es noch viel schlimmer hätte ausgehen können.«
    Als sie das Gesicht verzog, wurden die Schmerzen stärker. »Nein, da haben Sie recht.«
    »Irgendwo unterwegs begegnen wir sicher einem Arzt«, fügte er hinzu. »Bis dahin müssen Sie durchhalten.«
    Sein Gesicht lag im Schatten, und seine dunklen Augen sahen sie an. Sie erinnerte sich an den ersten Eindruck, den er auf sie gemacht hatte. Sie hatte ihn für einen fahrenden Händler gehalten, und sie fragte ihn, ob das zutraf.
    »Ich habe mir ein Pferd und einen Karren angeschafft«, antwortete er nach einer Weile. »Mein Plan ist, durch den Verkauf von Waren auf den Goldfeldern von Bendigo Geld zu verdienen. Vermutlich bedeutet das, dass ich eine Art Händler bin.« Er schmunzelte. »Ich führe Decken, Stiefel, Kleider, Stoffe, Pfannen, Spitzhacken, Nägel, Mehl, Salz, Zucker, Rosinen, Pökelfisch, Tee und eine Auswahl verschiedener Käsesorten.« Er zwinkerte. »Alles Dinge, die man auf den Goldfeldern gut an den Mann bringen kann, Cinderella.«
    »Goldfelder?«, wiederholte sie leise.
    Er lachte leise auf. »Offenbar haben Sie wirklich ordentlich was abgekriegt. Seit Ausbruch des Goldrauschs steht die ganze Gegend kopf, Cinderella. Ballarat, Mount Alexander und Bendigo sind die wichtigsten Fundgebiete. Doch es gibt außerdem noch ein paar kleinere. In Melbourne leben inzwischen fast ausschließlich Frauen und Kinder, und im Hafen liegen viele verlassene Schiffe. Jeder gesunde Mann hat sich auf den Weg zu den Goldfeldern gemacht, um reich zu werden. Ich habe gehört, man könne die Goldklumpen aus dem Boden graben wie Kartoffeln.« Allerdings war seine Miene zweifelnd. »Alles ist im Umbruch. Das können Sie nicht vergessen haben.«
    »Nein«, sagte sie zögernd und prüfte ihr Gedächtnis wie eine schwankende Hängebrücke, die über einen tiefen Abgrund führte. »Ich glaube, ich erinnere mich an einen Goldrausch.« Froh, dass ihr wieder etwas eingefallen war, strahlte sie ihn an.
    Lächelnd tätschelte er ihr die Schulter, eine Geste, die gleichzeitig als Trost und als Glückwunsch gedacht war. Da er die Ärmel bis zum Ellbogen hochgekrempelt hatte, bemerkte sie blaue und grüne Muster auf seinem gebräunten Unterarm. Eine Tätowierung, dachte sie. Er hat eine Tätowierung. Kurz hatte sie den Eindruck, als könnte das für sie von Bedeutung sein.
    Unwillkürlich griff sie nach seiner Hand, um sie sich besser anzusehen. Die Tätowierung stellte eine Meerjungfrau dar, die sich um seinen kräftigen Unterarm wand. Ihre blonden Locken schlängelten sich über ihren nackten Oberkörper, ohne ihn ganz zu bedecken. Unter dem geschwungenen Fischschwanz stand ein Datum: 1849.
    Die Meerjungfrau war wunderschön, aber auch sehr nackt, was sie ein wenig schockierte. Außerdem erschien ihr das Gesicht vertraut. »Ich kenne sie, oder?«, sprach sie ihren Gedanken laut aus.
    Adam war ernst geworden. »Das sind Sie«, erwiderte er. »Oder jemand, der Ihnen so ähnelt, dass es keinen Unterschied macht.« Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen. Als sie feststellte, dass sie noch immer seine Hand hielt, ließ sie sie los.
    »Aber wir sind uns nie zuvor begegnet, richtig?«, flüsterte sie.
    Adam schüttelte den Kopf. »Ich habe Sie noch nie im Leben getroffen, Cinderella.«
    »Welches Jahr haben wir jetzt?«, fragte sie in scharfem Ton, um ihre Verlegenheit zu verbergen. »Immer noch 1849?«
    Seine Augen funkelten belustigt, als habe es die kurze Missstimmung nie gegeben. »Nein, 1852. Winter 1852.«
    Sie nickte langsam. Die Jahreszahl bedeutete ihr nichts.
    »Wollte ich möglicherweise nach Melbourne? Ist es weit dorthin?«
    Er runzelte die Stirn. »Etwa vierzig Kilometer. Doch die Straße über die Keilor Plains hat sich wegen der Regenfälle und der vielen Wagen, die nach Norden rollen, in eine Schlammpiste verwandelt. Sie ist unpassierbar geworden. Soweit ich gehört habe, ist es auch in die entgegengesetzte Richtung schlimm. Bei gutem Wetter dauert die Fahrt von Melbourne nach Bendigo Creek ungefähr eine Woche.
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