Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
Vom Netzwerk:
Blüten würden Früchte hervorbringen.
    »Die Blüte steht dir«, meinte er, ohne zu merken, was in ihrem Kopf herumging. »Unser Bäumchen daheim muss noch wachsen, aber der erste Pfirsich soll dir gehören.«
    »Ich bin so glücklich, in deinem Leben sein zu dürfen«, flüsterte sie.
    »Ich auch.« Er küsste sie aufs Haar.
    Sie schlang die Arme um seinen Hals. »Und ich bin glücklich, dich mit dem Krankenhaus zu teilen. Und nicht mit Leuten wie Mrs. Treskoll.«
    Sein fröhliches Lachen rettete sie über den qualvoll langweiligen Abend voller Gespräche über Schwarze, Braune, Dirnen und über Reverend Marsdens vermutete heimliche Obsessionen.
     
    »Und gehen Sie bloß nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr raus«, warnte Mrs. Treskoll sie. »Hier draußen ist es richtig gefährlich, wir leben im Busch, das ist nicht Sydney. Die Schwarzen von Mr. Browne sind unterwegs, wenn sie Hunger haben, die normalen Schwarzen sind immer unterwegs – und die Buschmänner sowieso.«
    »Buschmänner? Die Schwarzen?« Penelope hielt Lucy die Ohren zu, um zu verhindern, dass sie lauschte und dann vor Alpträumen nicht würde schlafen können.
    »Buschmänner sind Weiße. Entlaufene Sträflinge.« Mrs. Treskoll beugte sich vor. »Das sind Mörder, sag ich Ihnen. Wenn die meisten, die in die Kolonie kommen, normale Diebe und Fälscher sind, dann sind die Buschmänner die Mörder. Allein in Parramatta sind im letzten Jahr sieben entlaufen – einfach abgehauen, obwohl doch jeder weiß, dass man im Busch da draußen nicht überleben kann. Man tut einen Schritt in den Busch und hat schon den Speer eines Schwarzen im Rücken! Aber diese Buschmänner sind so hart im Nehmen, dass sie selbst die Schwarzen überleben! Sie sind also richtig gefährlich.« Mrs. Treskoll rollte mit den Augen, als wäre sie selbst ein schwarzer Mann. Bernhard konnte kaum ein Lachen unterdrücken.
    »Und sie kommen zu Ihnen auf den Hof?«, fragte Penelopeungläubig. Amelia sah ihre Not und nahm ihr das Kind ab, bevor es sich lautstark über die Hände auf seinen Ohren beschweren konnte. »Ich hörte nur, dass diese Leute sich weit draußen herumtreiben.«
    »Na, das wäre ja schön. Da draußen metzeln sie die Schafhirten dahin und stehlen Schafe – ja. Aber Mehl und Kaffee kann man nur auf den Höfen stehlen. Oder Rum. Dem Reverend haben sie letztens ein ganzes Fass Rum geklaut. Niemand weiß, wie sie das angestellt haben, schließlich wog es ein wenig.«
    »Ausgetrunken«, meinte Bernhard ruhig über seinem Schlummertrunk.
    »Wie bitte?« Mrs. Treskoll glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Sie haben es ausgetrunken, Madam. Dann ist es nicht so schwer zu tragen.« Nur wer ihn kannte, wusste, dass er sie auf den Arm nahm, weil ihm ihr Geschwätz auf die Nerven ging. Bevor sie empört losschimpfen konnte, hatte er seine kleine Familie ermuntert, ihn zu Bett zu begleiten, und Penelope lachte sich in seinen Armen in den Schlaf, weil er die Gastgeberin so treffend nachzuahmen wusste.
     
    Der Hof von William Browne lag noch ein Stück weiter von Parramatta entfernt als Oberst Treskolls Anwesen. Macquaries neuer Kutscher Padraic, den die Wilderei nach New South Wales gebracht hatte, fluchte über Insekten und hässliche Papageienvögel, die keckernd knapp über seinen Kopf fegten, und dass der Herrgott diesen Flecken Erde sicher im Suff geschaffen haben musste. Er schimpfe sonst noch ganz anders, brummte Lachlan, und dann auf Gälisch, so dass man kein Wort verstehe, doch sei er ein Glücksgriff, weil er sich so gut auf die Rösser verstehe.
    Padraic fuhr sie durch endlos scheinende Eukalyptuswälder, die nun zur Abenddämmerung hin nach Moosen und Sumpf dufteten, obwohl die Sümpfe ein ganzes Stück entfernt lagen.
    Browne war nicht zu Hause. Draußen auf den Feldern sei er, sagte seine Schwester. Seine Gattin vermutete ihn im Club, und Penelope fand es merkwürdig, dass niemand so genau wusste, wo er sich aufhielt.
    »Du weißt auch nie genau, wo ich bin«, flüsterte Bernhard scherzhaft.
    »Aber ich hab dabei nicht so schlechte Laune wie Mrs. Browne«, flüsterte Penelope zurück. Er drückte liebevoll ihre Hand und half ihr aus der Kutsche, und er blieb bei ihr, bis man sie in den Salon geführt hatte, weil er wusste, dass neue Umgebungen sie ängstigten. Überdies schien es in diesem Haus von Dienstboten nur so zu wimmeln. Man wusste nicht so recht, was man selber tun durfte und was nicht.
    »Ich dachte, die arbeiten alle auf seinen Feldern«, meinte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher