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Der Doge, sein Henker und Ich

Der Doge, sein Henker und Ich

Titel: Der Doge, sein Henker und Ich
Autoren: Jason Dark
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behaupten? Jetzt, kurz vor deinem Tod!«
    »Ich hatte ihn einfach erwartet, aber er kam nicht. Anscheinend geht deine Rechnung nicht auf.«
    »Spielt es denn eine Rolle, wer dich tötet?«
    »Für dich mehr als für mich.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Giancarlo Cabrisi, der untote Doge, hatte dem Dialog der beiden zugehört. Erst als Torri schwieg, bewegte er seinen rechten Arm sehr langsam nach vorn, so daß sich der Dolch dem Gesicht der Detektivin nähern konnte, dann etwas gesenkt wurde und eine andere Richtung einnahm.
    Jetzt zielte er auf ihr Herz…
    Jane atmete nicht mehr. Ein Stoß des Dogen nur, und sie würde sterben. Da berührte sie die Spitze. Direkt unter ihrer linken Brust drückte Cabrisi die Waffe gegen den Körper der Frau. Und dort schlug ihr Herz. Torri hatte genau zugeschaut. »Bald«, flüsterte er, »wird es aufhören zu schlagen…«
    »Neiiinnn!« Es war ein wilder Ruf, den Renate Gehrmann ausstieß. Bisher hatte sie nur zugeschaut und versucht, das Entsetzliche zu begreifen. Sie war vor Schreck stumm gewesen, doch als sie sah, wie der Dolch gegen Janes Brust gedrückt wurde, konnte sie nicht mehr. Sie hielt es auf der Stufe nicht mehr aus, sprang hinunter und wirkte so, als wollte sie den Dogen angreifen. Das sah auch Torri — er handelte, nahm die Waffe von Janes Kopf, drehte den Lauf nach links und schoß. Jane konnte nichts tun, der Dolch hielt sie in Schach. Wieder sah sie das blasse Mündungsfeuer, als Torri an ihr vorbeischoß und sein Ziel nicht verfehlte.
    Wo die Kugel Renate Gehrmann traf, sah Jane nicht. Die Frau stoppte ihren Lauf, sie warf beide Arme hoch, als befände sich über ihr ein Rettungsanker, doch sie griff ins Leere, stolperte, lief noch einen Schritt vor und drehte sich nach rechts, wobei sie schon zu Boden fiel und auf der Seite liegenblieb. War sie tot?
    Jane schielte an der Schulter des Dogen vorbei auf den bewegungslosen Körper. Das Blut war in ihr Gesicht gestiegen. Sie ekelte sich vor dieser Brutalität des Mannes, der sich als Kommissar ausgab, und sie mußte einfach etwas sagen. Jane konnte die Worte nicht mehr schlucken und für sich behalten.
    »Torri, Sie sind ein Schwein. Sie sind eine menschliche Bestie! Sie haben vor meinen Augen…«
    »Halt den Mund! Sie wollte es nicht anders. Wer sich meinen Befehlen widersetzt, bekommt die Quittung. Sie hat sie bekommen, und es tut mir auch nicht leid!«
    »Das kann ich mir vorstellen. Sie gehen über Leichen.«
    »Sicher!« Er drehte seine Hand wieder und preßte die Mündung gegen Janes Wange. »Jetzt bist du an der Reihe. Du kommst hier nicht mehr raus. Vor dir der Dolch, neben dir der Revolver. Es ist aus, Signorina Collins. Endgültig!«
    In den Augen des Dogen glaubte Jane einen anderen Ausdruck zu lesen. Sie wußte nicht genau, wie sie ihn einordnen sollte, es war einfach zu dunkel.
    Schrecken, Wissen, oder war es etwas ganz anderes?
    Noch rührte sich Cabrisi nicht, und dagegen wollte Torri etwas tun. Er gab den Befehl.
    »Stoß zu!« verlangte er. »Bring sie um — jetzt!«
    Die Arme des Henkers glichen den Backen eines Schraubstocks. Was er mit dem Schwert nicht geschafft hatte, würde er durch seine Körperkräfte vollenden.
    Der würde mich zerquetschen, ohne daß ich etwas dagegen unternehmen konnte.
    Er war stark wie ein Bär. Ich hatte den Eindruck, als wollte er meine Arme in den Körper hineindrücken und bekam keine Chance, mich zu wehren. Der Kampf spielte sich unter den Arkaden ab, die in völliger Finsternis lagen. Ich bekam auch nicht mit, was auf dem Innenhof geschah, in diesen Momenten hatte ich nur mit mir selbst zu tun.
    Ich versuchte, einen Gegendruck aufzubauen. Es hatte keinen Sinn. Die Bleiarme gaben um keinen Millimeter nach. Was Turrio einmal hatte, ließ er nicht aus seinen Klauen.
    Es gibt Situationen, wo man sich schlimme Dinge ausmalt. Das war jetzt bei mir der Fall. Als er seinen Druck noch weiter verstärkte, glaubte ich schon, das Knacken oder Brechen meiner Rippen zu spüren. Zudem bekam ich Schwierigkeiten mit der Atmung, weil auch mein Brustkasten zusammengepreßt wurde und der verdammte Henker seinen Druck noch mehr verstärkte und mich dabei drehte, so daß ich nicht mehr über die Brüstung hinweg in den Innenhof schauen konnte.
    Er wuchtete mich herum und schleuderte mich, ohne loszulassen, gegen die Wand zwischen zwei Fenstern.
    Mit der Stirn prallte ich gegen das Gestein. Flaut platzte und schrammte auf, so daß Blut aus der Wunde sickerte und in Richtung
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