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Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Titel: Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1
Autoren: Bastian Sick
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werden müsse. Als sei das Endungs-s eigen's dafür geschaffen, vom Wortstamm abgespalten zu werden. Dabei geht die Tendenz in der Standardsprache genau in die entgegengesetzte Richtung: Nicht immer mehr, sondern immer weniger Apostrophe empfiehlt die neue amtliche Regelung. »Ich sing' ein Lied« und »Mir geht's gut« kann, darf oder sollte heute »Ich sing ein Lied« und »Mir gehts gut« geschrieben werden.

    Doch die Gemeinde der Neu-Apostrophiker wächst und wächst. Sie setzt den Apostroph stet's und überall, nirgend's ist man noch vor ihm sicher. Und weil das abgespaltene Endungs-s manchen noch nicht reicht, machen sie das Häkchen auch vor »z« und »n« und überhaupt vor allem, was am Wortende steht. Schon wurden an mehreren Stellen in Deutschland Schilder mit der Aufschrift gesichtet: »Futter'n wie bei Mutter'n«. Ist das moder'n – oder einfach nur depper't? Wohin soll das noch führen? Droht die totale Apostrophe? Der alles verheerende Häk'chen-Hagel? Oder stecken wir schon mittendri'n? Na dann pros't, du Volk der Dichte'r und Denke'r!

    Der Gebrauch des Apostrophs im Überblick

    Wo ein Apostroph gesetzt werden kann : Der Apostroph kann dort gesetzt werden, wo das Pronomen
    »es« zu »s« verkürzt ist:
    Wie geht's? Nimm's leicht! Hat's geschmeckt? Hat er's kapiert? Sag's mir! So steht's geschrieben. Wirf's weg! Mach's gut, Alter! Hol's der Teufel! Wenn's weiter nichts ist. Um's kurz zu machen ...

    Seit Zulassung der Rechtschreibreform gilt hier der Apostroph als entbehrlich, man darf daher auch schreiben: Wie gehts? Nimms leicht! Hats geschmeckt? Hat ers kapiert?
    Sags mir! So stehts geschrieben. Wirfs weg! Machs gut, Alter!
    Hofs der Teufel! Wenns weiter nichts ist. Ums kurz zu machen...

    Der Apostroph kann dort gesetzt werden, wo jemand ein Gewerbe eröffnen und dazu ein Schild mit Genitiv anbringen will: Bellini's Bar; Gerti's Grillstation; Willi's Weinkontor Der Apostroph kann gesetzt werden, wenn der unbestimmte Artikel »ein/eine« zu »n« verkürzt ist, was vor allem bei der Wiedergabe von gesprochener Sprache auftritt:
    Was 'n Glück! Haste mal 'nen Euro? So 'n Blödsinn! Steffi ist
    'ne tolle Sportlerin.

    In allen Fällen dieser »Kann«-Kategorie bleibt es dem Schreibenden selbst überlassen, ob er einen Apostroph setzen will oder nicht.

    Wo ein Apostroph nicht (mehr) gesetzt werden sollte : Für das weggefallene Endungs-e bei Verben in der ersten Person Singular: Ich steh im Regen und warte auf dich. Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich mir der Königin Kind. Das lass ich mir von dir nicht sagen!

    Für das weggefallene Endungs-e beim Imperativ der zweiten Person Singular:
    Lass es bleiben! Mach die Tür zu! Halt den Mund! Nun heul nicht schon wieder, Daniel!

    Im Unterschied zur alten Regelung steht für das weggefallene Endungs-e heute grundsätzlich kein Apostroph mehr. Schon früher entfiel er bei Redewendungen und Fügungen, die häufig gebraucht werden und als unmissverständlich gelten: Freud und Leid; gut Wetter machen; ruhig Blut bewahren; öd und leer; heut und hier

    Wo ein Apostroph nicht gesetzt werden darf : Der Apostroph wird nicht gesetzt bei Verschmelzung von bestimmtem Artikel und vorangehender Präposition: aufs Dach, unters Bett, ins Haus, hinterm Deich, unterm Tisch, beim Essen, vorm Tor, fürs Kind, durchs Fenster, vors Auto, übern Harz

    Absolut fehl am Platz ist der Apostroph beim Plural-s: Autos, Babys, Clubs, Dias, E-Mails, Gullys, Parks, Ponys, Singles, Shorts, Taxis, Tees, Videos, Zoos

    Dasselbe gilt für Abkürzungen, die im Plural stehen. Auch hier wird kein Apostroph gesetzt, oftmals braucht nicht mal ein s angehängt zu werden: alle ABM(s), meine CDs, deine DVDs, die GmbHs, alte LPs, drei Lkw(s), viele Pkw(s) Völlig indiskutabel ist auch die Apostrophierung von Wörtern, die auf -s enden:
    nichts, rechts, allseits, bereits, stets, nirgends, eigens, unterwegs

    Wo ein Apostroph gesetzt werden muss :

    Bei Auslassungen im Wortinneren: Ku'damm, M'gladbach, Lu'hafen, D'dorf

    Bei der Kennzeichnung des Genitivs von Namen, die aufs, ss, ß, tz, z und x auslauten. Der Apostroph ersetzt hier das Genitiv-s:
    Hans' Mutter, Max' Cousine, Grass' Romane, Ministerin Zypries' Gesetzentwurf, Ringelnatz' Gedichte

    Dies gilt aber nicht, wenn vor dem Namen ein bestimmter Artikel (plus Attribut) steht:
    die Mutter des alten Hans, die Cousine des strammen Max, die Romane des Günter Grass, der Gesetzentwurf der Ministerin Zypries, die Gedichte des
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