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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
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gesamten Universität zur Zeit nicht viel anderes übrig, als das Narrenschiff so gut wie möglich zu steuern, sich aus allzu heftigen Gewitterböen herauszuhalten, die irgendetwas mit der Person zu tun hatten, die ehemals als der Dekan bekannt gewesen war, und den Erzkanzler stets in einem Maße zu beschäftigen, dass er ihm, Ponder, nicht allzu sehr in die Quere kam.
    Ponder wollte das Buch der Traditionen gerade weglegen, als die schweren Seiten sich wie von allein umblätterten.
    »Das ist ja eigenartig.«
    »Ach, diese alten Bucheinbände werden mit der Zeit immer schrecklich steif«, sagte Ridcully. »Manchmal machen sie, was sie wollen.«
    »Hat jemand von Ihnen schon mal etwas von einem Professor H.F. Pullunder oder einem Doktor Erratamus gehört?«
    Der wissenschaftliche Lehrkörper hörte auf, die Tür anzustarren. Alle sahen einander an.
    »Klingelt da was bei jemandem?«, fragte Ridcully.
    »Kein bisschen«, antwortete der Dozent für alte Runen heiter.
    Der Erzkanzler drehte sich nach links. »Was ist mit Ihnen, Dekan? Sie kennen doch alle alten …«
    Ponder stöhnte leise auf. Die anderen Zauberer schlossen die Augen und bereiteten sich auf das Schlimmste vor.
    Ridcully starrte schräg nach unten auf die beiden leeren Stühle, die jeweils den Abdruck einer Hinterbacke aufwiesen. Der eine oder andere Dozent zog sich den Hut tief über die Augen. Obwohl jetzt schon zwei Wochen vergangen waren, hatte es sich noch kein bisschen gebessert.
    Der Erzkanzler holte tief Luft und brüllte: »Verräter!« – was gegenüber zwei Vertiefungen im Leder ein gewichtiger Vorwurf war.
    Der Professor für unbestimmte Studien stieß Ponder mit dem Ellbogen an, was nichts anderes bedeutete, als dass er wieder einmal den Sündenbock spielen sollte.
    Schon wieder.
    »Für eine Handvoll Silber hat er uns verlassen!«, sagte Ridcully zum Universum im Allgemeinen.
    Ponder räusperte sich. Er hatte wirklich gehofft, dass die Jagd auf den Megapoden den Erzkanzler vom Thema ablenken würde, aber Ridcullys Gedanken kehrten immer wieder zu dem abwesenden Dekan zurück, so wie eine Zunge ständig in der Lücke herumbohrt, an der sich vor Kurzem noch ein Zahn befunden hat.
    »Äh, eigentlich glaube ich, dass zumindest seine Vergütung …«, setzte er an, aber bei Ridcullys momentaner Laune war einfach keine Antwort die richtige.
    »Vergütung? Seit wann arbeitet ein Zauberer für ein Gehalt? Wir sind Akademiker reinsten Wassers, Herr Stibbons! Wir scheren uns nicht ums schnöde Geld!«
    Leider war Ponder ein klarer logischer Denker, der sich in Zeiten geistiger Verwirrung auf Vernunft und Ehrlichkeit besann, was, wenn man es mit einem wütenden Erzkanzler zu tun hatte, um die richtige akademische Bezeichnung dafür zu verwenden, nicht besonders hilfreich war. Er gab sich keine Mühe, strategisch zu denken, was immer ein Fehler ist, wenn man sich mit Akademikerkollegen unterhält, und was in diesem Falle dazu führte, dass er den Fehler beging, sich auf den gesunden Menschenverstand zu berufen.
    »Das liegt daran, dass wir eigentlich für so gut wie nichts bezahlen müssen«, sagte er, »und sich jeder, der ein bisschen Kleingeld braucht, aus dem großen Topf bedient …«
    »Wir sind ein integraler Bestandteil unserer Universität, Stibbons! Wir nehmen nur, was wir wirklich benötigen! Wir streben nicht nach Wohlstand! Und schon gar nicht nehmen wir einen Posten an, der ›überaus wichtig ist und obendrein eine attraktive Besoldung abwirft‹, was auch immer das heißen mag, ›sowie andere Vorzüge, darunter eine großzügige Pension‹! Eine Pension, das muss man sich mal vorstellen! Hat man schon jemals von einem Zauberer gehört, der sich zur Ruhe gesetzt hat?«
    »Also, da wäre Doktor Ohrwurm …«, warf Ponder ein. Er konnte sich einfach nicht zurückhalten.
    »Er hat uns verlassen, weil er geheiratet hat!«, fuhr ihm Ridcully über den Mund. »Das hat nichts mit zur Ruhe setzen zu tun, das ist so ungefähr das Gleiche wie sterben!«
    »Was ist mit Doktor Mehlschwalbe?«, hakte Ponder nach.
    Der Dozent für neue Runen trat ihm gegen den Knöchel, aber Ponder sagte nur: »Aua!« und fuhr fort: »Er hat uns nach einem schweren Anfall arbeitsbedingter Frösche verlassen!«
    »Wenn du die Hitze nicht aushältst, geh vom Topf runter«, murmelte Ridcully. Die Spannung klang jetzt ein wenig ab, und die Spitzhüte gingen zögerlich wieder in die Senkrechte. Die kleinen Anfälle des Erzkanzlers dauerten nie sehr lange. Was wesentlich
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