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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
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angenehmer gewesen wäre, wenn ihn nicht schätzungsweise alle fünf Minuten wieder irgendetwas daran erinnert hätte, wie schändlich und verräterisch sich der Dekan seiner Meinung nach verhalten hatte, indem er sich über eine ganz gewöhnliche Zeitungsanzeige um eine Stelle an einer anderen Universität beworben und diese auch noch angenommen hatte. So benahm sich kein Fürst der Magie. Man setzte sich nicht vor ein Gremium aus Kaufleuten, Gemüsehändlern und Stiefelmachern (mochten sie auch noch so wunderbare Menschen sein, das Salz der Erde, zweifellos, aber trotzdem …) und ließ sich wie ein Zuchtterrier beurteilen und begutachten (und die Zähne zählen, jede Wette!). Der Dekan hatte die gesamte Innung blamiert und im Stich gelassen, genau so war es und nicht anders …
    Aus dem Flur drang das Quietschen von Rädern, und sofort erstarrte jeder anwesende Zauberer voller Erwartung. Die Tür flog auf, und der erste überladene Servierwagen wurde hereingeschoben.
    Hier und da wurde laut geseufzt, als sich aller Augen auf das Mädchen richteten, das den Wagen schob, und dann wurden einige Seufzer noch lauter, als sich herausstellte, dass es sich bei dem Mädchen keineswegs um die Erwartete handelte.
    Sie war nicht hässlich. Man hätte sie schlicht oder hausbacken nennen können, aber nicht hässlich, eher von einer sauberen, ordentlichen Hausbackenheit, adrett und mit Rosen neben der Haustür, einer Willkommen-Fußmatte davor und einem Apfelkuchen im Ofen. Aber die Gedanken der Zauberer waren in diesem Augenblick erstaunlicherweise nicht aufs Essen gerichtet, obwohl einige von ihnen immer noch ein wenig benommen darüber nachgrübelten, wieso eigentlich nicht.
    Sie war eigentlich ein recht erfreulich anzusehendes Mädchen, auch wenn ihr Busen eindeutig für ein zwei Köpfe größeres Mädchen gedacht war; aber es war nun mal nicht SIE. 4
    Die Professorenschaft war am Boden zerstört, rappelte sich dann aber doch wieder erstaunlich rasch auf, als sich die Karawane der Servierwagen langsam durch den Raum schlängelte. Nichts brachte einen schneller wieder auf die Beine als die Aussicht auf einen 15-Uhr-Imbiss, darüber waren sich alle einig.
    Na schön, dachte Ponder, wenigstens haben wir den Nachmittag hinter uns gebracht, ohne dass etwas zu Bruch gegangen ist. Schon mal besser als vergangenen Dienstag.
    In jeder Organisation ist es allgemein bekannt, dass man eine Aufgabe, von der man erwartet, dass sie auch erledigt wird, am besten in die Hände von jemandem weiterreicht, der ohnehin schon viel zu tun hat. Dieses Verhalten war auch die Ursache für eine Reihe von Tötungsdelikten und in einem Falle für den Tod eines Abteilungsleiters gewesen, dessen Kopf wiederholt in einem kleinen Aktenschrank eingeklemmt wurde.
    In der UU war Ponder Stibbons dieser vielbeschäftigte Mann. Mit der Zeit hatte er sogar Gefallen daran gefunden. Zum einen musste man sich um die meisten Angelegenheiten, um deren Erledigung er gebeten wurde, überhaupt nicht kümmern, und die meisten Zauberer aus der Leitungsriege scherten sich auch nicht darum, ob sie erledigt wurden, solange sie nicht von ihnen selbst nicht erledigt werden mussten. Abgesehen davon war Ponder sehr versiert darin, sich kleine Systeme zum Zeitsparen auszudenken, und war besonders stolz auf das System zum Notieren von Konferenzminuten, das er mithilfe von Hex ausgetüftelt hatte. Hex war die immer nützlicher werdende Denkmaschine der Universität. Eine detaillierte Analyse der vergangenen Minuten, kombiniert mit den enormen Voraussagefähigkeiten von Hex, bedeutete, dass für eine einfache Bandbreite von leicht zugänglichen Konstanten, wie zum Beispiel die Tagesordnung (die Ponder ohnehin festlegte), die Komiteemitglieder, die Zeit seit dem Frühstück, die Zeit bis zum Mittagessen und so weiter, in den meisten Fällen die Minuten schon vorab aufgeschrieben werden konnten.
    Alles in allem fand er, dass er seinen Teil dazu beitrug, die UU auf ihrem selbst gewählten Kurs liebenswerter, dynamischer Stagnation zu halten. Für den, der die Alternativen kannte, war es immer eine lohnende Anstrengung, alles wie gehabt beizubehalten.
    Aber eine Seite, die sich selbst umblättert, war Ponders Ansicht nach eine beträchtliche Normabweichung. Also strich er jetzt, da ringsum die Geräusche des vorfrühstückshaften Abendessens lauter wurden, die Seite glatt und fing an, aufmerksam zu lesen.
     
    Als Juliet endlich in der Nachtküche erschien, hätte Glenda am liebsten
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