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Der Clan

Titel: Der Clan
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht vergessen«, sagte ich und sah ihm nach, wie er eilig den anderen Männern folgte. Dann wandte ich mich an meinen Freund. »Sie heißen Mr. Hardeman?«
    Er nickte.
    »Sie sind sehr nett«, sagte ich.
    Er lächelte. »Manche Leute sind da anderer Meinung.«
    »Um die würde ich mich nicht kümmern«, sagte ich. »Es gibt auch eine Menge Leute, die meinen Großvater nicht mögen. Aber er ist nett, und ich mag ihn gern.«
    Er schwieg. Hinter mir hörte ich die Stimme seiner Pflegerin. »Es ist Zeit für uns, Mr. Hardeman.« »Noch einen Moment, Miss Hamilton«, sagte er. »Wie alt bist du, Angelo?«
    »Acht.«
    »Ich habe einen Enkel, der zwei Jahre älter ist als du. Er ist zehn.«
    »Vielleicht darf ich mal mit ihm spielen. Er kann meinen Wagen fahren.«
    »Das wird wohl nicht gehen«, sagte Mr. Hardeman. »Er ist fort, auf der Schule.«
    Die Pflegerin wurde ungeduldig. »Es wird spät, Mr. Hardeman.« Er schnitt eine Grimasse.
    »Die sind immer so, Mr. Hardeman«, sagte ich. »Die meine ist auch ständig hinter mir her.«
    Er lächelte. »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Angeblich brauche ich nächstes Jahr keine mehr. Warum haben denn Sie eine?«
    »Ich kann nicht gehen«, sagte er. »Ich brauche jemand, der mir hilft.«
    »Ein Unfall?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich war krank.«
    »Wann sind Sie wieder gesund?«
    »Ich kann nie mehr gehen«, sagte er.
    Ich schwieg eine Weile. »Woher wissen Sie das? Mein Vater sagt, es geschehen jeden Tag Wunder. Und mein Vater muß es wissen, er ist Arzt.« Jetzt fiel mir etwas ein. »Vielleicht könnte er Sie besuchen. Er ist ein sehr guter Arzt.«
    »Sicher, Angelo«, sagte Mr. Hardeman freundlich. »Aber für eine Weile habe ich genug von Ärzten.« Er winkte der Schwester. »Übrigens verlasse ich Florida am Wochenende für lange Zeit.« Er streckte die Hand aus. »Leb wohl, Angelo.«
    Ich hielte seine Hand fest und wollte sie nicht loslassen. Alle, die ich gern hatte, mußten fort. Zuerst der Großvater, jetzt Mr. Hardeman.
    »Darf ich Sie sehen, wenn Sie wiederkommen?«
    Er nickte.
    Ich hielt immer noch seine Hand fest. »Ich bin jeden Sonntag um diese Zeit im Park und schaue nach, ob Sie da sind.«
    »Am ersten Sonntag nach meiner Rückkehr komme ich her«, sagte er.
    Ich ließ seine Hand los. »Abgemacht.«
    Die Schwester schob ihn den Weg hinunter. Ich blickte ihnen nach, bis sie außer Sicht waren, dann stieg ich in mein Auto. Erst zwanzig Jahre später erfuhr ich, was LH Eins alles auf die Beine gestellt hatte, um mir diese Überraschung zu bereiten.
    Ich war in Duncans Büro in der Abteilung für Konstruktionsplanung, um über den Wagen zu sprechen, den ich am nächsten Tag testen sollte, da wandte sich der alte Ingenieur plötzlich mir zu. »Erinnern Sie sich noch an den Bugatti, den LH Eins für Sie umbauen ließ, als Sie noch ein kleiner Junge waren?«
    »Wie könnte ich den vergessen?« antwortete ich.
    Ja, wirklich, von jenem Augenblick an hatte es für mich nur noch Autos gegeben. Es kam für mich nichts anderes mehr in Frage.
    »Haben Sie sich mal gefragt, wieviel der damals kostete?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ich habe das von ihm unterschriebene Original des Arbeitsauftrags als Andenken aufgehoben.« Er öffnete die mittlere Schublade seines Schreibtisches, nahm das Blatt heraus und reichte es mir. »Wissen Sie, daß er sämtliche Leute vom Entwurfsbüro und aus der Fabrikation von der Arbeit abbeorderte und vierundzwanzig Stunden lang nur an Ihrem Wagen arbeiten ließ?«
    »Nein, das wußte ich nicht«, sagte ich. Ich schaute auf das Blatt Papier in meiner Hand. »Versuchs-Chassis«, stand auf dem Auftragsblatt. »Auftrag von Loren Hardeman I. 11347,51 Dollar.
    Ich spürte, wie jemand leise meine Schulter berührte, und schlug die Augen auf. Es war die englische Pflegerin. »Dr. Hans ist hier.« Ich drehte mich um. Dort war er, seine Brille glänzte. Wie gewöhnlich standen seine sechs Gehilfen hinter ihm.
    »Guten Morgen, Mr. Perino«, sagte er. »Wie geht es Ihnen heute? Irgendwo Schmerzen?«
    »Nein, Herr Doktor. Es tut nur weh, wenn ich lache.«
    Er lächelte nicht, sondern winkte nur der Schwester. Sie schob einen Tisch heran, auf dem Stahlinstrumente blitzten. »Nun werden wir sehen, wie gut wir gearbeitet haben«, sagte er in seinem üblichen Flüsterton.
    Fasziniert starrte ich auf den Tisch. Ich fühlte mich wie hypnotisiert von den schimmernden Instrumenten. Er nahm einen Schaber mit kurzer Klinge zur Hand. Nun war es soweit.
    Wie viele
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