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Der Clan

Titel: Der Clan
Autoren: Unbekannter Autor
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Titelseite. Das Foto zeigte die Ruinen eines ausgebrannten Gebäudes. Darüber standen zwei simple Schlagzeilen:
    GEHEIMNISVOLLE EXPLOSION UND FEUER VERNICHTEN DRUCKEREI UND GEBÄUDE IN MICHIGAN AVENUE
    Den Rest des Berichts brauchte ich kaum mehr zu lesen, um zu wissen, was geschehen war. Kurz nach Mitternacht waren die Mark-S.-Druckerei, die IASO und vierzig Gebrauchtwagen vom neuesten Modell, die nebenan auf Simpsons Verkaufsstelle standen, durch zwei heftige Explosionen, welche die Fenster drei Häuserblocks weit eindrückten, für immer aus dem Verkehr gezogen worden. Auf den Versuch, Mr. Mark Simpson zu Hause zu erreichen, den Besitzer der drei Unternehmen, erhielt man den Bescheid, Mr. Simpson sei abwesend und nicht erreichbar. Die Polizei und Feuerwehrmannschaften
    untersuchten die Umstände des Vorfalls. Glücklicherweise befand sich niemand am Unglücksort, so daß es keine Verletzten gab.
    Diese Nachricht trug nicht gerade dazu bei, mein Wohlbefinden zu steigern. Ich fragte mich, ob Onkel Jakes Verbindungsleute in ihrer Begeisterung nicht ein wenig zu weit gegangen waren. Dann verwarf ich den Gedanken. Wenn irgendeiner wußte, was er tat, dann war es Onkel Jake.
    Trotzdem ließ mich die Nervosität nicht los. Je länger sich der Tag hinzog, um so schlimmer wurde es. Ich ging in mein Zimmer und versuchte zu schlafen, aber ich brachte kein Auge zu. Also ging ich wieder hinunter.
    Ich drehte im Fernsehen ein Fußballspiel der Profiliga an, doch mein Kopf war anderswo. Ich starrte auf den Schirm, ohne etwas zu sehen, und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Schließlich schaltete ich das Zeug angewidert ab, ging nach oben, streckte mich mit den Armen unter dem Kopf auf dem Bett aus und starrte zur Decke hinauf.
    Die Tür ging auf, ich schaute nicht hin. Mein Vater stand über mir. Ich sagte nichts.
    »In deinem Zustand darfst du dich keineswegs aufregen«, sagte er.
    »Ich kann es nicht ändern.«
    »Soll ich dir eine Spritze geben, damit du etwas schläfst?« schlug er vor.
    »Nein.«
    »Dann nimm ein paar Beruhigungstabletten. Die werden dir helfen.«
    »Laß mich in Frieden, Papa.«
    Er machte wortlos kehrt, um hinauszugehen. Ich setzte mich im Bett auf und schwenkte die Füße auf den Boden. »Papa!«
    Er drehte sich um, mit der Hand auf der Klinke.
    »Entschuldige, Papa!«
    Er nickte. »Schon gut, Angelo«, sagte er und verließ das Zimmer. Beim Abendessen hatte ich keinen Appetit und stocherte mich durch die Mahlzeit, bei der keiner redete. Nach dem Essen ging ich wieder in mein Zimmer.
    Um halb neun setzte ich mich unten allein ins Wohnzimmer. Von oben hörte ich die Geräusche des Fernsehapparats. Um Viertel vor neun klingelte das Telefon. Ich rannte hin.
    Es war Donald, der Diener von Nummer Eins. »Mr. Perino?«
    »Ja«, antwortete ich enttäuscht, weil es nicht der erwartete Anruf war.
    »Mr. Hardeman möchte wissen, ob es Ihnen möglich ist, morgen an der Aktionärs- und Vorstandssitzung teilzunehmen.«
    »Ich bin dort«, antwortete ich.
    »Danke, ich werde es ihm ausrichten. Gute Nacht.«
    »Einen Augenblick!« sagte ich schnell. »Kann ich Mr. Hardeman sprechen?«
    »Tut mir leid, Sir, aber Mr. Hardeman schläft schon. Wir mußten die Reise in Pensacela unterbrechen und sind gerade erst eingetroffen. Mr. Hardeman war sehr müde und ging sofort zu Bett.«
    »Gut, Donald, besten Dank«, sagte ich und legte auf. Ich verstand nicht, wie der Alte das schaffte. Er mußte aus Eis sein, um in einem solchen Augenblick schlafen zu können.
    Aber hatte ich nicht einmal gelesen, daß General Grant kurz vor jeder großen Schlacht zu schlafen pflegte? Er behauptete, das und der Whisky erfrischten ihn für den Kampf.
    Wenn ich schon nicht schlafen konnte, war Whisky vielleicht keine schlechte Idee. Ich schaute auf die Uhr, fünf Minuten vor neun. Ich ging zur Bar.
    Punkt neun war ich bei meinem zweiten Glas, da läutete es am Eingang. Ich hörte, wie Gianni hinging, aber ich war vor ihm
    an der Tür und öffnete.
    Im Dunkel stand ein Mann mit vorgezogenem Hut und aufgestelltem Kragen. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen. »Mr. Angelo Pelino?«
    »Ja.«
    »Das ist für Sie.« Er schob mir einen großen roten Pappumschlag in die Hand. »Mit Empfehlungen vom Richter!«
    »Danke«, sagte ich. Aber er war schon unten und stieg in den Wagen, der durch die Einfahrt davonraste.
    Ich schloß die Tür und ging langsam, während ich das flache Band um den Umschlag aufknüpfte, ins Wohnzimmer zurück. Gleich darauf
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