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Der Clan

Titel: Der Clan
Autoren: Unbekannter Autor
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mir?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Du bist Rechtsanwalt, du solltest mich das nicht fragen müssen«, sagte ich und sah ihn fest an. »Du hast mit meinem Großvater einen Vertrag auf Lebenszeit abgeschlossen, daß du meine geschäftlichen Angelegenheiten erledigst. Und das ist mein Geschäft.«
    Er überlegte einen Augenblick, dann nickte er. »Du hast recht. Ich werde sehen, was sich tun läßt, aber versprechen kann ich dir nichts. Meine Beziehungen in Detroit sind vielleicht nicht mehr so gut wie früher.«
    »Das genügt mir, Onkel Jake«, sagte ich. »Besten Dank.«
    Er sah auf die Uhr. »Es ist Zeit, dich zu deinem Flugzeug zurückzubringen. Sieben Uhr vorbei, und ich habe deinem Vater versprochen, du würdest um diese Zeit bestimmt schon auf dem Heimweg sein.«
    »Es geht mir schon besser«, behauptete ich. Aber das stimmte nicht. Die Schmerzen setzten wieder am ganzen Körper ein.
    »Wo erreiche ich dich Montag abend um neun Uhr?« fragte
    er.
    »Entweder in der Klinik oder zu Hause«, antwortete ich. »Das hängt von Papa ab.«
    »Okay«, sagte er. »Montag abend um neun Uhr wird sich jemand, wo du auch bist, an dich wenden. Entweder hat er, was du wünschst, oder er sagt dir, daß sie es nicht haben.«
    »Ausgezeichnet.«
    Er öffnete die Tür. Gianni stand draußen. »Alles in Ordnung, Gianni«, sagte er. »Bringen Sie ihn zurück.«
    »Si, Eccellenza.« Gianni nahm eine kleine Metalldose aus der Brusttasche, riß die Verpackung von der Einmalspritze und füllte sie aus einer kleinen Phiole.
    »Ich kann verstehen, warum dein Vater dich zu mir kommen läßt, obwohl du in einer solchen Verfassung bist«, sagte Onkel Jake. »Aber nicht, warum du so was tust. Was hast du denn davon?«
    »Erstens einmal Geld. Diese Aktien könnten eines Tages zehn Millionen Dollar wert sein.«
    »Das ist es nicht«, widersprach er. »Du besitzt jetzt bereits fünfmal soviel und hast nie darauf geachtet. Es muß einen anderen Grund geben.«
    »Vielleicht weil ich dem alten Herrn mein Wort gegeben habe, daß wir einen neuen Wagen bauen werden. Und ich betrachte den Job nicht als getan, bevor der Wagen nicht vom Fließband rollt.«
    »Das klingt mir schon wahrscheinlicher«, meinte er anerkennend. Dann hatte ich noch eine Frage an ihn. Es war da etwas, worüber ich mich wunderte. »Du hast gesagt, du weißt, warum Papa mich zu dir reisen ließ. Nun, warum?«
    »Ich habe gedacht, du wüßtest es. Es war der alte Mr. Hardeman, der deinen Vater im Krankenhaus als Assistent unterbrachte, nachdem alle ihn abgelehnt hatten, weil er der Sohn deines Großvaters war.«
    »Dreh dich ein wenig zur Seite«, sagte Gianni.
    Ich tat es automatisch, während ich immer noch Onkel Jake sah. Ich spürte den leichten Stich in meiner Hinterbacke.
    »Das Rad dreht sich immer weiter, nicht wahr?« sagte Onkel
    Jake lächernd. Dann verschwand er allmählich vor meinen Augen. Es muß eine der kräftigsten Spritzen aller Zeiten gewesen sein. Ich schlief die ganze Zeit, von Onkel Jakes Büro in Phoenix bis neun Uhr am nächsten Morgen, dann erwachte ich in meinem Klinikbett in Detroit.
    Am Samstagnachmittag ging es mir im Krankenhaus schon so halbwegs. Die Schmerzen hatten so weit nachgelassen, daß ich sie mit einer gehörigen Menge Aspirin niederkämpfen konnte, und ich wanderte in meinem Zimmer auf und ab wie ein Tier im Käfig. Ich wechselte am Fernsehapparat von einem Kanal zum anderen und drehte am Rundfunkknopf, bis er mir in der Hand blieb.
    Schließlich floh die Schwester aus dem Zimmer und kam zehn Minuten später mit meinem Vater wieder.
    »Was ist los?« fragte er ruhig.
    »Ich will raus!«
    »Na schön.«
    »Du kannst mich nicht länger hier festhalten«, sagte ich, ohne ihm zuzuhören. »Ich habe jetzt genug!«
    »Wenn du zuhören würdest, statt soviel zu reden«, sagte mein Vater, »dann wüßtest du, daß ich >Na schön< gesagt habe.«
    Ich starrte ihn an. »Meinst du das im Ernst?«
    »Zieh dich an. Ich hole dich in ungefähr fünfzehn Minuten ab. Sobald ich meine Visite beendet habe.«
    »Was geschieht mit den Verbänden?«
    »Du mußt das Pflaster noch ein paar Wochen auf den Rippen behalten, aber ich werde die Kopf- und Gesichtsverbände durch einige Streifen Heftpflaster ersetzen können.« Er lächelte. »Ich bin wirklich recht zufrieden. Soeben habe ich deine
    Röntgenaufnahmen und Laborergebnisse von heute morgen gesehen. Es geht dir gut. Nun können wir Mammas Wunderdroge, ihrer pasta, die Chance geben, dir ein wenig
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