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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist
Autoren: Sean Costello
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Blut, bespritzte Batemans makellosen,
grauen Anzug und die teuren, italienischen Schuhe und befleckte sein
kreidebleiches Gesicht
    Einen
Augenblick lang blieben alle im Zimmer Versammelten schweigend und wie
versteinert an Ort und Stelle stehen: Scott, Vince Bateman, Jane Copeland, die
drei Sicherheitsleute und die beiden jungen Krankenpfleger.
    Gleich darauf
begann der Alte laut zu lachen; es war ein schrilles, trockenes Kichern, das in
manischen Zyklen kam und ging und so klang, als dringe es direkt aus dem
Schlund der Hölle. Während er lachte und aus seinem Hals Blut schoss, gab sich
Vince Bateman keine Mühe, aus dem Weg zu treten. Der Alte lachte und lachte,
und das Blut besudelte sein Klemmbrett, das böse Instrument seiner teuflischen Rache.
Er lachte und lachte, während das Leben aus ihm heraussickerte und auf den
Boden tropfte.
    Und plötzlich
drang neben seinem Lachen, wie ein weit entferntes Echo, auch das helle Lachen
eines Kindes durchs Zimmer. Scott hörte es und wusste, dass es auch alle anderen
hörten. Aber er merkte, dass sie es ebenso schnell und erfolgreich wieder
verdrängten, wie er selbst es mit der Wahrheit getan hatte.
    Nach und nach
erstarb das Lachen.
    Der Zeichner
sackte im Rollstuhl nach vorn. Die Leinengurte verhinderten, dass er auf den
Fußboden voller Blutpfützen kippte.
    Kath!
    Mit
gespreizten Ellbogen schnellte Scott wie ein heranstürmender Linienrichter zur
Tür. Und er hätte sie auch fast erreicht, da die anderen immer noch völlig
gebannt dastanden.
    Doch dann
brüllte Bateman: »Halten Sie ihn auf !« Und fünf Männer
kamen gemeinsam auf Scott zu, schlossen wie Kampfhunde einen immer engeren
Kreis um ihn, in den Augen seltsame Scheu.
    Dann fielen
sie über ihn her, packten seinen ganzen Körper. Ein riesiger Unterarm legte
sich um seinen Hals und schnürte ihm die Luft ab. Scott biss so lange zu, bis
er Blut schmeckte und merkte, wie der Arm weggezogen wurde. Irgendjemand schrie
vor Zorn und Schmerzen schrill auf. Gleich darauf griffen andere Arme zu und
rangen ihn zu Boden. Eine Faust grub sich so in sein Brustbein, dass seine
Lungenflügel zusammenfielen und ihm schwarz vor Augen wurde. Jetzt war der
Krankenpfleger, den er gebissen hatte, wieder über ihm. Seine kräftigen Arme
nahmen Scotts Oberschenkel in die Zange und hoben ihn hoch, stemmten ihn in die
Luft
    Die Nadel, die
in seine Hüfte stach, spürte er kaum.
    Ketamin, dachte er, schnell wirkendes Zeug.
    Durchströmt
von reiner vulkanischer Energie wirbelte Scott Bowman herum, trat zu, wand sich
und schlug mit den Armen um sich, bis er frei war. Mit einer einzigen flinken
Bewegung sprang er über das Bett und durch die offene Tür. Aber noch während er
den Gang hinunter und ins Schwesternzimmer taumelte, dessen Tür er hinter sich
abschloss, begann die Droge zu wirken. Die Wählscheibe des Telefons
    schien sich zu
verzerren und durchzuhängen, wie das Zifferblatt einer Dali-Uhr, und der voll
gestopfte, kleine Raum wie Toffee -Masse um ihn
herumzuwabern. Er schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen, fand die
Nummer, die er brauchte, und rief das Krankenhaus für Allgemeinmedizin in
Danvers an.
    »Geben Sie mir
Station ...«, sagte er noch, ehe irgendjemand antwortete. Dann brach er
zusammen. Mit leisem, ' dumpfen Knall schlug seine Stirn auf der Mappe auf, die
auf dem Schreibtisch lag, aber niemand hörte es.
    EPILOG
    Maria Flasetto
hielt mit ihrem Karren vor Zimmer 117 an und murmelte in ihrer italienischen
Muttersprache ein Gebet. Sie hatte vor ihrer Schicht von dem Mord gehört, durch
den Buschfunk, und da schon war ihr klar gewesen, dass man die Beseitigung
dieser Schweinerei letztendlich ihr aufhalsen wurde. Maria war Putzfrau. Sie
übernahm regelmäßig die Nachtschicht, damit sie ihren Tagesjob an der
High-School behalten konnte. Und Zimmer 117 lag in ihrem Abschnitt des
Hauptganges.
    Sie nahm all
ihren Mut zusammen und rollte den Karren ins Zimmer. Der Geruch fiel ihr als
Erstes auf. Drüben in Italien hatte ihr Vater im Schlachthaus des Dorfes
gearbeitet. Derselbe Geruch hatte in seiner Kleidung gehangen, wenn er abends
nach Hause gekommen war. Als Mädchen hatte sich Maria ausgemalt, wie die Tiere,
die ihr Vater schlachtete, mit letzter Kraft diesen Gestank produzierten, um
sich gegen das gnadenlose Beil zu wehren. Eigentlich war es ein Gemisch
verschiedener Gerüche: Es stank nach Urin, Gedärmen, leicht säuerlich nach Blut
und noch nach etwas anderem, das nichts mit den Eingeweiden zu tun
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