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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Autoren: James Barclay
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konnte ihn nicht hören. Hirad musste ihn in Sicherheit bringen.
    Er kam mühsam auf die Beine und kämpfte gegen den schneidenden Wind an, um die paar Meter zu seinem Freund zu überwinden, der zusammengerollt und mit
verzerrtem Gesicht am Boden lag. Er wollte noch einmal rufen, doch es war sinnlos. Er sah sich um. Den dordovanischen Magiern erging es nicht besser. Dann fiel sein Blick auf Lyanna. Wenn man sie nicht aufhielt, würden alle Magier im Haus sterben.
     
    Denser stürzte, als der Boden sich hob und ein Riss entstand. Der Unbekannte drehte sich um und half ihm, während über ihnen das Dach abgerissen wurde und auf ganzer Länge zusammenbrach. Überall regneten Balken und Dachziegel herab. Der dordovanische Angriff war zum Erliegen gekommen, die Männer schützten ihre Köpfe mit erhobenen Händen und rannten nach rechts und weiter nach hinten, um den Zerstörungen zu entgehen.
    Ein Stück Holz traf die Schulter des Unbekannten, als er sich vorbeugte, um den liegenden Magier aufzuheben. Vor Schmerzen drehte sich alles in seinem Kopf. Ein Wind, wie er ihn noch nie gehört oder gespürt hatte, drückte ihn auf den Boden, bis sein Gesicht dicht neben dem des Xeteskianers lag.
    »Denser, was ist das?«, rief er.
    »Lyanna«, knirschte der Magier durch zusammengebissene Zähne. Ein Blutfaden rann aus seiner Nase. »Erienne muss sie abschirmen. Sie zieht alles in sich hinein, aber sie wird … sie kann es nicht halten. Bring sie in die Küche zu den Al-Drechar.«
    Der Unbekannte glaubte zu verstehen.
    »Darrick, hilf mir!«
    »Nein«, brüllte Darrick ihm ins Ohr. »Ich muss Ren finden. Ich kann sie nicht da draußen lassen.« Er rannte zum Obstgarten.
    Der Unbekannte hob Denser auf und drehte sich um.
Aeb kämpfte sich zur Tür des Ballsaales durch. Der große Mann torkelte ihm hinterher, drehte das Gesicht in den Sturm und hob einen Arm, um die Putzbrocken abzuwehren, die ihm entgegenflogen.
    Drinnen war der Lärm sogar noch größer.
    Aeb, wenn du mich hören kannst, bringe das Mädchen und Erienne her. Wir müssen sie zu den Al-Drechar schaffen.
    Aeb blickte zum Unbekannten und nickte. Sofort drehten sich einige Protektoren um und krochen über den Boden herbei. Einer legte einen riesigen Arm um Lyanna, zwei andere hoben Erienne auf. Hinter dem Unbekannten rückten die Dordovaner wieder vor. Sie stemmten sich gegen den Wind und bahnten sich zwischen ihren gefallenen Kameraden einen Weg durch den Schutt. Lyanna hatte den Verteidigern etwas Zeit erkauft, doch nach ihrem schmerzvoll verzogenen Gesicht zu urteilen, zerstörte dies auch ihr Bewusstsein.

40
    Die Küche war eine Oase der Ruhe, doch es brachte die Al-Drechar beinahe um, die Abschirmung zu halten. Alle drei saßen jetzt aufrecht im Bett und fassten sich bei den Händen. Sie schoben den Schild nach außen, schafften es aber kaum bis über den Tisch im Zentrum des Raumes hinaus. Draußen tobte das Mana. Alles, was nicht gesichert war, wurde mitgerissen und gegen die Wände oder den Schild gedrückt. Tassen zersprangen in tausend Stücke, Stühle zerfielen zu streichholzgroßen Splittern, der Tisch war durch den Raum gerutscht und hätte sie beinahe zerquetscht.
    Ephemere bemühte sich, Lyanna mit dem Bewusstsein zu erreichen und hinter die Abschirmung zu holen, um sie zu beruhigen. Doch das Mädchen war zu weit weg und zu verwirrt. Für Erienne war jetzt der entscheidende Moment gekommen, den sie nicht versäumen durfte.
    Die Tür zum Ballsaal wurde aufgestoßen. Der Protektor, der sie verteidigte, machte einen Ausfallschritt, doch statt zuzuschlagen, zog er Hirad und Ilkar herein.
Hinter ihnen drückte er die Tür wieder zu und hielt sich bereit. Reglos und unbeeindruckt stand er da, knapp innerhalb der Grenze der Abschirmung, während der Sturm an seinen Kleidern zerrte.
    »Wo ist sie, Ephy?«, stöhnte Myriell. »Wir können uns nicht mehr lange halten.«
    »Draußen«, keuchte Hirad. »Sie sind noch draußen.« Er sah auf Ilkar hinab, der glücklicherweise noch atmete, und rannte zur Tür.
    »Beeile dich, Hirad«, sagte Ephemere. »Beeile dich.«
    Doch es war nicht nötig. Er stieß beinahe gegen einen Protektor, der mit Lyanna auf den Armen in die Küche stolperte. Er sprang in die Abschirmung des Schildes zurück, und das Heulen, Splittern und Reißen hörte auf, als habe jemand ein Seil durchtrennt und einen Vorhang fallen lassen. Der Schild der Al-Drechar unterbrach auch den Zustrom des Mana in Lyannas Bewusstsein. Sie war noch nicht weit
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