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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
Autoren: James Barclay
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zu, ob ihr mich erwischt.« Er hob das Schwert und machte sich bereit zum Angriff. Auch die Wytchlords reagierten jetzt. Der Erste trat in den Vorraum, und seine Brüder bauten sich neben ihm auf. Hirad leckte sich die Lippen. Er musste sterben, aber er wollte nicht allein sterben. Hinter sich hörte er eilige Schritte und das Klirren einer Schwertspitze, die auf den Stein tippte. Gleichmäßig, hallend und wunderschön. Ein euphorisches Gefühl lief über seinen Rücken, das Blut rauschte in seinen Adern, und eine neue Entschlossenheit beseelte ihn. Mehr brauchte er nicht, um Denser die Zeit zu geben, Dawnthief zu vollenden.
    »Der Rabe!«, rief er. »Der Rabe zu mir!«
     
    Obwohl er innerlich weit von den Gefahren entfernt war, die ihn umgaben, nahm Denser am Rande doch die lauten Stimmen, die rennenden Füße und Hirads drängende Rufe wahr. Die Mana-Gestalt für Dawnthief war kompliziert und schwer zu kontrollieren, und Denser konnte nur seinem Meister danken, dass er in den langen Jahren der Lehre keine Nuance und kein Detail ausgelassen hatte.
    Noch nie hatte ein Spruch darum gekämpft, ihn zu beherrschen, ihn zu benutzen und ihn auszusaugen, um sein Potenzial zu entfalten und zu voller Macht zu erblühen. Der Spruch war kein denkendes Wesen, doch die Worte, die er sprechen musste, dazu die Gesten und Gedanken, all dies konnte nur in eine einzige Richtung führen: Der Magier, der den Spruch wirkte, musste ganz und gar in seinem Werk aufgehen, er musste untergehen, und mit ihm Balaia.
    Erst jetzt wurde ihm die wahre Natur von Septerns
schrecklichster Erfindung bewusst. Die Wahrheit war, dass er, nachdem die Grundform erschaffen war, einfach einer Kettenreaktion freien Lauf lassen konnte, die alles zerstören würde. Der Spruch stahl das Licht, er nahm der Welt die Morgendämmerung.
    So kämpfte und mühte er sich, schnitt das Lodern der komplizierten Form zurück, brachte jede Gegendrehung zum Stehen, hielt die Form still und unterwarf sie der rigiden Kontrolle seines Mana. Es erschöpfte ihn, und immer noch war er nicht bereit, den Spruch zu wirken. Das Mana legte ein brennendes Dreieck um die Katalysatoren, hob sie vom Boden, vereinigte sich mit ihnen und band sie in den Kern des Spruchs ein. Die Energie nahm zu, es war ein verlockendes und mitreißendes Gefühl.
    Doch er war noch nicht vollständig konzentriert, und die Kraft würde sich willkürlich entladen. Wenn er jetzt den Spruch losließ, dann würde der Rabe zusammen mit den Wytchlords untergehen. Ihm kam der Gedanke, dass dies womöglich ein Preis war, der gezahlt werden musste, doch er war noch nicht bereit, einfach aufzugeben. Er wollte einen Kanal für die Energie des Spruchs bilden. Theoretisch wusste er, wie er es anfangen musste, doch als mehr und mehr Geräusche auf ihn eindrangen, wurde ihm klar, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, um seine Theorie in die Praxis umzusetzen.
     
    Hirads Schwert fuhr dem Wytchlord Arumun in die ungeschützte Seite. Hirad kannte seinen Namen und die der anderen fünf, weil der Fanfarenstoß der Angst, den sie ihm durch die Seele gejagt hatten, mit sechs entsetzlichen Namen einhergegangen war. Denser hatte die Namen zwar ausgesprochen, doch damals hatten sie nach nichts Besonderem geklungen. Jetzt aber, im Angesicht des uralten Bösen,
trafen ihn die Namen wie Schläge in den Bauch und raubten seinen Gliedern jegliche Kraft.
    Arumun heulte auf und kippte zurück. Aus der klaffenden Wunde drang eine dunkle Flüssigkeit, doch Hirads Triumphschrei brach abrupt ab, denn die Wunde war schon nach wenigen Augenblicken geheilt, und Arumun wurde von denen, die hinter ihm standen, gehalten; er richtete sich kopfschüttelnd wieder auf.
    »Bei den Göttern«, keuchte Hirad. Der Wytchlord machte einen Schritt und stieß die Hand so schnell vor, dass Hirad erst im letzten Moment reagieren konnte. Der Barbar taumelte unter dem Aufprall zurück.
    »Wir können nicht gegen sie kämpfen«, sagte er.
    »Doch, wir können«, erwiderte der Unbekannte. »Wir müssen sie nur eine Weile aufhalten.« Er schwang seine Klinge hüfthoch und traf Fleisch. Knochen splitterten, und Belphamun brach zusammen. »Sie sind noch schwach. Lass uns dafür sorgen, dass sie es auch bleiben.«
    »Schild steht«, meldete Ilkar.
    Hirad verharrte und blickte hinter die drei Wytchlords, die sie angegriffen hatten. Die anderen drei, Ystormun, Pamun und Weyamun, wirkten einen Spruch.
    »Wir zeigen es ihnen! Der Rabe!« Hirad postierte sich einen halben Schritt
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