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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
Autoren: James Barclay
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Zweihandschwert aus der Scheide, die an der Festungsmauer lehnte, und lief zur Treppe. Auf dem Brustharnisch spiegelten sich die letzten Strahlen der untergehenden Sonne, und sein mächtiger Körper entwickelte eine Geschwindigkeit und Wendigkeit, die sich schon für viele Gegner als tödliche Überraschung erwiesen hatten. Der kahlrasierte Kopf auf dem Stiernacken bewegte sich ruckartig, als er nach unten rannte.
    Die Treppe führte vom Wehrgang auf der Innenseite der Festungsmauer hinab und weiter zum Dach des Burgfrieds. Von hier aus musste man durch einen der beiden Türme laufen und die Wendeltreppe nach unten steigen, um den Burghof zu erreichen.
    Der Unbekannte führte die sechs mit Leder und Kettenhemden gerüsteten Krieger und den Magier, die zusammen den Raben bildeten, zum linken Turm, riss die Tür auf, ließ den Wächter mit einem gebrüllten Befehl zur Seite treten und rannte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter. Dabei stützte er sich an der Außenmauer ab, um das Gleichgewicht zu halten.
    Auf halbem Wege nach unten hörten sie eine zweite, noch stärkere Explosion. Die ganze Burg schien in ihren Grundfesten zu erbeben.
    »Sie sind schon durch die Mauer gebrochen und in den Burghof eingedrungen«, warnte Hirad.
    »Wir sind gleich da«, antwortete ihm der Unbekannte. Die Tür am Fuß des Turms war offen, doch Hirad war nicht sicher, ob der Unbekannte überhaupt einen Moment gezögert
hätte, wenn sie verschlossen gewesen wäre, so groß war seine Geschwindigkeit. Der Rabe rannte ins verblassende, bernsteinfarbene Sonnenlicht hinaus und wandte sich zur linken Ecke des Burghofs, wo nach der Explosion noch der Staub in der Luft stand.
    Aus den Staubschwaden tauchte der Feind auf und bahnte sich einen Weg durch den Schutt, den er selbst erzeugt hatte. Die Krieger, durch Lederharnische geschützt und die Gesichter hinter Masken aus Tuch verborgen, schwärmten im Burghof aus. Hinter ihnen konnte Hirad einen weiteren Mann sehen, der sich scheinbar gemächlich einen Weg durch die Trümmer suchte. Auch er trug eine glänzende Lederrüstung, doch darum hatte er einen weiten schwarzen Mantel gelegt, der sich hinter ihm bauschte. Eine rauchende Pfeife steckte in seinem Mund, und wenn Hirad seine Augen nicht täuschten, dann streichelte er eine Katze, die den Kopf aus dem Ausschnitt des Mantels steckte.
    Hinter sich hörte er Ilkar, den Elfenmagier aus Julatsa, fluchen und spucken: »Xetesk!« Hirad hielt mitten im Schritt inne und sah sich um. Ilkar winkte ihn weiter.
    »Mach schon und kämpfe«, sagte der Elf. Man sah dem großen schlanken Mann mit dem kurzen dunklen Haar die Anspannung an. Die Haselnussaugen verengten sich. »Ich werde ihn im Auge behalten.«
    Die feindlichen Kämpfer rückten mit gleichmäßigem Tempo auf der linken Seite des Raben vor und liefen zur kahlen Felswand, wo sich Schuppen voller Getreide, Werkzeuge und Feuerholz von den äußeren Verteidigungsanlagen bis zum Burgfried erstreckten.
    Der Unbekannte Krieger änderte sofort die Richtung und schnitt den Angreifern den Weg ab. Hirad runzelte die Stirn, er konnte den Blick nicht von der schwarz gewandeten Gestalt hinter den Schwertkämpfern wenden.

    Die Kampfgeräusche, die von außerhalb der Mauer hereindrangen, ließen allmählich nach, und Hirad konzentrierte sich auf die vor ihm liegende Aufgabe. Er sah die Feinde, die dem Raben zahlenmäßig beinahe drei zu eins überlegen waren, und stieß vor, um sie abzufangen. Fünf Krieger bildeten die Vorhut; sie rannten mit erhobenen Schwertern vorneweg, und ihre Rufe hallten zwischen den Mauern, während sie angriffen und auf ihre zahlenmäßige Überlegenheit vertrauten.
    »Formation bilden!«, rief der Unbekannte, und der Rabe wechselte reibungslos zur Kampfaufstellung. Wie immer nahm der Unbekannte selbst den Platz im Zentrum eines schiefen, leicht unregelmäßigen Fünfsterns ein. Links neben ihm standen Talan, Ras und Richmond, während rechts von ihm Sirendor und Hirad ihre Positionen bezogen hatten. Hinter ihnen bereitete Ilkar den Verteidigungsschild vor.
    Der Unbekannte tippte im Takt seiner Schritte mit der Spitze seines Zweihandschwerts auf den Boden, und Hirad, der in den Augen der Feinde das Erkennen suchte, bleckte die Zähne, als er es tatsächlich fand und sah, wie ihr Schritt sich um eine Winzigkeit verzögerte.
    »Schild ist oben«, erklärte Ilkar. Selbst jetzt, nach zehn Jahren, jagte es Hirad noch einen Schauer über den Rücken. Dabei konnte er genau
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