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Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath
Autoren: Das Schloß im Eis
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Feuern seines Volks aufgestiegen.
Jetzt war die Luft schwarz vor Rauch. Noch auf diese
Entfernung konnte Haudo brennende Pelze und Häute riechen. Er hätte sogar schwören können, daß er Schreie hörte,
aber das war unmöglich.
»Haudo?« Terve stand plötzlich dicht neben ihm. Er legte
seiner kleinen Schwester den Arm um die Schultern. Sie ist
zu jung, um ihre Mutter zu verlieren, dachte er. »Wir müssen zum Eisboot, Terve.«
»Was ist denn passiert?« Terve war den Tränen nahe,
doch ein Kind Des Volks weinte nicht so leicht. Immer noch
umklammerte sie den Korb mit den Splittererscherben.
»Wir werden sehen, Kleine Schwester.« Er stellte das
Boot auf, half Terve hinein und setzte das Segel. Bald rannte er nebenher, um es auf den festen Schnee zu lenken und
dann hineinzuspringen, als der Wind das Segel blähte.
Schweigend sausten sie auf das rauchende Dorf zu.
Dann bremste Haudo das Eisboot und versteckte es hinter einem Hügel aus aufgetürmtem Schnee. Das Dorf war
nicht mehr weit entfernt. »Bleib hier«, befahl er Terve.
Der Zwölfjährige schlich hinter dem Schneeberg entlang,
wobei er sich alles ins Gedächtnis rief, was sein Vater ihm
je über die Pirsch gesagt hatte: Vertraue deiner Nase und
benutze deine Ohren. Sie werden dir genausoviel verraten
wie deine Augen. Noch bevor er den Kopf über den
Schneeberg erhob, roch er den stechenden Geruch der Minotauren. Er nahm auch den tranigen Fischgestank der
Thanoi wahr, der Walroßmenschen, die entgegen jahrtausendealter Legenden behaupteten, das Eisreich würde ihnen gehören, nicht Dem Volk. Und Haudo roch noch etwas
anderes – einen unangenehmen Geruch von Abfall und
faulem Fleisch. Da warf er einen Blick auf sein Dorf, obwohl er in dem dichten Rauch fast gehustet hätte. Ihm
stockte der Atem. »Zweiköpfige Untiere!« flüsterte er.
Er wollte zurückspringen, um den Anblick nicht sehen
zu müssen, der sich ihm für immer ins Gedächtnis einprägen würde. Seine Verwandten, seine Freunde lagen verrenkt und tot im blutgetränkten Schnee. Minotauren, Walroßmänner und die zweiköpfigen Monster schleppten einen Körper nach dem anderen aus den Eisblockhütten und
den Zelten aus Häuten. Einige Körper zuckten noch. Ein
alter Mann stöhnte, doch gleich eilte eines der zweiköpfigen Ungetüme herbei und schlug ihm mit einer Dornenkeule den Kopf ein.
Angeführt wurde der Überfall von einem Mann in einer
Robe, dessen Silhouette am Südhimmel zu sehen war.
Leiser, als er je eine Robbe oder ein Walroß gejagt hatte,
eilte Haudo durch den Schatten hinter dem Schneeberg zu
Terve und dem Eisboot. Das kleine Mädchen hatte dieses
eine Mal gehorcht. Es kauerte im Boot. Haudo sagte nur:
»Wir müssen fort, Kleine Schwester.« Sie nickte stumm.
Bald jagte das Eisboot über den Schnee zum Dorf ihrer
Verwandten, das mehrere Tagesreisen nordwestlich
lag.Kai-lid schreckte aus dem Schlaf hoch. Der Halbelf, der
Wache hatte, sah zu ihr hin, sagte jedoch nichts. Caven,
Kitiara und Wod lagen in Decken gewickelt ums Feuer.
Xantar hockte wachsam über ihnen. Die Augen der Untoten beobachteten sie immer noch aus der Finsternis.
Die Zauberin sandte ihre Gedanken aus. Xantar?
Ich habe es auch gesehen, Kai-lid. Die Verwüstung des Eisvolkdorfes.
Es war also kein Traum?
Genausowenig wie die andere Botschaft. Die Armeen deines
Vaters haben das Dorf überrannt. Der Valdan erprobt seine
Macht, Kai-lid.
Xantar, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen die vier
zum Sla-Mori bringen und ins Eisreich schaffen.
Ich habe eine Idee. Unter Kai-lids Augen erhob sich die Eule vom Baum und schwang über den Düsterwald davon.
Gleich darauf war sie nicht mehr zu sehen.
»Worüber habt ihr gesprochen?« fragte Tanis leise von
seinem Posten aus. »Kitiara hat mir von eurer Telepathie
erzählt.«
Kai-lid antwortete langsam. »Ich glaube, Xantar will nach
dem Ettin Ausschau halten.«
Tanis nickte, obwohl sein Blick Zweifel verriet. »Du
glaubst also, wir sollten weiter versuchen, ihn zu fangen?
Auch wenn er wahrscheinlich von diesem bösen Zauberer,
diesem Janusz, geschickt ist?«
Sie zögerte. Dieser Halbelf schien ein anständiger Mann
zu sein. Vielleicht konnte sie ihm gegenüber ehrlicher sein.
Vielleicht würde Tanis freiwillig den vielen tausend Menschen zu Hilfe kommen, die ganz sicher durch die Hand
ihres Vaters sterben würden, wenn man den Valdan nicht
besiegte. Kai-lid machte langsam den Mund auf.
Aber Caven Mackid mischte sich ein. »Wir sollten den
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