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Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath
Autoren: Stahl und Stein
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ärgern, und schließlich meinte Caven, Kitiara
solle die Nachhut übernehmen. »Dann brauchen wir dein
Genörgel nich t mehr zu hören«, erklärte er, als sie Einwände erhob. Kitiara hätte sich gewehrt, doch genau in diesem
Augenblick überfiel sie wieder eine Welle von Schwindel
und Übelkeit, die sie ebensosehr ärgerte, wie sie ihr zusetzte. Sie ließ die anderen ohne ein weiteres Wort vorausziehen.
Jedenfalls war das nicht mehr der Kater von dem Besäufnis der letzten Nacht, dachte sie, als die anderen drei
vor ihr ritten. Sie hatte den ganzen Tag gegen ihre Erschöpfung angekämpft, und einmal hatte sie sich tatsächlich dabei ertappt, wie sie halb vom Pferd rutschte, weil sie im
Sattel eingenickt war. Sie hatte sich ruckartig aufgesetzt
und ihre Locken zurückgeschüttelt, um den Beinahesturz
zu überspielen. Doch diese erneute Welle von Übelkeit und
plötzlichem Schwindel war schwerer zu verbergen. Das
fehlte gerade noch, erst verhöhnte sie Wod, und dann
brach sie selbst zusammen.
Sie hielt ihr Pferd zurück und ließ die anderen drei ein
Stück vorausreiten. Alle waren überaus schweigsam; niemand witzelte, wie Kitiara es von anderen Raubzügen gewohnt war. Man hörte nur den Hufschlag der Pferde, das
Knarren von Tanis’ Sattel, wenn dieser sich vorbeugte, um
die Fußspuren des Ettins zu suchen, und ihre eigenen, angestrengten Atemzüge. Als sie weit genug entfernt waren,
lehnte sich Kitiara vorsichtig aus dem Sattel und übergab
sich in einen Busch am Weg. Dann zwinkerte sie ein paarmal, um wieder richtig sehen zu können, und spornte Obsidian zum Trab an.
Die Dämmerung brach an. Es war, als ob etwas, das sie
beobachtete, beschlossen hatte, daß es an der Zeit sei, die
Schlinge zuzuziehen. Sie hatten ihre Schwerter wieder eingesteckt, doch die Hände blieben immer nahe am Gürtel.
»Halbelf«, rief Kitiara. »Kannst du jetzt etwas mit deiner
Nachtsicht anfangen?«
»Hab’ ich versucht«, gab Tanis zurück. »Ich sehe nichts
als Bäume. Einfach gar nichts – keine kleinen Tiere, keine
Vögel. Nichts als den Dunst.«
Kitiara knurrte. Bei einem plötzlichen Geräusch hinter ihr
zog sie mit dem Reiben von Metall an gegerbtem Leder ihr
Schwert. »Halbelf«, rief sie wieder. »Schau mal nach hinten.«
Tanis und Caven gehorchten. Caven fluchte. »Der Pfad«,
murmelte Tanis.
»Weg!« fügte Caven überflüssigerweise hinzu.
Wod stöhnte. Es stimmte. Wie eine Phalanx Soldaten hatten sich die Bäume hinter ihnen geschlossen. Beide Männer
zogen ihr Schwert. Wod umklammerte zitternd sein Messer.
In diesem Moment verwandelte sich der Nachmittag urplötzlic h in Nacht. In dem einen Augenblick konnten sie
einander und die gemarterten Bäume noch sehen, im
nächsten sahen sie nur noch undurchdringliche Finsternis.
Wods Stimme drang bebend aus der Dunkelheit. »Onkel
Caven?«
»Genau hier.« Mackid hatte sich nicht gerührt, das war
Kitiara klar.
»Wenigstens können wir uns hören.« Das war Tanis’
Stimme.
»Wir sind nicht allein«, sagte Kitiara plötzlich.
Die Luft begann zu glühen, und Kitiara sah im Widerschein des Lichts die Gesichter ihrer Begleiter. Das glühende Licht drang aus zwei Augäpfeln. Direkt unter den Augen zeigten sich zwei Skeletthände, die von grünem Feuer
umrahmt waren. »Tanis«, wiederholte Kitiara. Ihr Mund
war trocken.
»Ich seh’s, Kit.« Tanis stieg ab und kam langsam zu ihr.
»Was ist das?« fragte Caven.
Kitiara antwortete: »Ein Wichtlin.«
»Was ist das?«
Tanis sah Kitiara an. Sie hatte ihren He l m aufgesetzt.
Obwohl Obsidian rastlos, fast außer sich vor Furcht herumtänzelte, saß Kitiara gerade aufgerichtet auf ihrer Stute. Mit
einer Hand hielt sie die Zügel, mit der anderen das
Schwert. Ihr Gesicht war blaß, aber direkt unter der Haut
zeichneten sich knallrote Streifen auf ihren Wangenknochen ab. Kitiara war jetzt in ihrem Element, wie Tanis wußte.
Der feuerumsäumte Wichtlin kam nicht auf die Kriegerin
zu, doch sein Blick wich nicht von ihr. Ihrer war ebenso
fest.
»Wichtlins«, flüsterte Tanis Caven zu, »sind elfische Untote.«
»Bei den Göttern!« stieß Caven aus. »Und es sind nur
Augen und Hände, sonst nichts? Wie bekämpft man so etwas?«
»Es ist noch mehr da – der Rest von dem zerfallenen Skelett«, sagte Tanis. »Sei dankbar, daß du es nicht sehen
kannst.« Wods Zähne klapperten.
»Und das war mal ein Qualinesti?«
»Silvanesti«, stellte Tanis richtig. »Manche Si l vanestiE l fen, die zu Lebzeiten dem Weg des Bösen
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