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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch
Autoren: John Burdett
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auf meine Mutter, bis diese in einem BMW mit getönten Scheiben eintrifft. Ihr Chauffeur lässt sie unmittelbar vor dem Club heraus und lenkt den Wagen dann auf einen Privatparkplatz in der Soi 23. In letzter Zeit ist sie ein bisschen fülliger geworden und trägt nun eher locker geschnittene, klassische Kleidung als knallenge schwarze Leggings und T-Shirts. Heute hat sie sich für einen langen Tweedrock mit dazu passendem Blazer (in donnerstäglichen Orangetönen) entschieden – hochklassige Klamotten, aber eindeutig für Damen mittleren Alters –, und für jede Menge Goldschmuck dazu. Sie ist der Inbegriff der konservativen Geschäftsfrau; man könnte sie gut und gern für eine Universitätsprofessorin halten. Ich begrüße sie mit einem Küsschen auf die Wange, während sie meine Versorgung des Buddha mit einem anerkennenden Nicken kommentiert, bevor sie sich an einen der Tische setzt und sich eine Marlboro anzündet.
    »Der Club ist einfach zu altmodisch, Sonchai«, sagt sie mit einem Blick in Richtung der auf alt gemachten Jukebox mit ihren blinkenden Sternen sowie der Poster von Marilyn Monroe, Frank Sinatra, den Mamas & Papas, den Doors, den frühen Beatles und Stones. »Wir müssen was ändern, um attraktiver zu werden. Alle anderen Bars hat man renoviert, und im Fire House und Vixens tanzen die Mädchen nackt. Wir verlieren Kunden.«
    Ich schüttle stirnrunzelnd den Kopf. Die Aussicht, auch hier bald nackt tanzende Mädchen auf der Bühne zu erleben, empfinde ich als einen Schritt auf die kalkulierte Ausbeutung zu. Meine Mutter, die meine Vorbehalte kennt, runzelt ihrerseits die Stirn.
    »Die Zeiten ändern sich, Sonchai, und wir müssen uns anpassen. Die Bar ist eine wichtige Einnahmequelle für dich – von deinem Polizistengehalt allein könntest du nicht leben. Nimm endlich die rosa Brille ab. Neun von zehn Mädchen, die sich hier bewerben, wollen nackt tanzen, weil sie wissen, dass man so die Kunden fängt. Ein Mann, der sich nicht sicher ist, ob er bumsen, sich besaufen oder früh ins Bett gehen möchte, um seinen Jetlag loszukriegen, wird beim Anblick von Brustwarzen und Schamhaaren schwach. Der Westen erliegt seiner eigenen Heuchelei, und immer mehr Chinesen und Inder, die auf schnörkellose Action aus sind, suchen die Bars auf. Seien wir doch ehrlich: Die Mädchen sind zu arm, um sich Gedanken über Schicklichkeit zu machen.«
    »Hast du denn keine Sorge, was aus uns wird, chart na? «
    »Das nächste Leben bestimmt sich dadurch, wie großzügig wir in diesem sind und wie viel Mitgefühl wir zeigen, nicht dadurch, wie sehr wir uns den Mächten des Marktes unterwerfen.«
    Ich weiß, dass sie recht hat, will aber im Augenblick nicht diskutieren, also reiche ich ihr die Schlüssel, sage ihr, wie viel Bier und Schnaps ich bestellt habe, und verabschiede mich wie ein artiger Sohn mit einem Küsschen von ihr. Erst draußen auf der Straße wird mir bewusst, wie mulmig mir ist vor dem zweiten Besuch in Damrongs Wohnung, und ich spiele mit dem Gedanken, meinen Assistenten Lek zu bitten, dass er mich begleitet. Doch am Ende unterdrücke ich dieses Gefühl und marschiere die Soi Cowboy entlang, wo gerade die mit Jeans und T-Shirts bekleideten Mädchen aus ihren Schlafräumen in den oberen Etagen auftauchen und sich hungrig über ihr Frühstück von den Ständen hermachen, die zu dieser Tageszeit die Straßen säumen.
    An diesem Ende der Soi 23 befinden sich etliche Lokale, die sich am westlichen Geschmack orientieren, und zahlreiche Garküchen, die eher von Kunden mit einer Vorliebe für Isaan-Gerichte frequentiert werden; die meisten unserer Mädchen stammen aus dem armen Norden und gewöhnen sich nie an die Bangkoker Küche. Ein Stück weiter, hinter der indischen Botschaft, folgen hauptsächlich Wohnhäuser, manche davon im Hinblick auf die Soi-Klientel erbaut. Das, in dem sich Damrongs Apartment befindet, wirkt jedoch eher sauber und sachlich und beherbergt offenbar Einheimische mittleren Einkommens. Dem Thai-Geschmack entsprechend, hat man sich bei der Gestaltung der Wachmannuniformen viel Mühe gegeben: weiße Jacke, purpurrote Schärpe, türkische Pluderhose, weiße Strümpfe, Lackschuhe und eine hübsche Kappe. Aufgrund dieser dem Selbstbewusstsein förderlichen Eleganz lässt sich der Mann an der Tür nicht allzu sehr von meiner Polizeimarke beeindrucken und notiert gemächlich die Nummer, bevor er einen gleichermaßen herausgeputzten Kollegen ruft, der mich in den zwölften Stock begleiten soll. Im
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